
Interview mit Frank Wieser: "Vom allgemeinen Börsentrend profitiert man am besten mit ETFs"
Herr Wieser, wann nutzt man am besten ETFs?
Frank Wieser: Wer als Anleger positive Börsen erwartet und dabei nicht auf bestimmte Sektoren oder Themen festgelegt ist, sollte unbedingt zu ETFs greifen. Kostengünstiger kann man am allgemeinen Börsentrend nicht teilnehmen.
Was sind die Stärken von ETFs?
Wieser: ETFs haben niedrige Kosten und decken den zugrundeliegenden Markt exakt ab. Als Investor braucht man sich um nichts mehr kümmern. Aufwendige Fondsvergleiche fallen auch aus, denn der Unterschied zwischen den Emittenten ist eher gering. Es sind also qualitativ hochwertige, aber simple Investitionslösungen.
Worin liegen die Stärken eines aktiv gemanagten Fonds?
Wieser: Immer wenn es komplexer wird, sollten Anleger zu aktiv gemanagten Fonds greifen. So sind solche Fonds viel besser in der Lage, bestimmte Themen oder Märkte zu spielen. Suchen Anleger in einer Nullzinswelt verstärkt Dividende bzw. Ausschüttung, kann das nur ein aktiver Fondsmanager leisten. Er taucht tief in die Bilanz der Unternehmen ein, analysiert Cash-Flows und wählt die dauerhaft besten Dividendenzahler. Ein ETF könnte das nie.
Zwar tauchen inzwischen die ersten Themen-ETFs auf, die auf bestimmte Wirtschaftszweige setzen. Beispielhaft seien hier ETFs aus dem Bereich Cybersecurity genannt. Das klingt auf den ersten Blick nach einer tollen Investition. Aber wer sagt dem Anleger, ob er nicht mit einem ganz normalen Technologiefonds viel besser fährt, denn hier trifft der Fondsmanager die Entscheidung, welcher Trend wirklich Substanz hat und welcher Trend nur Marketing ist.
Welche ETFs sollte man als Privatanleger meiden?
Wieser: ETFs basieren auf Indizes, die sie möglichst genau abbilden. Inzwischen geht die Fondsindustrie dazu über, eigene hauseigene Indizes zu kreieren, um darauf ETFs zu emittieren. Die Fondsgesellschaft verdient also doppelt: am ETF und am Index. Solche Produkte sollte der Privatanleger nicht kaufen.
Woran erkennt man einen guten gemanagten Fonds?
Wieser: Wenn der Fondsmanager sein eigenes Geld in den Fonds investiert und schon Jahre für den Fonds zuständig ist, dann ist das ein gutes Zeichen. Er sitzt mit dem Anleger in einem Boot. Dass der Fonds regelmäßig die Benchmark schlagen sollte, versteht sich von selbst. Als Anleger sollte man dann vorsichtig sein, wenn die Fondsindustrie bestimmte Themen „hypt“. So hat vor ein paar Jahren fast jede Gesellschaft Absolute Return Fonds emittiert, um von der Nullzinswelt zu profitieren. Aber es gab kaum genug erfahrene Fondsmanager dafür und man musste am Ende bei einem solch komplexen Thema auf Nachswuchsmanager setzen, um die Nachfrage zu befriedigen.