
15 aktuelle Fragen zur Geldanlage - Das sagen unabhängige Experten

Soll ich wegen der Ukraine-Krise alle meine Investments verkaufen?
Schwab: Ein ganz klares „Nein“. Schwankungen gehören an den Märkten dazu! Was Sinn macht ist, Ihre aktuelle Situation zu überprüfen, ob die individuelle Risikoquote Ihrer Vermögensstruktur richtig gewählt ist. Wenn das Verhältnis von Chancen und Risiken insgesamt stimmt und zu Ihnen passt, kann man die Zielinvestments unabhängig auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls optimieren.
Lohnt sich eine Anlage in Gold?
Schwab: Unsere Empfehlung ist es, fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in Edelmetallen anzulegen. Interessant ist es, dass die Goldquote bei Großanlegern in den letzten Jahren von früher zehn Prozent auf aktuell ein bis 2 Prozent gefallen ist. Edelmetalle besitzen einen intrinsischen (in sich begründeten) Wert und eignen sich in inflationären Zeiten sehr gut zur Vermögenssicherung. In den Ländern mit hoher Inflation, wie zum Beispiel der Türkei, sieht man, dass die Goldpreise in der Landeswährung und die Nachfrage sehr stark gestiegen sind.
Wie kann ich mein Kapital vor Inflation schützen?
Schwab: Als Inflationsschutz leisten Sachwerte wie eigen- oder fremdgenutzte Immobilien, Edelmetalle und Sammlerstücke wie Kunstobjekte oder Oldtimer gute Dienste. In einer umfassend strukturierten Vermögensanlage spielen hier auch Aktien als Anteile am Produktivkapital von Unternehmen eine wichtige Rolle.
Ich habe 250.000 geerbt. Wie kann ich die Summe sinnvoll anlegen (Immobilienbesitz ist vorhanden)?
Schwab: Unsere Empfehlung ist es, in einem ersten Gespräch Ihre Situation und Ihre persönlichen und finanziellen Wünsche und Ziele aufzunehmen. Im Anschluss entwickeln wir, gerne auf Honorarbasis, Ihr persönliches Anlagekonzept aus Sachwerten wie Immobilien, Investmentanlagen, ETF`s, Edelmetallen etc. und Geldwerten. Diese Struktur passen wir dann für Sie lebensbegleitend an die aktuelle Kapitalmarkt- und Zinssituation an.

Soll ich Gold am besten als Münzen oder als Fonds kaufen?
Kienzler: Hier kommt es darauf an, wozu das Gold gedacht ist. Erwarten Sie den Kollaps unseres Finanzsystems wären gängige Münzen in möglichst kleiner Stückelung als Tauschmöglichkeit die richtige Wahl. Im Vergleich zu einem Barren ist das Edelmetall dann allerdings etwas teurer und die Kosten für einen Tresor oder eine Diebstahlversicherung kommen noch hinzu. Dient Gold eher als Gegengewicht im Vermögensmix, können physisch besicherte Produkte, wie zum Beispiel Xetra-Gold, eine günstigere Alternative sein. Hier liegt der glänzende Vermögensanteil gegen eine geringe Gebühr in einem Hochsicherheitstresor.
Was halten Sie von Bitcoin als Anlage?
Kienzler: So etwas kann man als Beimischung eines Vermögensmix machen, aber jeder sollte sich bewusst sein, dass das hochspekulativ ist. Investieren Sie nur so viel, wie Sie auch aushalten könnten, komplett zu verlieren. Wer genau weiß, was er da kauft, kann die Risiken noch etwas streuen, indem nicht nur Bitcoin gekauft werden, sondern auch andere Kryptowährungen zum Beispiel über ETFs. Auch Aktien, die von der Blockchaintechnologie profitieren können, können eine Option sein, diesen Trend ins Depot zu holen.
Ist es besser, Geldanlage auf eigene Faust zu machen, oder auf meinen Bankberater zu hören?
Kienzler: Grundsätzlich ist das wie beim Auto. Manche schrauben lieber selbst, aber die müssen sich dann richtig gut auskennen und Zeit investieren. Andere geben ihr Fahrzeug lieber in die Werkstatt und bekommen es repariert und frisch gewaschen zurück, dafür kostet das natürlich etwas. Auch in einem kostenfreien Gespräch bei Ihrer Bank wird Ihnen der Berater eher Produkte empfehlen, an denen er oder sein Arbeitgeber verdienen. Das muss deswegen kein schlechter Rat sein, aber man sollte es wissen. Alternativ können Sie eine unabhängige Beratung gegen Honorar nutzen. Mit einem Vermögensverwalter zum Beispiel, legen Sie eine zu Ihnen passende Vermögensstruktur fest und er wählt dann die dafür am besten geeigneten Anlagen aus.
Wir haben eine laufende Immobilienfinanzierung und ich habe Geld geerbt. Soll ich jetzt trotz Vorfälligkeitsentschädigung den Kredit ablösen oder es anlegen?
Kienzler: Erst einmal klingt es natürlich nicht attraktiv, der finanzierenden Bank eine Entschädigung für die vorzeitige Kreditrückzahlung einzuräumen. Aber die eigentliche Frage ist, was machen Sie sonst mit dem Geld? Denn wenn zum Beispiel schon in einem Jahr die Zinsbindung ausläuft, das Kapital zum Beispiel in Aktien steckt und die Börse gerade da am Tiefpunkt ist, wäre das ungeschickt. Ist Ihr Anlagehorizont klar begrenzt und relativ kurz, sollten Sie Schwankungsrisiken vermeiden und dann ist es im momentanen Umfeld kaum möglich, eine vernünftige Rendite zu erzielen. Läuft die Zinsbindung noch relativ lange, kann die Entscheidung je nach persönlicher Risikoneigung aber auch anders ausfallen.

Die Sparkasse droht mit Negativzinsen und ein erfahrenes Familienmitglied will mir helfen, in Aktienfonds und gemischte Anlagen zu investieren. Aber ist das jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine der richtige Zeitpunkt?
Walter: Auf jeden Fall macht es Sinn, auf einen schnell verfügbaren Notgroschen zu achten, um auch bei steigenden Preisen Überraschungen ausgleichen zu können, ohne gleich an das angelegte Vermögen gehen zu müssen. Welche Anlageform für Sie die richtige ist, hängt von Ihrem Anlagehorizont und Ihrer Risikotoleranz ab. Den richtigen Moment für ein Investment erkennt man immer erst im Nachhinein. Denn Tiefpunkt an der Börse kann keiner seriös vorhersagen und der Verlauf in den nächsten Monaten wird durchaus von Geopolitik maßgeblich bestimmt werden. Grundsätzlich waren aber Krisen auf lange Sicht eher Chancen. Eine Idee wäre es, schrittweise einzusteigen, also alle paar Monate nur einen Teil des Vermögens zu investieren.
Was kann ich tun, um Negativzinsen und Inflation zu vermeiden? Ich habe bisher 200.000 Euro ganz konservativ auf dem Tagesgeldkonto liegen und will auch in Zukunft kein Schwankungsrisiko eingehen.
Walter: Ohne mit Vermögensschwankungen leben zu können, ist keine chancenorientierte Anlage am Kapitalmarkt möglich. Eine Option wäre es, einen Teilbetrag festzulegen, der trotz der bestehenden Risiken renditeorientiert investiert wird. Aber nehmen Sie sich Zeit dafür, Ihre Risikomentalität zu überdenken. Sie sollten das nur machen, wenn Sie danach auch noch ruhig schlafen können.
Mein Lebensunterhalt als Rentnerin ist abgesichert und ich möchte 50.000 Euro rentabel anlegen. Mir wurden dafür komplizierte Express-Zertifikate und teure Fonds empfohlen, was halten Sie davon?
Walter: Grundsätzlich sollten Sie keine Anlagen wählen, die für Sie nicht verständlich sind und von irgendwelchen Marken und Zeitpunkten abhängig sind. Mischfonds mit passendem Chance-Risikoprofil dürften in Ihrem Fall die bessere Wahl sein. Aber lassen Sie sich die Ergebnisse der letzten Jahre und auch die Schwankungen zum Beispiel beim Einbruch am Anfang der Corona-Pandemie aufzeigen. Auch die Kosten sind ein wichtiges Kriterium, aber letztlich zählt vor allem das Ergebnis. Arbeitet das Management gut, darf das auch honoriert werden, solange es Ihnen nach Abzug der Kosten eine vernünftige Rendite einbringt.
Ich habe gelesen, dass ETFs eine kostengünstige und gute Anlage sind. Jetzt habe ich 60.000 Euro übrig und möchte die anlegen, habe aber keine Erfahrung damit. Wie gehe ich vor?
Walter: Lassen Sie sich möglichst unabhängig beraten, auch wenn das vielleicht ein paar Euro Honorar kostet. Ein Fachmann wird im Gespräch mit Ihnen abstimmen, welches Chance-Risikoverhältnis zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt. Am Ende können ETFs durchaus geeignete Produkte sein, aber viel wichtiger ist die grundsätzliche Vermögensaufteilung auf verschiedene Bausteine wie Aktien, Renten oder Edelmetalle.

Was halten Sie von Investitionen in Schweizer Franken und Gold als sichere Anlageform?
Winterhalder: Währungen unterliegen ebenfalls Schwankungen und können sowohl Währungsgewinne als auch Währungsverluste mit sich bringen. Eine Investition in den Schweizer Franken macht deshalb nur dann Sinn, wenn Sie der festen Überzeugung sind, dass der Euro im Vergleich zum Schweizer Franken weiter abwertet. Zinsen erhält man aktuell auch in Schweizer Franken nicht. Bei Gold wird die Schwankung noch deutlich höher sein. Deshalb kann man auch hier nicht von einer schwankungsarmen, sicheren Anlageform sprechen.
Ich möchte monatlich 500 Euro sparen, was würden Sie empfehlen?
Winterhalder: Hier bieten sich Fondssparpläne an, mit denen Sie automatisch jeden Monat Anteile für einen festgelegten Betrag kaufen können. Bei vielen Anbietern ist das schon ab wenigen Euros möglich. Ich würde empfehlen nicht nur auf ein Produkt, sondern möglichst auf mehrere zu setzen und die 500 Euro aufzuteilen. Denn eine breite Streuung hilft grundsätzlich dabei, Einzelrisiken abzufedern. Über Themenfonds können dann zum Beispiel auch Zukunftschancen von Megatrends im Portfolio abgebildet werden.
Meine Lebensversicherung läuft noch 21 Jahre und die Werte werden immer schlechter. Soll ich sie kündigen?
Winterhalder: Auf Grund der aktuellen Zinspolitik und der restriktiven Anlagevorschriften haben es die Versicherer schwer, sogar den Garantiezins zu erwirtschaften. Auf Grund der langen Restlaufzeit macht es Sinn, sich Gedanken über andere Anlageformen zu machen. Fondssparpläne könnten ein Alternative sein, da sie langfristig eine bessere Rendite erzielen sollten als eine klassische Lebensversicherung.
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