
Unternehmen im Cash- Dilemma: Vorsicht bei Lösungsvorschlägen der Hausbank
Viele Banken bieten den Unternehmen Alternativen an, um das sogenannte Verwahrentgelt zu vermeiden. Doch Vorsicht: Manche Banken versuchen, den berechtigten Unmut der Kunden über die Verwahrentgelte in Wertpapier- und Provisionsgeschäft umzumünzen. Wir haben uns den Vorschlag eines Geldinstitutes stellvertretend einmal kritisch angeschaut.
Der Vorschlag: Als Ersatz für Liquidität des Unternehmens soll in einen Geldmarktfonds kombiniert mit einem Fonds für Firmenanleihen investiert werden. Das Verteilungsverhältnis kann dabei 75:25 Prozent oder 50:50 Prozent betragen.
Unsere Einschätzung: Der Geldmarktfonds wird aufgrund der aktuellen Zinssituation absehbar keine positiven Renditen erwirtschaften können. Zudem können Geldmarktpapiere schwanken. Der angepriesene Fonds ist vor einem Jahr innerhalb von vier Wochen um 3,5 Prozent in Minus gelaufen. Seine Rendite lag in den letzten drei Jahre bei -0,04 Prozent pro Jahr; bei einer jährlichen Kostenquote von 0,15 Prozent.
Auch der zweite Teil des Vorschlags ist kaum besser. Im Frühjahr vergangenen Jahres verlor der Fonds in kürzester Zeit rund 5 Prozent. Die jährliche Kostenquote liegt bei 0,74 Prozent.
Mehr als 70 Prozent der Firmenanleihen haben Restlaufzeiten von mehr als fünf Jahren. Die meisten davon sogar von mehr als sieben Jahre. Das Gros der im Fonds befindlichen Anleihen hat das Rating BBB oder schlechter. Ihnen droht bei einer Verschlechterung der Konjunktur schnell die Abstufung auf Ramsch-Niveau (BB). Die positiven Renditen der Unternehmensanleihenfonds in der Vergangenheit resultieren vor allem aus den kontinuierlich sinkenden Marktzinsen. Alte Anleihen mit einer höheren Verzinsung sind gleichsam im Kurs gestiegen. Dieser Effekt wird sich in den kommenden Jahren nicht wiederholen.
Bei dem Angebot tauscht der Unternehmen die Verwahrentgelte zu 100 Prozent mit dem Kapitalanlagerisiko. Hinzu kommt, dass Wertpapiere im Betriebsvermögen steuerlich enorm komplex sind. Jede Wertpapierbewegung muss verbucht, bewertet und bilanziert werden. Ein Albtraum für jeden Steuerberater, der diesen Aufwand in Rechnung stellen wird.
Der zweite Vorschlag der Bank: ein ausgewogenes Musterportfolio. Die vier vorgeschlagenen Fonds beinhalten jedoch zum Teil Aktienquoten zwischen 70 und 100 Prozent.
Unsere Einschätzung: Die Anlage in Aktien ist für mittel- bis langfristige Gelder absolut sinnvoll. Für kurzfristige Firmengelder, mit denen der Unternehmer operativ wirtschaften will, sind die Anlagerisiken jedoch extrem hoch.
Als Ausgleich hat die Bank darauf hingewiesen, dass einige Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu haben seien. Allerdings sind die Verwaltungsvergütungen bei diesen Fonds mit um die 1,8 Prozent deutlich über dem Marktdurchschnitt.
Fonds ohne Ausgabeaufschlag sollten bei Angeboten für Unternehmen jedoch die Regel sein. Zumal die vorgeschlagenen Fonds ohne Ausgabeaufschlag auch zu normalen Kosten im Angebot sind. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Provisionstreiber ins Depot gemogelt werden sollten.
Fondskosten und Negativzinsen sind nur ein Teil der Aufwendungen, die ein Unternehmer berücksichtigen muss. Die weitaus größeren Kosten fallen außerhalb der Banken an. Wenn es um Wertpapiere in Depots von Unternehmen geht, haben wir in Deutschland unheimlich komplexe Regelungen. Jede einzelne Wertpapierbewegung muss verbucht, bewertet und bilanziert werden. Die Belege, die er von den Banken dafür bekommt, reichen in der Regel nicht aus. Vielmehr muss sich die Buchhaltung und der Steuerberater die Daten der einzelnen Fonds beschaffen, nach dem neuen Investmentsteuergesetz richtig klassifizieren und manuell mit Hilfe eigener Excel-Tabellen erfassen, um sie am Ende korrekt verbuchen zu können.
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