
"Bei Ackerland-Investment auf Standort achten"
Frage: Was ist der Reiz dabei, in Ackerland zu investieren?
Andreas Görler: Das niedrige Zinsumfeld ermutigt Anleger einerseits, eine etwas höhere Risikotoleranz zu akzeptieren. Anderseits werden auch immer wieder Sachwerte wie Immobilien Grundstücke und Ackerland als Investitionsmöglichkeit in Erwägung gezogen. Die Motive solcher Geldanlagen sind vielfältig: Suche nach einer inflationsunabhängigen Geldanlage, reine Spekulation auf Preissteigerungen oder die Möglichkeit, sich in Extremsituationen selbst versorgen zu können.
In den vergangenen Jahren konnte man in vielen Regionen Europas eine deutliche Steigerung der Nachfrage nach Ackerland feststellen. Der Grund: Neben Investitionen besteht ein immer größerer Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das ist letztlich auf die immer weiter steigende Weltbevölkerung zurückzuführen. Ein Zusatzeffekt ergibt sich aus der Verwendung landwirtschaftlicher Rohstoffe zur Gewinnung von Bioenergie.
Worauf genau muss man bei einer solchen Geldanlage achten?
Görler: Ähnlich wie bei dem Erwerb einer Immobilie ist hier die Standortwahl von Bedeutung. In Deutschland ist der Preis für Ackerland relativ hoch. Hier verdoppelten sich in einigen Regionen die Preise. Immer wieder wird Rumänien als günstige Alternative zum Erwerb von Ackerland genannt. Die Bodenqualität und die klimatischen Verhältnisse sind hier sehr gut.
Wie bei jedem Sachwertinvestment im Ausland ist es aber besonders wichtig, sich rechtliche Unterstützung durch eine fachkundige Anwaltskanzlei einzuholen. Sie sollte sich mit dem ausländischen Recht auskennen. Für nicht sachkundige Anleger ist es außerdem nicht einfach, die Qualität des zu erwerbenden Bodens zu prüfen.
Problem wird es dann, wenn ein Investment das Interesse der Kapitalmärkte weckt. Die Preise werden dann ähnlich wie in den letzten Jahren bei Rohstoffen nicht mehr von denen bestimmt, die das Produkt nutzen. Sondern von renditeorientierten Anlegern. Preisblasen sind meist die Folge und die können platzen.
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Wo liegen die damit erzielbaren Renditen?
Görler: In den letzten zehn Jahren haben sich Pachtpreise für Ackerland in etwa verdoppelt. Vorteilhaft ist es, wenn sich in der Nähe genügend landwirtschaftliche Betriebe befinden, um den Pachtzins realisieren zu können. Wenn man zusätzlich noch in der Nähe von Städten investiert, hat man die Chance auf die Umwandlung in Bauland. Das kann dann eine Vervielfachung des Kaufpreises bedeuten.
Wie genau macht man das? Welche Wege und Möglichkeiten gibt es?
Görler: Als Beimischung ist dieses Investment allerdings nur interessant, wenn ein Anleger über entsprechend hohes Kapital verfügt. Für Kleinanleger gibt es theoretisch die Möglichkeit, in geschlossene Fonds zu investieren, die Sachwerte halten. Meist sind aber hier vergleichsweise hohe Mindestbeteiligungen von mehr als 10.000 Euro notwendig. Die weichen Kosten können bei bis zu 20 Prozent liegen.
Es gibt ja auch Kritik, weil Investoren Landwirten die besten Flächen dadurch wegnehmen. Wie ist das einzuschätzen?
Görler: Die Kritik ist durchaus nachvollziehbar. Besonders kritisch wird es, wenn in Landflächen und damit auch letztlich in die Nahrungsmittelproduktion strukturschwacher, ärmerer Länder investiert wird. Wenn Finanzinvestoren damit ihre Rendite optimieren, ist das sicherlich kritisch zu sehen.
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