Das passende Portfolio für jeden Typ: So gehen Anleger am besten vor!

Das passende Portfolio für jeden Typ: So gehen Anleger am besten vor!


Aktien für die Rendite, Gold gegen Inflation, Immobilien für Erträge sowie Anleihen, um sich gegen Rezessionen abzusichern – so lassen sich einige Vorteile der Anlageklassen zusammenfassen, die wir in den vergangenen fünf Folgen dieser Serie beschrieben haben. Zum Abschluss geht es um die Frage, wie und in welchem Verhältnis Anleger diese „Asset Classes“ kombinieren können oder sollten? Die Antwort hängt entscheidend davon ab, welcher Risikotyp sie sind – sprich: wie hohe Verluste sie maximal aushalten können.

Inhalt:

  1. Die richtige Anlagestrategie hängt von Korrelation, Zinsen und Risikotyp ab
  2. Interview mit Claus Walter, Freiburger Vermögensmanagement: „Das optimale Depot passt genau zum Risikotyp des Anlegers”
  3. Grafik: Musterdepots für konservative, ausgewogene und chancenorientierte Anleger
  4. Service: Ob konservativ oder risikobereit: Sehr günstige ETFs für Ihr optimales Portfolio
  5. Extra: Finanz-Chinesisch im Klartext

Bevor Anleger den Bau eines Depots mit unterschiedlichen Anlageklassen in Angriff nehmen, ist es wichtig, zu verstehen, warum Kombinationen überhaupt Sinn ergeben. „Zentral ist dabei der Begriff der Korrelation“, sagt Claus Walter vom Freiburger Vermögensmanagement. Damit beschreiben Finanzprofis, wie sich einzelne Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Gold zueinander verhalten. „Ein gut diversifiziertes Portfolio vereint Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln. Gold und Euro-Staatsanleihen zum Beispiel haben eine geringe Korrelation zum Aktienmarkt“, sagt Vermögensprofi Walter (siehe „Finanz-Chinesisch“).

Anlageklassen im Jahrhundert-Test

Über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte hat sich gezeigt, dass Aktien die renditenstärkste Anlageklasse sind, aber sehr hohe Schwankungen aufweisen (Folge 1). Deutlich weniger Volatilität gibt es bei Anleihen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit, dafür sind die Wertsteigerungen geringer. (Staats-)Anleihen wirken in Phasen, in denen die Wirtschaft den Rückwärtsgang einlegt, meist als Risikopuffer im Depot (Folge 2). Immobilien liefern auch in Form von ETF dauerhaft Erträge, können aber mit der Wertsteigerung von Aktien nicht mithalten (Folge 3). Gold startet in Phasen, in denen der Realzins sinkt, spürbar durch und bewahrt als Schutz vor Inflation langfristig die Kaufkraft (Folge 4). Der Bitcoin, erst seit gut einem Jahrzehnt als Anlageklasse verfügbar, schützt wegen seiner Konstruktion ebenfalls vor Inflation, aber der Kurs schwankt sehr stark (Folge 5).

It’s all about the Zinsen, Baby

Was selten in den Blick gerät, sich aber 2022 richtig bemerkbar machte: „All diese Anlageklassen hängen mehr oder weniger stark von der Entwicklung der Zinsen ab. Als die US-Notenbank die Zinsen von null auf über fünf Prozent hochzog, um der Inflation Herr zu werden, verloren die bedeutenden Aktienindizes rund 25 Prozent, während manche High-Flyer-Aktien um bis zu 80 Prozent einbrachen“, erinnert Titus C. Schlösser von Portfolio Concept in Köln. Krass ging es auch am Anleihemarkt zu, wo Papiere mit 20 Jahren Laufzeit und länger die Hälfte ihres Werts verloren. Immobilienfonds und -ETF kamen ebenfalls unter die Räder, weil die hohen Zinsen die Nachfrage nach Betongold in den Keller schickten. Den Bitcoin schließlich riss es um bis zu 70 Prozent nach unten, während Gold mit 20 Prozent Minus recht glimpflich davonkam. „Die einzige Anlageklassen, die von den steigenden Zinsen profitierte, waren kurz laufende Anleihen“, so Vermögensprofi Schlösser.

Sorgfältige Bestimmung des Risikotyps ist das A und O

Wenn die (Leit-)Zinsen massiv steigen, bleibt also kaum eine Anlageklasse ungeschoren. Zum Glück sind solche Phasen selten. In den letzten 50 Jahren kamen sie alle sieben bis zehn Jahre vor, wie langfristige Daten der US-Notenbank zeigen. In den Phasen dazwischen können die unterschiedlichen Anlageklassen ihre Stärken ausspielen und in ihrer Kombination entweder das Risiko im Depot senken oder dessen Rendite erhöhen. „Anders als viele Anleger glauben, ist es wichtiger, das potenzielle Risiko eines Depots zu beachten als zu sehr auf die Rendite zu schielen“, sagt Titus C. Schlösser. Der Grund: „Wer eine bestimmte Rendite anstrebt, muss in der Lage und willens sein, zwischenzeitlich einen bestimmten Verlust zu tolerieren. Daher muss man dieses maximale Schmerz-Level sehr sorgfältig bestimmen“, so der Vermögensprofi.

Rendite und Risiko immer zusammen denken!

Vermögensprofis unterscheiden idealtypisch zwischen konservativen, ausgewogenen und chancenorientierten Anlegern. Konservative Investoren streben über die Jahre hinweg meist eine jährliche Rendite von 2,5 bis 5 Prozent an, bei ausgewogenen Anlegern sind es 5 bis 7,5 Prozent. Wer chancenorientiert anlegt, will meist eine Rendite von 8 Prozent und mehr. Der angestrebten Rendite entsprechend müssen Anleger mit einem dauerhaft investierten Portfolio bereit sein, zeitweilig unterschiedlich hohe Verluste hinzunehmen. Eine Faustregel besagt, dass Anleger beim zwischenzeitlichen Verlust etwa mit dem Drei- bis Vierfachen der angestrebten Rendite rechnen müssen (siehe Interview). Welchen Anteil die verschiedenen Anlageklassen bei konservativen, ausgewogenen und chancenorientierten Anlegertypen haben könnten, zeigt die Grafik mit unseren Musterdepots. 

Interview mit Claus Walter, Freiburger Vermögensmanagement: „Das optimale Depot passt genau zum Risikotyp des Anlegers“

Claus Walter

Wer eine höhere Rendite will und das Risiko zu tragen vermag, kann sich (ganz) überwiegend auf die Aktienmärkte konzentrieren.

Claus Walter: Es ist essenziell, den Risikotyp des Anlegers zutreffend zu bestimmen. Dazu müssen wir wissen bzw. in Erfahrung bringen, wie hoch die Verluste in Euro bzw. in Prozent maximal ausfallen dürfen, bevor ihm oder ihr schlaflose Nächte drohen. An diesem Punkt haben wir das optimale Depot – es ist das Depot, das genau zum Risikotyp dieses Anlegers passt.

Walter: In gewisser Weise ja. Denn eine bestimmte Rendite lässt sich mit einem Buy-and-Hold-Portfolio nur mit einem gewissen Risiko erreichen. Konkret: Wer eine jährliche Rendite von vier Prozent anstrebt, muss unter Umständen einen zeitweisen Verlust von 10 bis 15 Prozent hinnehmen. Liegt die Latte für die Jahresrendite bei 8 Prozent, sind eventuell Verluste von 30 Prozent zu verkraften. Wer mehr will, muss wie 2000 oder 2008 auch mal ein Minus von 50 Prozent durchstehen können.

Walter: Genau! Mit diesem Modell lässt sich das Depot-Risiko nur durch die Kombination verschiedener Anlageklassen steuern. Je risikoscheuer und je älter ein Anleger, desto höher sollte der Anteil der Anlageklassen sein, die wenig schwanken, wie kurzlaufende Staats- oder Unternehmensanleihen. Wer eine höhere Rendite will und das Risiko zu tragen vermag, kann sich (ganz) überwiegend auf die Aktienmärkte konzentrieren.

Walter: Prinzipiell kann man sagen, dass mit höherem Alter die Risikoneigung abnimmt. Das ist auch vernünftig, denn in den späteren Lebensjahrzehnten fällt es schwerer, eventuelle Verluste etwa durch eine Baisse am Aktienmarkt noch auszugleichen.

Walter: Das ist eine nützliche Faustformel, sie hat aber Begrenzungen. Nehmen wir einen Anleger mit 65 Jahren, der über eine Million Euro verfügt und im Jahr 75.000 Euro aus dem Depot entnimmt. Aus finanzieller Sicht könnte er, sofern er das Risiko auch mental tragen kann, einen Aktienanteil von 50 oder 60 Prozent haben statt von 35 Prozent. Dadurch würde er langfristig vermutlich höhere Renditen erzielen, ohne unangemessen hohe Risiken einzugehen. Selbst wenn es zu einer Aktienbaisse von zwei bis drei Jahren kommt, wäre sein Lebensstandard nicht gefährdet.

Walter: Wenn der Anleger das Kapital bzw. Teile davon erst zum Ruhestand mit 65 Jahren benötigt, hätte er 15 Jahre Zeit, um es an den Märkten arbeiten zu lassen. Je nach seiner Risiko-Toleranz könnte der Aktienanteil im Depot zwischen 40 und 60 Prozent betragen. Mit ansteigendem Alter wird es jedoch wichtiger, den Anteil der risikoarmen Anlageklassen im Depot zunehmend zu erhöhen.

Walter: Ja, zum Beispiel durch Trendfolge-Modelle. In solchen Modellen werden Wertpapiere verkauft, wenn zuvor definierte Trendmarken unterschritten werden. Allerdings handelt es sich dann nicht mehr um ein Buy-and-Hold-Portfolio. Und der Anleger steht vor dem Problem bzw. der Frage, wann er wieder in den Markt einsteigen soll.

Grafik: Musterdepots für konservative, ausgewogene und chancenorientierte Anleger*

Service: Ob konservativ oder risikobereit: Sehr günstige ETFs für Ihr optimales Depot

ETF ISIN Kosten
Aktien
Xtrackers DAXLU02742114800,09 %
Invesco MDAXIE00BHJYDV330,19 %
Xtrackers Euro Stoxx 50LU03808650210,09 %
Amundi Stoxx Europe 600LU09085007530,07 %
SPDR Core S&P 500IE00B5BMR0870,03 %
AXA IM Nasdaq 100IE000QDFFK000,14 %
Vanguard FTSE Dev. Wld.1IE00BK5BQV030,12 %
Amundi MSCI World1IE000BI8OT950,12 %
SPDR MSCI All Country2IE00B3YLTY660,17 %
Xtrackers MSCI W. ex US3IE0006WW1TQ40,15 %
Unternehmens-Anleihen4
iShares iBonds Dec 2025 Term EUR Corporate BondIE000GUOATN70,12 %
iShares iBonds Dec 2026 Term EUR Corporate BondIE000WA6L4360,12 %
iShares iBonds Dec 2027 Term EUR Corporate BondIE000H5X52W80,12 %
iShares iBonds Dec 2028 Term EUR Corporate BondIE000264WWY00,12 %
iShares iBonds Dec 2029 Term EUR Corporate BondIE000IHURBR00,12 %
iShares iBonds Dec 2030 Term EUR Corporate BondIE000LX17BP90,12 %
Staatsanleihen
Xtrackers Eurozone Government Bond 5-7 JahreLU02903571760,15 %
Amundi Euro Government Bond 7-10 JahreLU12870231850,15 %
iShares Euro Government Bond 10-15 JahreIE00B4WXJH410,15 %
Amundi J. P. Morgan Global Government Bond5LU14370162040,20 %
iShares Global Government Bond5IE00BYZ28V500,20 %
Immobilien
Xtrackers Developed Europe Real EstateLU04893376900,33 %
iShares US Property YieldIE00B1FZSF770,40 %
HSBC FTSE NAREIT Developed MarketsIE00B5L01S800,24 %
SPDR Dow Jones Global Real EstateIE00B8GF1M350,40 %
VanEck Global Real EstateNL00096902390,25 %
Gold6
Euwax GoldDE000EWG0LD10,00 %
Xetra-GoldDE000A0S9GB00,00 %
Xtrackers IE Physical Gold ETC SecuritiesDE000A2T0VU50,11 %
Amundi Physical GoldFR00134167160,12 %
Wisdom Tree Core Physical GoldJE00BN2CJ3010,12 %
Bitcoin6
21Shares Bitcoin Core ETPCH11990676740,21 %
Coinshares Physical BitcoinGB00BLD4ZL170,25 %
Wisdom Tree Physical BitcoinGB00BJYDH2870,25 %
Invesco Physical BitcoinXS23760950680,25 %
Fidelity Physical Bitcoin ETPXS24348912190,35 %

Auswahl: ETFs mit sehr geringer oder der geringsten Total Expense Ratio (TER/Kosten) / alle ETFs physisch replizierend und mit mindestens 100 Millionen Euro Volumen
1 Industrieländer weltweit / 2 Industrie- und Schwellenländer weltweit / 3 Industrieländer ohne USA /
4 ETF mit Unternehmensanleihen, die zum genannten Zeitpunkt fällig werden und danach das investierte Kapital ausbezahlen – es gibt von Xtrackers ebenfalls eine ETF-Reihe mit noch längeren Laufzeiten /
5 gemischte Laufzeiten / 6 Zertifikate sind mit Gold bzw. Bitcoin physisch besichert
Quelle: justetf.com / Stand: 9.3.2025 / Recherche: Jürgen Lutz

V-CHECK Podcast mit Carmen Bandt: So investieren Anleger ganz einfach in ETFs

Carmen Bandt, Geschäftsführerin der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart, erklärt im V-Check Podcast, was ETFs sind und wo die Chancen und Risiken für Anleger liegen. Außerdem gibt sie Tipps, wie Anleger ganz einfach ein Basis-Portfolio aufbauen können. 

Extra: Finanz-Chinesisch im Klartext

Asset Allocation

Der englische Begriff „Asset Allocation“ bezeichnet die Aufteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen. Die wichtigsten Anlageklassen, die prinzipiell allen Anlegern zugänglich sind, sind Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, Immobilien (auch in Form von ETF) sowie Gold und Bitcoin. Die Anlageklasse „Private Equity“ hingegen ist meist nur ausgewählten Investoren, vor allem aus dem institutionellen Bereich, zugänglich.

Diversifikation

Unter Diversifikation verstehen Anlageprofis die Kombination unterschiedlicher Anlageklassen auf eine Weise, die entweder das Risiko des Gesamtdepots senkt oder dessen Rendite erhöht. Die vermutlich unerreichbare Idealvorstellung beim Thema Diversifikation ist es, das Risiko zu senken und gleichzeitig die Rendite zu erhöhen.

Korrelation

Unter Korrelation wird die Beziehung von Anlageklassen untereinander verstanden, die auf einer Skala von -1 bis +1 abgebildet wird. Bei +1 entwickeln sich diese Anlageklassen genau gleich, bei 0 sind sie komplett unabhängig voneinander und bei -1 gewinnt eine der Anlageklassen so viel hinzu, wie eine andere verliert. Ein gut diversifiziertes Portfolio vereint Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln. Gold und Euro-Staatsanleihen zum Beispiel haben eine (sehr) geringe Korrelation zum Aktienmarkt.

Risk-Reward-Ratio

Darunter verstehen Vermögensprofis den potenziellen Gewinn (Reward) eines Investments im Verhältnis (Ratio) zu dessen potenziellem Verlust (Risk). Es ist zu beachten, dass der mögliche Gewinn zwangsläufig auf einer Einschätzung beruht. Lediglich das Risiko lässt sich kontrollieren, indem zuvor ein Punkt definiert wird, bei dem der Anleger verkaufen wird. Ein solcher Stopp Loss genannter Ausstiegspunkt ist bei einzelnen Aktien aufgrund ihrer höheren Volatilität sinnvoll bzw. geboten.

Volatilität

Darunter werden die Schwankungen nach oben und unten verstanden, die eine Anlageklasse oder ein Wertpapier in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat. Beim Bitcoin oder manchen Aktien ist diese Schwankungsbreite deutlich höher als bei kurzlaufenden Staatsanleihen. Um ein Depot nicht in eine Schieflage zu bringen, gilt der Grundsatz: Je höher die Schwankungen eines Investments sind, desto geringer sollte sein Anteil im Depot ausfallen.  

V-CHECK Video: Diversifikation: Der Schlüssel zu einem krisensicheren Portfolio

Eine erfolgreiche Anlagestrategie basiert auf gezielter Diversifikation. Doch wie findet man die richtige Balance zwischen verschiedenen Anlageklassen, Branchen und Regionen? Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH. Er erläutert, wie ein gut strukturiertes Portfolio helfen kann, Risiken zu mindern und Chancen zu nutzen.

Lesen Sie die weiteren Artikel zur Serie „Anlageklassen”:

Sie sind auf der Suche nach hilfreichem Expertenwissen rund um die erfolgreiche Geldanlage?

V-CHECK bietet Ihnen regelmäßig unabhängige Tipps direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest