Fonds oder ETF: Wirecard-Skandal wirft neues Licht auf alten Streit

Fonds oder ETF: Wirecard-Skandal wirft neues Licht auf alten Streit


Der Skandal um den Onlinezahlungsdienstleister Wirecard befeuert einen alten Streit: Die Frage, ob Anleger mit passiven Investments in sogenannte Exchange Trading Fonds (ETFs) besser fahren oder mit aktiv verwalteten Investmentfonds.

Vor gut zwölf Jahren entdeckten die ersten Fondsmanager ihre Liebe zum deutschen Online-Zahlungsabwickler Wirecard. Nach SAP gab es endlich wieder ein Hightech-Unternehmen, das in der Weltliga mitspielt. Nach dem Aufstieg der Aktie in den deutschen Leitindex DAX war das Unternehmen nicht nur in den Fonds, sondern auch in den ETFs, die den DAX abbildeten enthalten. Seitdem hatten viele Anleger die Aktie in ihren Depots.

Nach der Faszination kam die Fassungslosigkeit. Wirecard stürzte ab und ETF-Anleger sind in der Aktie gefangen, da die Anbieter versprochen haben, den Index nachzubilden. Solange Wirecard Bestandteil des Dax ist, dürfen sie nicht verkaufen. Denn bei ETFs kaufen Anleger einen festen Korb an Aktien, etwa alle 30 Dax-Titel, in der Zusammensetzung und Gewichtung, wie sie im Index vertreten sind.

Damit entzündet sich derzeit ein alter Streit. Fahren Anleger mit den günstigeren ETFs tatsächlich besser als mit den teureren aktiv verwalteten Fonds? Immerhin können bei einem aktiven Fondsmanagement die Fondsmanager Aktien kaufen, die sie für besser halten und jene verkaufen, die die Erwartungen nicht erfüllen.

Zumindest in der Theorie. In der Praxis hielt so mancher Fondsmanager zu lange an der Skandalaktie fest. Etwa der DWS Deutschland (ISIN:
DE0008490962), einer der beliebtesten deutschen Aktienfonds. Noch Ende Mai hatte Wirecard einen Anteil von mehr als vier Prozent im Portfolio des über vier Milliarden Euro schweren Fonds.

Im DAX und damit in den Dax-ETFs hatte Wirecard dagegen je nach Börsenkurs einen Anteil zwischen einem und knapp unter zwei Prozent. Für Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen in Kempten im Allgäu, ein klarer Vorteil der ETFs. „Anleger haben automatisch eine breite Streuung der Aktien und gehen keine Klumpenrisiken ein“, so Vetter. Im Gegenteil: „Normalerweise fliegen schlechte Aktien automatisch aus dem Index und damit aus dem ETF und werden durch aussichtsreichere Aktien ersetzt“, sagt Vetter. Die Gefahr, zu lange an einem Verlierer festzuhalten, bestehe also nicht.

Allerdings findet dieser Austausch nur zu festen Terminen statt. So wird Wirecard wohl erst bei der nächsten regulären Überprüfung der Index-Zusammensetzung im September aus dem DAX fliegen. Bis dahin halten ETF-Anleger zwangsweise an dem Zombie-Unternehmen fest. „Wirecard ist ein Sonderfall“, gibt Vetter zu. Normalerweise gehe der Niedergang langsamer vonstatten, ohne dass der Kurs ins Bodenlose stürze.

Anleger sollten daher prüfen, welche Regeln für die Indizes gelten. Während Wirecard im Dax bleibt, ist die Aktie etwa aus dem Stoxx Europe 600 entfernt worden. Diese Regel will die Deutsche Börse nun auch für ihre Dax-Familie einführen. Vetter begrüßt das. „Wenn die Indexanpassung in solchen Fällen schnell erfolgt, können problematische Titel schneller aus dem Index gekegelt werden. Dann wird es aktiven Fonds noch schwerer fallen, den Index zu schlagen“, glaubt Vetter.

Claus Walter von der Freiburger Vermögen begrüßt die Regeländerungen ebenfalls, glaubt aber weiterhin an den Vorteil aktiv verwalteter Fonds. „ETFs haben einen grundsätzlichen Nachteil: Fallen die Börsen, reagiert niemand, um die Verluste zu begrenzen“, gibt er zu bedenken. Im Falle eines Ausverkaufs an den Börsen würden zudem auch gute Aktien verkauft werden, an denen Anleger eigentlich festhalten sollten. „Mit der Auswahl einzelner Titel wird das Risiko reduziert, schwache Titel mitzuschleppen“, sagt Walter. Und: „Nicht alle Unternehmen erholen sich nach einem Tief gleichermaßen gut. Warum sollte man also blind auf den ganzen Index setzen und nicht auf die aussichtsreichsten Kandidaten?“

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