
Erst pfui, dann hui
Vor einem Jahr ging die Welt mal wieder unter. Im Februar 2022 griff Russland die Ukraine an. Schnell
wurde klar, wie sehr die deutsche Wirtschaft von russischen Öl- und Gaslieferungen abhängig ist. Am DAX
ging das Fiasko nicht spurlos vorbei. Der Index rauschte stärker als andere Börsenbarometer in die Tiefe.
Doch schon ein gutes halbes Jahr später hatten die Aktienmärkte den Krieg und die Zinserhöhungen der US-Notenbank offenbar verdaut. Am stärksten erholten sich die Aktien in Europa. Der Euro Stoxx 50, als Index der 50 größten Unternehmen der Euro Zone, wie auch der DAX haben vom Oktober-Tief bis zu
30 Prozent zugelegt und halten sich in der Nähe ihrer Hochs. Demgegenüber schwächeln die Indizes in den USA mit einem Plus von 15 Prozent.
Gute Gründe für US-Investments
Etliche Anleger fragen sich nun: Sollte ich die schwächelnden USA besser links liegen lassen und vielleicht sogar komplett auf starke Europa-Aktien setzen? Bloß nicht! Strategisch gesehen ist erstens die Streuung über Anlageklassen, Weltregionen und Währungsräume der einzige „free lunch“, den Anleger an den Finanzmärkten erhalten. Es wäre töricht, diesen Vorteil aufzugeben und nur noch in einer Weltregion anzulegen. Zweitens finden sich sehr viele gesunde und starke Konzerne in den Vereinigten Staaten. Diese aus dem Investment-Universum zu werfen, wäre ebenfalls ein Fehler.
Euro-Einbruch machte DAX-Aktien sehr attraktiv
Weiterhin glauben wir, dass Europa-Aktien so stark gestiegen sind, weil sie im Herbst 2022 für Dollar-Anleger viel günstiger waren als US-Papiere. So kam zum Einbruch des DAX um 25 Prozent von Januar bis Oktober noch die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar um 15 Prozent. US-Investoren konnten
europäische Aktien mit einem Abschlag von bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang erwerben. Aktien aus den USA indes hatten sich für sie nur um 25 Prozent verbilligt. Verständlich, dass sie da in Good Old Europe zuschlugen.
Robustere US-Märkte dank höherer Zinsen
Das war ein zeitweiliger Sondereffekt. Ein weiterer Grund, warum US-Aktien in den nächsten Jahren stark zeigen dürften, ist ausgerechnet die Zinspolitik der US-Notenbank, die den Marktrutsch ausgelöst hat. Während der Leitzins der EZB nun 2,5 Prozent beträgt, dürfte er in den USA von derzeit 4,5 auf final 5,25 Prozent ansteigen. Diese Zinsdifferenz sorgt nicht nur für Zufluss von Kapital, sondern auch dafür, dass die US-Notenbank während einer Rezession bei Zinssenkungen größeren Spielraum hat als die EZB. Die Börsengeschichte zeigt klar, dass die Aktienmärkte in den USA von sinkenden Zinsen stark profitieren können.
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