Währungsschwankungen und Diversifikation: Wie Anleger richtig reagieren

Währungsschwankungen und Diversifikation: Wie Anleger richtig reagieren


Dr. Markus C. Zschaber erklärt, warum Währungsschwankungen schwer vorhersehbar sind und welche Risiken durch hohe Staatsverschuldung und geopolitische Unsicherheiten entstehen. Umso wichtiger sind eine gezielte Diversifikation und die Auswahl ertragsstarker Qualitätsaktien.

Währungsschwankungen sind in unserer globalen Welt an der Tagesordnung und gehören einfach dazu, denn bei aller Prognostik ist es fast unmöglich Währungen einzuschätzen, so dass man immer erst im Nachhinein weiß, warum sich die eine oder andere Währung in bestimmter Weise entwickelt hat. Die Schwankungen der Wechselkurse werden durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren bestimmt und erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Faktoren auch nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Es ist daher sehr schwer, die Verhältnismäßigkeit von Währungen zueinander zu kalkulieren – und das gilt selbstverständlich auch für das Verhältnis von US-Dollar zu Euro, denn es gab jüngst die Dollar-Schwäche.

Um sich dem Wert einer Währung zumindest anzunähern, müssen Sie die jeweiligen Wirtschaftsräume genauer betrachten. Die USA befinden sich normalerweise in einem Zinssenkungszyklus – dies spricht erstmal tendenziell für einen abwertenden Dollar, da sich die Wirtschaftsakteure günstiger verschulden können und die Geldmenge zunimmt. Es gibt aber auch Phasen, in denen Zinssenkungen der US-Notenbank den gegenteiligen Effekt haben und den Dollar im Wert steigen lassen. Die Gründe für diese Umkehr liegen etwa in der Entwicklung der Ex- und Importe oder auch in steigender Staatsverschuldung.

Mehr US-Schulden, Abkehr vom Dollar

Vor allem in jüngster Zeit ist an den Börsen die wachsende Verschuldung vieler Länder in den Fokus gerückt – und das kommt nicht von ungefähr. So stehen weltweit einem Wirtschaftswachstum um 101 Billionen Dollar neue Schulden in Höhe von 355 Billionen Dollar gegenüber. Gerade für die USA ist der Faktor Staatsschulden nicht zu vernachlässigen. Noch nie waren die Staatsschulden der Vereinigten Staaten höher – und sie wachsen aufgrund der Politik von US-Präsident Donald Trump in hohem Tempo weiter.

Mit Blick auf die Emerging Markets verliert der Dollar in der Weltwirtschaft an Gewicht. Etliche Schwellenländer wie China, Indien oder Russland haben in der Vergangenheit immer wieder mal laut über eine goldgedeckte Währung nachgedacht und erhöhen ihre Goldreserven. Die Zeiten, in denen der Dollar noch von staatlichen Goldreserven gedeckt war, sind hingegen seit Jahrzehnten vorbei. Heute basiert der Wert des US-Dollar nur noch auf dem Vertrauen seiner Nutzer. Vor allem asiatische Länder wollen aber nicht mehr nur in Dollar bezahlt werden und reduzieren ihre an Kaufkraft einbüßenden Dollar-Reserven. Sie fürchten sogar einen Infarkt der Weltwährung Nummer eins, der auf einen Schlag ihre Dollar-Guthaben wertlos machen könnte. Wie diese Abkehr vom Dollar die Wechselkurse beeinflusst, ist nicht seriös kalkulierbar. Es sorgt aber am Devisenmarkt für stetigen Druck auf den Dollar-Wechselkurs. Der Zusammenbruch des Dollar ist unter dem Strich nicht gänzlich auszuschließen, ebenso wenig wie ein Schulden-Cut der US-Regierung, wenn die Schuldenlast immer weiterwächst. Beides würde das Vertrauen in den Dollar zerstören und seinen Wert ins Bodenlose fallen lassen. Ich will hier keine Panik schüren, natürlich ist so ein Szenario ein Extremszenario. Aber es ist nicht mehr völlig unvorstellbar. Das Gleiche gilt allerdings auch für den Euro, wie Sie es unten lesen.

V-CHECK Video: US-Dollar unter Druck: Risiko oder Chance für Anleger?

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Hohe Staatsschulden auch in der Euro-Zone

Nur hilft es nichts, Argumente gegen eine Währung zu haben, wenn man nicht zugleich Argumente für eine andere Währung hat. Für irgendeine Währung müssen Sie sich schließlich entscheiden. Mit Blick auf den Euro-Raum gilt: Auch er ist kritisch zu sehen. Zwar wird die europäische Wirtschaft von außen meist positiver beurteilt als von innen. Aber Investoren, die beispielsweise die Verschuldung Frankreichs betrachten, packt das Grauen. Dort hat die Schuldenquote des Staates bereits Züge angenommen, die vernichtend für den Euro werden könnten.

Ein vergleichbares Bild bietet Italien. Und nicht zuletzt durch das neue 1,5-Billionen-Euro-Schuldenpaket der Bundesregierung haben wir in Europa die Situation, dass die EZB ihre Zinsen senkt, aber die Renditen der Staatsanleihen trotzdem steigen. Italien zum Beispiel muss für seine Staatsanleihen mittlerweile 4,25 und 4,50 Prozent Zinsen zahlen.

Das Problem: Der einzige Käufer italienischer Staatsanleihen sind die EZB, ein ganz kleiner Teil privater Anleger sowie ein kleiner Teil institutioneller Investoren. Die Verzinsung der Anleihen ist also längst noch nicht so hoch, wie sie für einen funktionierenden Rentenmarkt sein müsste. Doch trotz der gestiegenen Risiken durch die wachsende Staatsverschuldung ist der Euro gegenüber dem US-Dollar gestiegen. Das könnte sich aber schnell ändern, denn die Situation in Europa ist aus Währungsanlegersicht kritisch: Wir sehen Kriegstreiber wie noch nie und die Wirtschaftsdaten sind schwach. Zudem senkt die EZB zwar einerseits die Zinsen, ist aber auf der anderen Seite bereit, all die Verschuldungsprogramme der Mitgliedstaaten zum Zwecke der Aufrüstung und für Investitionen über allerlei Sonderprogramme zu bedienen. Außerdem ist unsicher, ob die wachsende Staatsverschuldung in Deutschland und anderen Mitgliedstaaten tatsächlich die propagierten positiven Effekte auf die Realwirtschaft entwickeln. Unweigerlich stellt sich da die Frage: Kann der Euro das überleben? Wie weich kann die Gemeinschaftswährung werden?

Nur Vorsicht und Diversifikation helfen

Kurzum: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass sich Währungen und die Entwicklung der Wechselkurse nicht kalkulieren lassen. Daher gibt es keine kluge Prognose, aus den Einflussfaktoren lassen sich allenfalls Ableitungen bilden, die aber in alle Richtungen gehen können und nicht wirklich weiterhelfen. Die Richtung von Zöllen, Zinsen, Konjunktur, Im- und Export sowie der geopolitischen Konfliktfelder sind im aktuellen Umfeld nicht vorhersehbar, eine Wechselkursprognose gleicht daher einem Roulette-Spiel.

Für uns vom Portfoliomanagementteam bedeutet dieses, weiterhin die Unternehmensperlen in den dominanten Währungsräumen wie US$ und Euro zu suchen. Erstens: Sofern ausschließlich in langfristig gute amerikanische Aktien investiert wird, auch unter Berücksichtigung der verschiedensten Trends, kann man mit den Schwankungen beim Dollar eigentlich gut leben. Ausgesuchte US-Aktien bieten trotz der aktuellen Turbulenzen für Investoren und Anleger auf lange Sicht das höchste Ertragspotenzial, auch wenn sie etwas höher bewertet sind als beispielsweise europäische Titel.

Im Portfoliomanagementteam gehen wir genauso vor: Wir nehmen das Währungsrisiko in Kauf, haben dafür aber besonders ertragsstarke Top-Aktien im Depot. Dabei sollte man auch berücksichtigen, dass auch US-Unternehmen nicht alle Einnahmen in Dollar erzielen. Ausländische Umsätze werden meist in den jeweiligen Landeswährungen gemacht und zum jeweils aktuellen Wechselkurs abgerechnet. Eine gewisse Währungsstreuung kann man damit auch erreichen, selbst wenn man nur in US-Aktien investiert hätte. Die Kursnotierung in Dollar kann in dieser Hinsicht etwas täuschen. Darüber hinaus haben wir einen Anlagemix, sprich eine Diversifikation, die über Währungsräume streut und ebenso die Stabilität des Portfolios erhöht.

Wie immer gilt: Ein wohlüberlegtes, schrittweises Vorgehen beim Portfoliomanagement und die sorgfältige Auswahl der Investments sind immer und unbedingt empfehlenswert. Übrigens: Die Beimischung solider Dividendentitel bietet ebenso einen Mehrertrag für unsere Vermögensverwaltungslösungen. Dazu bleibt es immer ratsam, eine Anlagestrategie möglichst breit aufzustellen – gegebenenfalls in viele Assetklassen zu investieren, um damit mehrere Bereiche und auch Branchen abzudecken.

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