Der richtige Zeitpunkt an der Börse: Anleger können das „Fensterputzen“ für sich nutzen

Der richtige Zeitpunkt an der Börse: Anleger können das „Fensterputzen“ für sich nutzen


Die Aktienindizes haben im Juni erneut Höchststände erreicht. Lohnt es sich noch, sein Geld bei solchen Allzeithochs in Aktien, ETFs und Fonds zu investieren? Gibt es eigentlich bessere und schlechtere Tage im Monat, um zu investieren?
Anton Vetter ist Vorstand der BV & P Vermögen AG
Interview mit Anton Vetter, BV&P Vermögen AG in Kempten

Herr Vetter, es heißt oft, dass sich Markt-Timing nicht lohnt. Stimmt das ohne Ausnahme?

Anton Vetter: Markt-Timing ist der Versuch, durch die Wahl des Zeitpunktes einen besseren Kurs beim Kauf oder Verkauf von Aktien zu bekommen. Das ist nicht unmöglich, aber auf jeden Fall schwierig. Oftmals lohnt es sich tatsächlich nicht.

Können Sie ein Beispiel für sinnvolles Markt-Timing geben?

Vetter: Nehmen wir die Saisonalität bei Aktien. Es ist statistisch seit Jahrzehnten nachgewiesen, dass Aktien im Winterhalbjahr, sprich von Oktober bis April, in aller Regel besser abschneiden als im Sommer. Das ist nicht immer, aber sehr oft so. Es gibt dafür gute fundamentale Gründe.

Gibt es dieses Phänomen auch innerhalb eines Monats?

Vetter: Man beobachtet seit Langem, dass viele Aktienindizes wie DAX oder S&P 500 am Anfang eines Monats spürbar mehr zulegen als an anderen Tagen des Monats.

Wenn Anleger vor Monatsbeginn kaufen, könnten sie diesen Effekt für sich nutzen…

Vetter: Ja, genau. Das gilt für einmalige Anlagen sowie für periodische Zahlungen wie Sparpläne. Eine Garantie, dass es im Einzelfall tatsächlich günstiger wird, gibt es aber nicht.

Wer sagt eigentlich, dass dieser Effekt in Zukunft erhalten bleibt?

Vetter: Auch hier gibt es keine Erfolgsgarantie. Doch der Kursanstieg zu Monatsbeginn wird seit Jahrzehnten beobachtet – und es gibt ihn trotzdem noch! Meines Erachtens liegt das daran, dass hinter diesem Phänomen fundamentale Gründe stehen.

Welche Gründe sind das?

Vetter: Die Märkte werden von großen institutionellen Anlegern beeinflusst. Diese Großinvestoren und Fondsmanager räumen gegen Monatsende ihre Portfolios auf, um im Licht der Öffentlichkeit besser dazustehen. Dazu verkaufen sie schwächelnde Positionen, die ihr Portfolio im nächsten Fact Sheet relativ schlecht aussehen lassen würden, und erwerben gleich zu Monatsbeginn mit dem freien Geld aussichtsreichere Titel. Das nennt man „Window Dressing“ oder einfach wörtlich übersetzt Fensterputzen. In dieses Umfeld fließen am Monatsanfang dann die Einzahlungen derer, die regelmäßig in Aktienfonds ansparen.

Dadurch wird dem Markt zunächst Geld durch die Fondsmanager entzogen, die Indizes geben nach.

Vetter: Ja, aber im Anschluss fließt dieses Geld gemeinsam mit den Zahlungen der Privatanleger dem Markt wieder zu. Dadurch steigen die Aktienmärkte am Monatsanfang stärker als an anderen Tagen.

Wenn ich die Wahl habe, richte ich also den Sparplan für Aktienfonds so ein, dass meine Bank die Fondsanteile am Monatsende erwirbt…

Vetter: Genau das sollten rational denkende Anleger tun. Leider sind die Banken bislang nicht sehr flexibel, was die Ausführungstermine für die Sparpläne angeht.

Doch wenn jeder Anleger so vorginge, würde sich das Modell nicht mehr funktionieren…

Vetter: Da kann man wohl gelassen bleiben. Es gibt so viele vernünftige Börsenregeln, die Tag für Tag nicht beachtet werden.

Letzte Frage: Was ergibt sich, wenn man Jahres- und Monats-Saisonalität miteinander kombiniert?

Vetter: Wer eine Summe investieren und größere Rückschläge am Anfang möglichst vermeiden will, ist im September sehr wahrscheinlich besser dran als mit einem Kauf im Januar oder gar März. Erfolgt das Investment dann noch Ende September, stehen die Chancen auf baldige Kursgewinne nicht schlecht. Aber: Eine Garantie an den Märkten gibt es nie!

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