"Der Zeitpunkt für Goldkäufe ist ausgesprochen gut"

"Der Zeitpunkt für Goldkäufe ist ausgesprochen gut"


Normalerweise sollte der Goldanteil am Depot etwa 5 bis 10 Prozent betragen, empfehlen Vermögensverwalter. Warum der Anteil aber in der aktuellen Marktlage höher sein sollte und in welcher Form Anleger Gold kaufen können, erzählt Vermögensverwalter Mirko Kohlbrecher im Interview.
Mirko Kohlbrecher ist Prokurist und Vermögensbetreuer bei der Spiekermann & CO AG. Die Vermögensverwaltung wurde beim aktuellen CAPITAL-Vermögensverwaltertest als Gesamtsieger mit 4 Sternen und in der Kategorie “chancenorientiert” sogar mit 5 Sternen ausgezeichnet.

Herr Kohlbrecher, Gold wird nachgesagt, eine Versicherung gegen Krisen zu sein. Ukrainekrieg, Inflation oder Pandemie – sollte man sich noch einen Goldvorrat zulegen, wenn man es nicht sowieso schon getan hat?

Mirko Kohlbrecher: Mit der Bezeichnung „Krisenversicherung“ sind wir sehr vorsichtig, da in vergangenen Krisen,wie z.B. der Finanzkrise 2008/2009 auch Gold unter Druck kam. In Krisenphasen reduzieren sich die Vermögenswerte vieler Anlegergruppen. In der Folge besteht oft Liquiditätsbedarf, der u.a. mit dem Verkauf von schnell handelbaren Anlageklassen wie Gold gedeckt wird. Auf längere Sicht ist Gold jedoch sehr wohl ein guter Inflationsschutz, da die Notenbanken auf Krisen in der Regel mit dem Drucken von neuem Geld reagieren. Seit 1971 hat sich der Goldpreis um ca. 7 Prozent p.a. erhöht und liegt damit in etwa im Gleichlauf mit der Ausweitung der globalen Geldmenge.

Welchen Anteil am Depot sollte Gold ausmachen?

Kohlbrecher: In einem inflationären Marktumfeld, das zudem von negativen Realzinsen (in Europa) geprägt ist, wo also die Inflation über dem Zinsniveau liegt, sollte der Goldanteil tendenziell höher liegen. Also eher bei 15 Prozent als bei 5 bis 10 Prozent.

In welcher Form kaufen Anleger am besten Gold? ETCs, Goldminenaktien oder physisches Gold?

Kohlbrecher: Das hängt von den persönlichen Präferenzen ab. ETC’s sind eine sehr attraktive, einfache und kostengünstige Depotlösung. Mit der richtigen Auswahl ist der Gewinn nach derzeitigem Steuerecht nach einem Jahr steuerfrei. Das ist auch bei effektivem Gold so. Hier steht sicherlich der ultimative Absicherungsgedanke im Vordergrund, wobei die Lagerung des Goldes gut durchdacht sein sollte. Wer sein Vermögen gut strukturiert aus Aktien und Gold zusammengestellt hat, sollte sich derzeit auch Aktien von Goldminenbetreibern als Beimischung anschauen. Diese sind im historischen Kontext attraktiv bewertet. Ihre Bilanzen haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Allerdings haben Goldminenaktien einen deutlich spekulativeren Charakter als eine direkte Anlage in Gold. Der Index der wichtigsten Goldminenaktien (Arca Gold Bugs) ist sehr schwankungsfreudig. Von 1.500 Prozent Gewinn von 2001 bis 2011 bis 80 Prozent Verlust von 2011 bis 2015 war in den vergangenen Jahrzehnten alles dabei.

Welche anderen Edelmetalle oder Rohstoffe sollte man sich zur Diversifizierung ins Depot holen?

Kohlbrecher: Bei anderen Rohstoffen wetten wir nicht auf Preisveränderungen, da dieses nur über komplexe Zertifikate möglich ist. Jeder Anleger, der dieses umsetzen möchte, sollte sich mit Rollverlusten und Terminmarktkontrakten auskennen. Für uns erscheinen Unternehmen aus dem Rohstoffsektor attraktiver. Insbesondere die, die sich auf die „Nachhaltigkeitsmetalle“ wie z.B. Kupfer konzentrieren.

Silber gilt allgemein als das Gold des kleinen Mannes, zeigte aber in den letzten Jahren eine deutlich höhere Schwankungsbreite als Gold. Ist hier noch Luft nach oben und würden Sie Silber kaufen?

Kohlbrecher: Silber steht in der Tat noch erheblich unter seinem Hoch der letzten Jahre. Silber hat ein von Gold deutlich abweichendes Nachfrageprofil. Bei Silber macht die industrielle Nachfrage mit etwa 50 Prozent den wesentlichen Anteil aus, während diese bei Gold vernachlässigbar ist. Bedenkt man jedoch, dass der Photovoltaikmarkt die nächsten Jahre stark wachsen sollte und Silber hier aufgrund seines Reflexionsvermögens eine zentrale Rolle spielt, dürfte das aktuelle Kursniveau attraktiv sein. In den meisten Fonds für Goldminenaktien sind auch Unternehmen von Silberproduzenten enthalten, somit hat man einen Mix aus beiden Edelmetallen.

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