
Anbieter von nachhaltigen Fonds müssen mit offenen Karten spielen
Dieser Text wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt.
Herr Görler, sind nachhaltige Anlagen überhaupt noch gefragt?
Andreas Görler: Angesichts der aktuellen Diskussionen zum Klimawandel sind besonders positive Umwelteinflüsse bei einer Investition nach wie vor erwünscht.
Können Anleger nachhaltigen ESG-Fonds wieder vertrauen?
Görler: Zunächst dürfen Anleger sich nicht der Illusion hingeben, mit einem Nachhaltigkeitsfonds seien jegliche Kontroversen zu Menschen- und Arbeitsrechtsverstößen komplett vermeidbar. Internationale Aktien-, Renten- und Mischfonds investieren in weltweit agierende Konzerne mit hohen Mitarbeiterzahlen und Hunderten von Zulieferern. Die oft verwendete 5%-Toleranz bei Umsätzen mit kontroversen Bereichen ist kein Trick oder Greenwashing. Diese Schwelle ist meist allein schon aus rechtlichen Gründen notwendig, da eine Null-Toleranz mangels detaillierter Unternehmensdaten gar nicht belegbar wäre und daraus Prospekthaftungsklagen resultieren könnten. Hier geht es mir dann zu schnell in Richtung Bashing der gesamten Nachhaltigkeitsentwicklung.
Inwiefern?
Görler: Wenn unter den ersten Positionen kein Bezug zu einer direkten ökologischen Wirkung vorhanden ist und zunächst Werte wie Microsoft, Nvidia oder Visa erscheinen, wird schnell vom Greenwashing gesprochen. Diese Werte sind nach der EU-Taxonomie für Nachhaltigkeit erlaubt. Man könnte dann anmerken, dass die Richtlinien zu lasch sind. Das ist aber verständlich, da hier die Interessen von 27 Ländern berücksichtigt werden müssen.
Wie können Berater und Fondsgesellschaften wieder Vertrauen erzeugen?
Görler: Privatanleger erwarten im Beratungsgespräch oft ein Angebot mit ökologischem Schwerpunkt. Deshalb sollte gegenüber Anlegern mit offenen Karten gespielt werden, was umgesetzt werden kann und was nicht. Sonst steigt das Enttäuschungspotenzial.
Aus der Sicht eines Beraters ist es zunächst wichtig, den Anlegern zu erläutern, wie Nachhaltigkeit in der Geldanlage umgesetzt wird. Fondsmanager und Vermögensverwalter haben im Prinzip acht Selektionskriterien zur Auswahl. Meistens werden mehrere davon eingesetzt: ESG-Integration, Ausschlüsse, Best-in-Class, normbasiertes Screening, Engagement, Stimmrechtsausübung, Themenfonds und Impact-Investing. Diese Kriterien müssen klar benannt werden.
V-CHECK Podcast mit Andreas Enke: Mogelpackung ESG-Indizes
ESG – drei Buchstaben, ein Ziel. Die Geldanlage soll klimafreundlich und sozial werden. Bei Investments in Indexfonds gibt es aber große Unterschiede. Warum nachhaltige Produkte nicht immer nachhaltig sind, verrät Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg, im V-CHECK Podcast.
Wie können Anleger wirklich die Spreu vom Weizen trennen?
Görler: Auf der Internetseite des FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen sind gut 500 Fonds gelistet. Dort lassen sich zu jedem Fonds die relevanten Nachhaltigkeitskriterien nachlesen. Es ist aber wichtig, sich noch das dazugehörige Factsheet von der Internetseite der Fondsgesellschaft anzuschauen.
In den Unterlagen finden sich erteilte Zertifizierungen und Labels. Wenn ein Fonds beispielsweise das Österreichische Umweltzeichen, FNG-Sterne und ein weiteres Label erhalten hat, ist das meiner Meinung nach für Privatanleger genug. Dass man dann immer noch einen Wert im Portfolio findet, der einem persönlich nicht passt, ist natürlich möglich, aber ehrlich gesagt nicht relevant.
Schließlich bleibt es wichtig, wie die Finanzdaten des Fonds sind und ob der Fonds überhaupt zur Erfüllung der persönlichen Ziele und Wünsche passt.
Welche Fondsanbieter überzeugen Sie?
Görler: Anbieter wie Vontobel und Pictet aus der Schweiz, die Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft oder die Erste Asset Management aus Österreich sowie Ökoworld und die LBBW aus Deutschland, BNP Paribas und ODDO aus Frankreich oder nordeuropäische Anbieter wie Nordea 1 haben schon vor dem Pariser Klimagipfel 2015 ein ordentliches Angebot an nachhaltigen Fonds angeboten. Hier gibt es genügend aktive Fonds, um ein nachhaltiges Depot zusammenzustellen.
V-CHECK Webinar: Wirklich nachhaltige ETFs und Fonds finden – so gehts!
Grüne Investments sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern bieten auch attraktive Renditechancen. Doch wie finde ich passende und vor allem wirklich nachhaltige ETFs, Fonds & Co.? Und welche Tipps helfen dabei, mein Depot nachhaltig und profitabel zu gestalten?
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