
Nachhaltig Geld anlegen einfach erklärt
Grundlagen, Strategien & Tipps
Nachhaltige Geldanlage – was ist das?
Nachhaltige Geldanlage liegt im Trend – aus gutem Grund! Zum einen wird immer mehr Menschen klar: Wir müssen als Gesellschaft anders wirtschaften als bisher, wenn wir die Grundlagen unserer Existenz nicht gefährden wollen. Zum anderen wünschen sie sich ein gutes Gefühl bei ihren Geldgeschäften. Das haben sie mit traditionellen Investments nicht mehr so oft. Vielen Anlegerinnen und Anlegern ist es zunehmend wichtig, Sinnvolles zu tun, ohne dabei auf Rendite zu verzichten.
Doch was bedeutet „nachhaltige Geldanlage“ eigentlich – und woran erkennt man, ob ein Investment wirklich ökologischen, sozialen und ethischen Standards entspricht? Der Begriff „nachhaltiges Finanzwesen“ besagt in der Regel, dass bei Investitionsentscheidungen umweltbezogene und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Diese Entscheidungen sollen zu mehr Investitionen in längerfristige und nachhaltige Aktivitäten führen. Instinktiv steht dabei das Thema Ökologie im Vordergrund. Das ist kein Wunder, steht doch der Klimawandel in der gesellschaftlichen Diskussion, der Presse und der Tagespolitik im Vordergrund. Aber: Nachhaltige Geldanlage ist mehr als Ökologie. Aus Sicht der BaFin sind daher alle ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) zu berücksichtigen, die sich aus den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ableiten lassen.
Nachhaltige Geldanlage – diese Fakten sollten Sie kennen

Rekordwert bei nachhaltigen Fonds
Laut dem Marktbericht 2024 des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) betrug das Gesamtvolumen nachhaltiger Publikums- und Spezialfonds in Deutschland gemäß der EU-Offenlegungsverordnung im vierten Quartal 2023 etwa 905 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einem Anstieg von 20 Prozent. Hinzu kommen etliche Milliarden, die in entsprechenden Indexfonds (ETFs) stecken
Impact Investing
Impact Investing bezeichnet die gezielte Investition von Kapital in Projekte oder Unternehmen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen messbaren und positiven sozialen oder ökologischen Beitrag leisten. Diese Form der Geldanlage bietet eine innovative Möglichkeit, das Engagement des privaten Sektors für eine nachhaltige Entwicklung zu stärken.
EU-Regulierung
Um den nachhaltigen Finanzmarkt zu stärken und Anlegern mehr Transparenz zu bieten, hat die EU die Offenlegungsverordnung (SFDR) und die Taxonomie-Verordnung eingeführt.
Greenwashing
Viel zu oft wird alter Wein in neuen Schläuchen verkauft – Stichwort Greenwashing. Fast jeder zweite als nachhaltig angebotene Fonds enthält klimaschädliche oder andere nicht-nachhaltige Investments.eBook: Damit Ihre Geldanlage gelingt – Gewissen und Rendite vereinen
Vielen Anlegerinnen und Anlegern ist es wichtig, bei ihrer Geldanlage Sinnvolles zu tun, ohne auf Rendite zu verzichten. Sie setzen daher auf nachhaltige Geldanlage. Doch was genau ist das eigentlich? Diese Frage beantwortet der unabhängige Vermögensverwalter Andreas Enke in dem E-Booklet „Damit Ihre Geldanlage gelingt: Gewissen und Rendite vereinen – so investieren Sie erfolgreich nachhaltig“. Der Finanzprofi erklärt folgende Themen objektiv, verständlich und prägnant:
- Wie Privatanleger ihre Anlageziele definieren und dafür sorgen, dass sie sie auch erreichen
- Welche verschiedenen Formen nachhaltiger Geldanlage es gibt und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind
- Warum viele „nachhaltige“ ETF unter falscher Flagge segeln und wie man sie erkennen kann
- Wie Anleger gute aktiv verwaltete Nachhaltigkeits-Fonds von schlechten unterscheiden

Im V-CHECK Podcast: Andreas Enke – Mogelpackung ESG-Indizes

Alle Beiträge aus der Themenwelt
Das Geschäft mit nachhaltiger Geldanlage ist ein Megatrend: Anleger können derzeit aus über 1.400 aktiv verwalteten Fonds auswählen, die auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) achten. Zudem gibt‘s zahlreiche Indexfonds. Allerdings gilt: Wer die Wahl hat, hat auch die Qual – zumal nicht jeder Fonds oder ETF hält, was er verspricht. Doch nun setzt die EU mehr Transparenz durch.
Private Anleger werden sich in den kommenden Monaten vielleicht wundern. Ihr Finanzdienstleister oder Anlageberater wird nicht mehr nur nach der Risikobereitschaft und der Renditeerwartung bei einer Anlage fragen, sondern auch, ob das Geld bevorzugt oder sogar ausschließlich in nachhaltige Unternehmen und Finanzprodukte investiert werden soll.
Gutes Gewissen bei der Geldanlage und Rendite sind kein Widerspruch, erläutert Julie Bossdorf von der Vermögensverwaltung Habbel, Pohlig und Partner.
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Häufig gestellte Fragen zu nachhaltiger Geldanlage
Wegen der unterschiedlichen Indizes, denen die ETFs folgen, ist eine genaue Definition von Nachhaltigkeit bei passiven Investments derzeit nicht möglich. Eine besonders große Spannbreite bei den Aktienindizes besteht zwischen den Labels „ESG Screened“ vom Indexanbieter MSCI und „Socially Responsible Investing“ (SRI), ebenfalls von MSCI, die wir hier vorstellen. Bei Anleihe-Indizes gibt es ähnliche Unterschiede.
ESG Screened: Bei diesem Index-Typ werden Kraftwerkskohle und Ölsande mit Umsatzgrenzen von maximal fünf Prozent sowie Unternehmen ausgeschlossen, die die UN Global Compact-Prinzipien verletzen. Im MSCI Europe etwa befinden sich durch diese recht weichen Kriterien noch 438 der 457 Unternehmen des klassischen MSCI Europe-Index im ESG-ETF. Vielen nachhaltig orientierten Anlegern dürften diese Ausschlüsse nicht weit genug gehen.
SRI: In diesen Index-Typ werden nur die nachhaltigsten Unternehmen aufgenommen, bis jeweils 25 Prozent der Marktkapitalisierung einer Branche erreicht sind. Zudem gibt es mehr Ausschlüsse als beim ESG Screened-Index: Der SRI-Index filtert Firmen heraus, die in Branchen wie umstrittene Waffen, Atomwaffen, Tabak, zivile Schusswaffen, konventionelle Waffen, Erwachsenenunterhaltung, Alkohol, Glücksspiel, Atomkraft und genetisch veränderten Organismen tätig sind. Auch werden die Unternehmen nach ihrer Geschäftspraxis bewertet. Die Folge: Im MSCI Europe SRI-Index bzw. dem ETF sind nur 143 von 457 Unternehmen enthalten. Durch diese Konzentration sind SRI-ETFs nachhaltiger aufgestellt als ESG Screened-ETFs.
Aktive Fonds: Im Gegensatz zu den allermeisten ETFs haben aktiv verwaltete Fonds neben dem Ausschluss von Unternehmen die Möglichkeit, bewusst besonders nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern. Dies ist für Anleger interessant, die sich intensiver mit der nachhaltigen Geldanlage befassen wollen.
Zumindest bei den ETFs ist die Antwort eindeutig: Nachhaltige Investitionen bringen höhere Renditen. Je nachhaltiger ein ETF aufgestellt ist, desto höher war in den vergangenen Jahren die Rendite. So erzielte der SRI-ETF von iShares auf den MSCI Europe in drei Jahren bis zum Frühjahr 2022 eine kumulierte Rendite von 39 Prozent, der ESG-ETF von iShares brachte es in dieser Zeit auf knapp 28 Prozent. Auch über längere Strecken liegt der SRI-ETF vorne. Seit dem Start im Jahr 2011 schaffte dieser ETF auf den MSCI Europe ein kumuliertes Plus von über 140 Prozent. Der klassische ETF brachte es auf gut 100 Prozent. In Regionen wie den USA sowie auf globaler Ebene ergeben die Auswertungen vergleichbare Ergebnisse.
Anlegern steht eine breite Palette an ETFs und aktiv verwalteten Fonds zur Verfügung, um nachhaltig zu investieren. Vor einem Investment sollten sie sich darüber klar werden, was sie unter einem nachhaltigen Investment verstehen. Wem es genügt, bestimmte Branchen, Unternehmen und Geschäftspraktiken auszuschließen, dürfte mit ETFs gut fahren, die auf den Sub-Index „Socially Responsible Investing“ (SRI) setzen. Einen guten Überblick über diese und andere Indexfonds gibt die Website www.justetf.com. Dort waren Mitte April 2022 insgesamt 424 nachhaltige ETFs gelistet.
Anleger, die bestimmte Geschäftsmodelle fördern wollen, kommen an aktiv verwalteten Fonds nicht vorbei. Allerdings sind diese Fonds nicht gut miteinander vergleichbar. So kann Fonds A andere Branchen, Unternehmen und Geschäftspraktiken ausschließen als Fonds B. Zudem hat Fonds A bei der Förderung von Branchen, Unternehmen und Geschäftspraktiken ebenso freie Hand wie Fonds B, was die Vergleichbarkeit ebenfalls erschwert. Nicht zuletzt gibt es unter aktiv verwalteten Fonds solche, die „nur“ bestimmte Branchen ausschließen (ESG-Fonds, Artikel 8 SFDR) und solche, die konkrete Nachhaltigkeitsziele wie die Reduktion von Kohlendioxid anstreben (Impact-Fonds, Artikel 9 SFDR). Die Website www.fondsweb.de listete Mitte April 2022 unter dem Label „Aktienfonds Umwelt/Klima/Neue Energien“ insgesamt 353 aktiv verwaltete Fonds.
Chancen: Investitionen in nachhaltig tätige Unternehmen und Branchen bringen tendenziell eine höhere Rendite als bisher übliche Aktieninvestments, wie die vergangenen Jahre bei den ETFs gezeigt haben. Das bedeutet: Im Fall eines Aktienabschwungs verlieren diese Produkte bislang weniger stark als andere und/oder sie legen bei einem Aufschwung stärker zu. Es ist allerdings nicht gesagt, dass dies auch in Zukunft so sein wird.
Risiken: Wie jedes Aktieninvestment sind nachhaltige Investitionen den Risiken des Aktienmarktes ausgesetzt und können sich daher vom Auf und Ab der Börse nicht entkoppeln. Daher sollten Anleger auch bei nachhaltigen Investitionen die Aktienquote so wählen, dass sie ihrem Risikoprofil und ihren Möglichkeiten entspricht. Unter Umständen kann hierbei ein unabhängiger Vermögensprofi wertvolle Dienste leisten.