Mit diesen Faktor-ETF können Anleger den breiten Markt schlagen

Mit diesen Faktor-ETF können Anleger den breiten Markt schlagen


Wer träumt nicht davon: auf Dauer den breiten Aktienmarkt schlagen, ohne dafür allzu große Risiken einzugehen? Mit sogenannten Faktor-ETF ist das möglich. Diese Indexfonds setzen auf Aktienindizes, bei denen bestimmte Faktoren wie gute Unternehmenszahlen oder hohe Kursgewinne im Vordergrund stehen. Doch nur wenige dieser speziellen ETF konnten den breiten Markt bislang zuverlässig schlagen.

Inhalt:

  1. Die Rolle von Faktor-ETFs
  2. Interview mit Franz Kaim, KIDRON Vermögensverwaltung in Stuttgart
  3. Nur wenige Faktor-ETF können den MSCI World auf Dauer schlagen
  4. Service: Anlage-ABC: Diese Faktor-ETF sollten Anleger kennen

Wer in den letzten Jahren in Aktien investiert und dabei Nordamerika nicht vernachlässigt hat, kann sich über sehr ordentliche Gewinne freuen. So hat ein Investment in den Weltaktienmarkt in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von gut 34 Prozent und damit etwa 10,4 Prozent jährlich gebracht. Über fünf Jahre waren es 82 Prozent, was einer jährlichen Rendite von gut 13 Prozent entspricht – aus Sicht von Franz Kaim von der KIDRON Vermögensverwaltung in Stuttgart „ein durchaus respektables Ergebnis für eine passive Aktienanlage über ETF“.

Faktor-ETF basieren auf der Forschung

Seit einiger Zeit verspricht die Finanzindustrie Anlegern, dass mit speziellen ETF noch höhere Renditen möglich seien. Dabei berufen sich die Marketing-Abteilungen auf die Wissenschaft, die sich seit Jahren fragt: Welche besonderen Bedingungen sind für den Erfolg von Unternehmen bzw. von Aktien ausschlaggebend? Die Akademiker haben eine ganze Reihe von Faktoren erforscht, die seither die Basis für neue Indizes und entsprechende Indexfonds darstellen: die Faktor-ETF.

Die Bandbreite dieser Faktoren reicht von unterbewerteten Aktien (Value) und kleineren Unternehmen (Small Cap) über geringe Schwankungen des Aktienkurses (Low Volatility) bis hin zu starkem Wachstum bei Umsatz und Erträgen (Quality) und ausgeprägten Anstiegen des Aktienkurses (Momentum). „Das ist ein sehr bunter Strauß von Faktoren, bei denen sich die Wissenschaft offenbar selbst nicht einig geworden ist“ gibt Anton Vetter von BV&P Vermögen in Kempten zu bedenken. „Daher müssen sich interessierte Anleger fragen, welche Faktoren sie selbst für plausibel halten“, erklärt der unabhängige Vermögensprofi (siehe Service).

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Mit ETF können Anleger kostengünstig in einen Index wie den MSCI World investieren. Bei über 9.500 ETFs stehen Anleger jedoch vor der Qual der Wahl. Die Kunst dabei ist, diejenigen ETF auszuwählen, die am besten zu den eigenen Anlagezielen passen. Doch wie genau geht das und worauf sollten Sie dabei achten? Das Webinar mit Daniel Kanzler, Head of Investment bei Gerd Kommer Invest, richtet sich an alle, die sich für nicht spekulative Vermögensbildung und Altersvorsorge außerhalb des Immobiliensektors interessieren.

Vor der Qual der Faktoren-Wahl

Bei der Auswahl geeigneter Faktoren-ETF können sie sich entweder mehr oder minder ungeprüft auf die Aussagen anderer verlassen oder auf eigene Faust nachforschen. „Wer selbst prüft, erkennt bald, dass sich die Versprechen der Finanzindustrie zu den Faktor-ETF längst nicht immer erfüllen“, weiß Vermögensverwalter Kaim. In der Tat zeigt der Rückblick auf die vergangenen drei bzw. fünf Jahre, dass nur wenige Faktor-ETF besser abgeschnitten haben als der breite Aktienmarkt – und bei denjenigen, die besser liefen, gibt es handfeste Gründe dafür.

Momentum-ETF sind ganz vorne mit dabei

Die Rangliste der Faktoren-ETF führen sogenannte Momentum-ETF sowie Quality-ETF an. Bei den Momentum-Indexfonds liegt es auf der Hand, dass sie ganz vorne mitspielen, denn sie enthalten jene Aktien, die in den letzten sechs bzw. zwölf Monaten besonders stark zugelegt haben. „Zwar können einzelne Aktien durchaus wieder in der Versenkung verschwinden. Doch bis es so weit ist, kann man von ihren starken längerfristigen Trends profitieren. Momentum-ETFs machen das auf einfache Weise möglich“, sagt Vermögensverwalter Vetter. So hat der Momentum-ETF von iShares auf den MSCI World in fünf Jahren 87 Prozent zugelegt – fünf Prozentpunkte oder jährlich einen knappen Prozentpunkt mehr als der „normale“ MSCI World-ETF dieses Anbieters (siehe Tabelle).   

Quality-ETF: Logische Gründe für hohe Renditen

Besser als der Markt liefen auch Faktor-ETF, die auf Qualität setzen. Durch diese Auswahl landen ausschließlich Unternehmen im Index, die sich durch eine hohe Eigenkapitalrendite, stabiles Gewinnwachstum und einen geringen Verschuldungsgrad auszeichnen. Für Vermögensprofi Kaim ist es logisch, dass diese Faktor-ETF bei der Rendite vorne mitspielen: „Auf längere Sicht folgt der Aktienkurs durchaus den Gewinnerwartungen. Steigt der Gewinn pro Aktie dauerhaft, dann wird sich das auch definitiv im Kurs widerspiegeln.“ Tatsächlich legte der iShares Quality-ETF auf Sicht von fünf Jahren um knapp 87 Prozent zu. Über drei Jahre waren es 37 Prozent – und damit ebenfalls mehr als die gut 34 Prozent des üblichen MSCI World-ETF.

Small Cap und Value sorgen für Rendite-Fiasko

Deutlich schlechter erging es Anlegern mit Faktor-ETF, die eher auf Annahmen der Akademiker basieren statt auf harten Fakten. Dazu zählen die Faktoren Small Cap und Value. Bei den kleinen Unternehmen geht die Wissenschaft davon aus, dass die Anleger für das höhere Risiko der Small Caps mit einer höheren Rendite belohnt werden müssten. Doch in drei Jahren brachte es der MSCI World Small Cap-ETF von iShares auf mickrige fünf Prozent (statt 34) und in fünf Jahren auf 43 Prozent (statt 82) – unter Rendite-Aspekten also ein echtes Fiasko. Der Value-Faktor bekleckerte sich mit 27 bzw. 47 Prozent ebenfalls nicht mit Ruhm.

Minimale Schwankungen kommen mit hohem Preis

Etwas anders sieht es beim Faktor „geringe/minimale Schwankungen“ aus. Diese ETF sind vor allem für Anleger gedacht, die ihr Verlustrisiko beim Aktieninvestment geringhalten wollen. Dafür nehmen sie in der Regel Abstriche bei der Rendite in Kauf. „Angesichts der überschaubaren Performance von 18 bzw. 30 Prozent über drei und fünf Jahre stellt sich jedoch die Frage, ob nicht andere Methoden des Risikomanagements für diese Anlegergruppe sinnvoll wären“, sagt Vermögensverwalter Vetter. Dazu kann die Kombination eines „normalen“ Aktieninvestments mit Anleihen ebenso zählen wie das Risikomanagement mithilfe der Trendfolge.

Carmen Bandt im V-CHECK Podcast: So investieren Anleger ganz einfach in ETF

Carmen Bandt, Geschäftsführerin der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart, erklärt im V-Check Podcast, was ETF sind und wo die Chancen und Risiken für Anleger liegen. Außerdem gibt sie Tipps, wie Anleger ganz einfach ein Basis-Portfolio aufbauen können.

Interview mit Franz Kaim, KIDRON Vermögensverwaltung in Stuttgart

Jürgen Lutz

Momentum-ETF setzen auf Fakten: Sie haben die Aktien im Depot, die sich mittel- bis langfristig stark entwickelt haben. Das ist einfach, aber wirkungsvoll, denn Trends setzen sich in der Regel länger fort, als die meisten glauben.

Franz Kaim: Etliche Faktor-ETF sind seit fünf Jahren oder mehr auf dem Markt, sodass sich jetzt belastbare Aussagen machen lassen. Dabei zeigt sich: Längst nicht alle Faktor-ETF konnten ihr Versprechen halten. Vor allem Value und Small Cap-ETF fallen hinter den breiten Markt zurück. Indexfonds, die auf das Momentum der Aktien oder die Qualität der Unternehmen setzen, konnten ihn indes schlagen.

Franz Kaim: Momentum-ETF setzen auf Fakten: Sie haben die Aktien im Depot, die sich mittel- bis langfristig stark entwickelt haben. Das ist einfach, aber wirkungsvoll, denn Trends setzen sich in der Regel länger fort, als die meisten glauben. Und Qualitäts-ETF kaufen Aktien von Unternehmen, die ein gutes und stabiles Gewinnwachstum aufweisen. Auch das ist offenbar ein zuverlässiger Faktor. Interessant ist, dass es bei diesen Gruppen etliche Überschneidungen gibt.

Franz Kaim: Wer als Anleger vom ETF-Prinzip überzeugt ist und es einfach halten möchte, könnte sich statt des MSCI World einen ETF auf den MSCI World Momentum ins Depot legen. In den USA, die wie so oft längere Erfahrung mit neuen Produkten haben, zeigt sich seit der Emission des Momentum-ETF für den S&P 500 im Jahr 2013: Der Momentum-ETF entwickelte sich in den vergangenen elf Jahren spürbar besser als sein Vergleichsindex.

Franz Kaim: Wenn die Momentum-Aktien an Kraft einbüßen oder gar nach unten drehen, kann es bei einem solchen Faktor-ETF steiler nach unten gehen als im breiten Markt. Allerdings ist etwa der iShares MSCI World Momentum mit 350 Positionen noch immer recht breit gestreut.

Franz Kaim: Momentum-ETF setzen auf Trends an den Aktienmärkten. Solange es solche starken Bewegungen gibt, dürfte man mit diesem Faktor daher gut fahren. Problematisch wird es für den Momentum-Faktor wohl vor allem in trendlosen Phasen.

Nur wenige Faktor-ETF können den MSCI World auf Dauer schlagen*

ETF**ISINPerformance 3 J.Performance 5 J.
iShares Core MSCI WorldIE00B4L5Y98334,3 %82,5 %
iShares Edge MSCI World Min. VolatilityIE00B8FHGS1417,9 %30,2 %
iShares MSCI World Small CapIE00BF4RFH315,0 %43,6 %
iShares Edge MSCI World ValueIE00BP3QZB5927,4 %47,4 %
iShares Edge MSCI World QualityIE00BP3QZ60136,9 %86,6 %
iShares Edge MSCI World MomentumIE00BP3QZ82536,2 %87,1 %
* iShares ist nach Recherchen einziger Anbieter mit Faktor-ETF für den MSCI World über diese Zeiträume.
** Faktor-ETF sind geordnet nach Performance über 5 Jahre.
Quelle: www.justetf.com / Stand: 8. Juli 2024 / Recherche: Jürgen Lutz

Anlage-ABC: Diese fünf Faktor-ETF sollten Anleger kennen

Bei den Faktor-ETF gibt es im Wesentlichen fünf verschiedene Kategorien, die teilweise miteinander kombiniert werden. Sie lassen sich zudem nach ihren primären Zielen unterscheiden.

Geringe/minimale Schwankungen: Bei den Low oder Minimal Volatility-ETF werden Aktien ausgewählt, bei denen das Auf und Ab der Kurse in der Vergangenheit gering ausfiel oder in der Zukunft wahrscheinlich gering ausfallen wird. Das primäre Ziel ist ein geringeres Risiko als am breiten Markt.

Momentum: Diese ETF enthalten Aktien mit einem starken Kurszuwachs über einen bestimmten Zeitraum, meist über sechs bis zwölf Monate. Hier ist das primäre Ziel eine höhere Rendite, als sie der breite Markt hergibt.

Qualität: Diese Indexfonds setzen auf Unternehmen mit starkem Umsatz- und Ertragswachstum bzw. mit einer hohen Rendite auf das Eigenkapital und einer geringen Schuldenquote. Auch hier soll eine zusätzliche Rendite erzielt werden.

Small Cap: Diese ETF setzen auf gering kapitalisierte Unternehmen (Small Cap), weil diese wegen ihres höheren Risikos auf Dauer auch eine höhere Rendite bringen sollen.

Value: Hier werden Unternehmen ausgewählt, die aus fundamentaler Perspektive als günstig gelten – also etwa ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis oder einen hohen Cashflow aufweisen. Die niedrige Bewertung kann kurzfristig ein Risikopuffer und langfristig ein Renditetreiber sein.

Tipp: Wer die ETF-Welt nach bestimmten Faktoren screenen möchte, kann auf www.justetf.com unter „ETF-Suche“ gehen, dann auf „Aktien“ klicken und danach „Aktienstrategie“ auswählen. Dort werden neben den sogenannten nachhaltigen ETF die beschriebenen Faktor-ETF aufgeführt.


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