
Die besten Anlageklassen 2023 – und worauf man 2024 setzen sollte
Inhalt:
- Die besten Anlageklassen 2023 – und worauf man 2024 setzen sollte
- Interview mit Vermögensverwalter Franz Kaim: „Der Zinsgipfel liegt hinter uns“
- Checkliste: Wo finde ich gute ETFs und Fonds und worauf sollte man achten?
Einfach war das Jahr 2023 für Kapitalanleger nicht. Neben der anhaltend hohen Inflation, den steigenden Zinsen und einer drohenden Konjunkturabkühlung waren es vor allem die erheblichen geopolitischen Spannungen, die bei den Investoren für Verunsicherung sorgten. Umso erstaunlicher war die Entwicklung der Aktienmärkte.
Bis Mitte November legte der US-Aktienindex S&P 500 fast 18 Prozent zu, Europas Aktienmarkt lag, gemessen am Stoxx 600, rund sechs Prozent im Plus und der japanische Nikkei 225 kletterte um 30 Prozent. „Das mag auf den ersten Blick erstaunen“, sagt Franz Kaim von der Kidron Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart. „Allerdings lässt es sich damit erklären, dass an den internationalen Aktienmärkten Technologie, Finanzwerte und Healthcare die wesentliche Rolle spielen.“
Und genau für diese Bereiche stellte das schwierige Umfeld keine Belastung dar. „Die Finanzindustrie profitiert sogar von steigenden Zinsen, die Health-Care-Branche wächst unabhängig von der Konjunktur aufgrund der demografischen Entwicklung und den großen Technologiekonzernen kam unter anderem die Wachstumsphantasie um die Künstliche Intelligenz zugute“, erklärt Kaim.
Das lässt sich der Wertentwicklung von Themen- und Branchen ETFs ablesen. Der Lyxor Stoxx Europe 600 Financial Services ETF kam bis Mitte November auf ein Plus von knapp 16,5 Prozent und die besten Healthcare-ETFs kamen auf Zuwächse zwischen vier bis fünf Prozent. Klar am besten schnitten Technologie-ETFs ab. Der Amundi S&P Global Information Technology ETF zum Beispiel legte 52,4 Prozent zu.
Dabei waren vor allem die Magnificent Seven – wie die Aktien von Apple, Microsoft, Amazon, Google, Nvidia, Tesla, and Meta auch genannt werden – das Maß aller Dinge. Sie sind zusammen für rund 80 Prozent des Kursanstiegs beim S&P 500 verantwortlich und katapultierten den Technologieindex Nasdaq 100 um rund 45 Prozent nach oben, wobei sich die ETFs auf den Nasdaq 100 entsprechend entwickelten.
„Dabei muss man auch bedenken, dass die großen Technologiekonzerne neben der KI-Phantasie in der Lage sind, inflationsbedingt gestiegene Preise an ihre Kunden weiterzugeben, dass sie kaum verschuldet sind und stattdessen über immense Barmittel verfügen, die mit den gestiegenen Zinsen nun auch höher verzinst werden“, erklärt Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten.
Enttäuschend verlief es auf der Aktienseite aber für Nebenwerte und die Schwellenländer. „Beide gelten als risikoreichere Anlagen und litten zudem unter den gestiegenen Zinsen“, erklärt Kaim. „Und bei Emerging-Market-Aktien kamen noch die wirtschaftlichen Probleme in China dazu.“
Relativ gut entwickelte sich mit einem Plus von über sechs Prozent in diesem Jahr dafür Gold. „Zwar waren die gestiegenen Zinsen nicht gut für das Edelmetall, letztlich hat aber die Funktion als Krisenmetall überwogen“, so Vetter. Das beurteilt Kaim ebenso. „Gold hat in diesem Jahr seinen Zweck erfüllt, wir empfehlen aber dort jetzt Gewinne mitzunehmen, da sich für das kommende Jahr attraktivere Alternativen ergeben.“
Eine solche Alternative bietet derzeit der Anleihemarkt. Zwar führten bei festverzinslichen Wertpapieren die in diesem Jahr gestiegenen Zinsen lange Zeit zu fallenden Kursen. Die Entwicklung der Anleihemärkte fiel deshalb auch verhalten aus. Der Deka Dt. Börse EuroGov Germany UCITS ETF, der Bundesanleihen zwischen einem und zehn Jahren Laufzeit abbildet, kam seit Jahresbeginn auf einen geringen Zuwachs von 1,47 Prozent, auf drei Jahre liegt der ETF noch immer mit fast fünf Prozent pro Jahr im Minus. Der auf Unternehmensanleihen mit guter Bonität ausgerichtete iShares € Corp Bond ESG UCITS ETF legte zwar 3,23 Prozent zu, liegt aber für die vergangenen drei Jahre noch immer mit fast vier Prozent pro Jahr im Minus.
„Dafür bieten Anleihen mit Blick auf 2024 eine Einstiegschance. Der Grund: Wir sehen gerade vermutlich den Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus und rechnen eher mit Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte“, erläutert Vetter. Franz Kaim hält hier vor allem Unternehmensanleihen mit guter Bonität, also aus dem sogenannte Investment-Grade-Bereich, sowie europäische Staatsanleihen für interessant. „Unternehmensanleihen bieten derzeit wieder vier Prozent und mit der Aussicht auf rückläufige Zinsen im kommenden Jahr können Anleger auch wieder auf etwas längere Laufzeiten setzen, da diese den größeren Hebel für Kursgewinne bieten“, erläutert er.
Zudem empfehlen die Experten mit Blick auf 2024 weiter in Aktien zu investieren. „Wir empfehlen hier breit gestreut den amerikanischen und den europäischen Aktienmarkt, dagegen sind wir bei den Schwellenländern aktuell noch vorsichtig“, fasst Kaim zusammen. Gleichzeitig warnt Vetter auch für überzogenen Erwartungen. „Auch wenn das Umfeld für Aktien in 2024 nicht schlecht ist, so könnte es, wenn sich eine Konjunkturabkühlung abzeichnet, doch noch einmal zu starken Kursschwankungen kommen“, warnt er.
Interview mit Vermögensverwalter Franz Kaim: „Der Zinsgipfel liegt hinter uns“

Herr Kaim, in den vergangenen Jahren waren die Blicke der Anleger vor allem auf die Inflation gerichtet. Müssen wir weiter zittern?
Franz Kaim: Die gute Nachricht ist sicherlich, dass die Notenbanken mit ihrer aggressiven Zinswende die Inflation ein gutes Stück nach unten gebracht haben. Ich gehe aktuell davon aus, dass die Teuerungsrate in nächster Zeit weiter zurückgehen wird, aber es wird womöglich noch etwas dauern, bis wir die Zielmarke der Notenbanken von zwei Prozent erreicht haben.
Was bedeutet das für die Wirtschaft?
Kaim: Das sind zunächst einmal gute Nachrichten. Denn Sie müssen bedenken, dass wir Arbeitskräftemangel haben und die Löhne steigen, und wenn die Inflation nun sinkt, erhöht das die Kaufkraft der Verbraucher.
Gleichzeitig droht aufgrund der Zinserhöhungen aber eine Rezession…
Kaim: Zwar preisen die Märkte aktuell ein Soft Landing ein, also eher eine konjunkturelle Abkühlung und keine Rezession, dennoch werden wir, da durch die Zinsen die Finanzierungskosten stark gestiegen sind, mit einem schwächeren Wachstum rechnen müssen. Und das kann die Unternehmensgewinne beeinträchtigen, weshalb es vor allem für Aktien und bei Hochzinsanleihen noch einmal turbulent werden kann.
Ist denn im kommenden Jahr auch mit fallenden Zinsen zu rechnen?
Kaim: Bezüglich der Inflation bin ich optimistisch und deshalb dürften die Notenbanken mit ihren Zinserhöhungen fertig sein. Davon ist auch deshalb auszugehen, weil die Geldpolitik auf die aktuell noch vorhandenen Inflationstreiber wie die Energiepreise und die Löhne keinen direkten Einfluss hat. Aber die Zinsen werden längere Zeit auf dem erhöhten Niveau bleiben. Mit einer Senkung sollten Anleger frühestens im Laufe der zweiten Hälfte des kommenden Jahres rechnen.
Insgesamt klingt das alles ermutigend für Anleger…
Kaim: Ich bin in der Tat für Aktien sowie auch für sichere Anleihen optimistisch. Denn das Umfeld ist für Unternehmen, sofern es nicht zu einem exogenen Schock wie einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten kommt, nicht schlecht. In der Vergangenheit führte ein inflationäres Umfeld bei vielen Unternehmen übrigens auch zu ansprechenden Gewinnzuwächsen. Und das wäre auch der Nährboden für weitere Kursgewinne.
Wir leben wahrscheinlich gerade in den gefährlichsten Zeiten, die wir seit Dekaden gesehen haben- Das hat einer der mächtigsten Banker der Welt – JPMorgan-Chef Jamie Dimon – mit Blick auf 2024 gesagt. Was bedeutet das für die globale Konjunktur und damit in der Folge für Aktien & Anleihen und welche Folgen hat dies für Gold und Krypto-Assets? All das und mehr im Ausblick 2024 – traditionell im Interview von Börsenmoderator Andreas Franik mit Prof. Hartwig Webersinke, Leiter des Instituts für Vermögensverwaltung an der Technischen Hochschule Aschaffenburg.
Checkliste: Wo finde ich gute ETFs und Fonds und worauf sollte man achten?
Wer sich für das kommende Jahr positionieren möchte, kann selbst im Internet nach passenden Exchange Traded Funds (ETFs) oder Investmentfonds suchen. Dafür gibt es inzwischen eine Vielzahl an Websites, auf denen sich Anleger informieren können. Eine wichtige Adresse ist hier morningstar.de. Das Fondsanalysehaus bietet tiefgreifende Informationen zu sämtlichen hierzulande verfügbaren ETFs und Fonds. Dazu kommen weitere bekannte Websites wie onvista.de, finanzen.net, stock3.com, fondsweb.de oder boerse.de. Speziell auf ETFs haben sich extraetf.com und justetf.com spezialisiert.
Den richtigen Fonds oder ETF zu finden, ist aber auch nicht ganz einfach. Hier eine kurze Checkliste:
Den Index, der einem ETF zugrunde liegt, genau ansehen
„Man sollte sich stets die Frage stellen, ob der entsprechende ETF auch zur eigenen Anlagestrategie und zur Portfolioallokation passt“, sagt Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten. Wer breit gestreut zum Beispiel in den MSCI World investiert, muss sich im Klaren darüber sein, dass dieser zu rund zwei Dritteln aus US-Aktien besteht. Bei Themen- oder Branchen-ETFs zum Beispiel enthalten nur wenige Titel, womit einzelne Aktien auf einen sehr hohen Anteil am entsprechenden Index kommen können. Auch das kann Risiken mit sich bringen.
Das ETF- oder Fondsvolumen
Nach Ansicht von Anton Vetter lohnt es sich auch darauf bei ETFs einen Blick zu werfen. „Denn das beeinflusst die Handelbarkeit und je besser diese ist, desto geringer sind die Spreads, also der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs, was letztlich auch zu den Kosten zählt“, so Vetter weiter. Aber auch bei Investmentfonds spielt es eine Rolle. Hat ein Fonds nur fünf oder zehn Millionen Euro, die er verwaltet, dann ist die Gefahr groß, dass dieser eines Tages geschlossen oder mit einem anderen Fonds verschmolzen wird.
Die Kosten
Grundsätzlich liegt ein Vorteil von ETFs in den niedrigen Kosten. Zwar gibt es auch zwischen einzelnen ETFs Kostenunterschiede, jedoch sind diese gering und können eher vernachlässigt werden. Das ist bei Investmentfonds anders. Hier können Gesamtkosten, in der Regel als Total Expense Ratio ausgewiesen, von zwei Prozent und mehr anfallen. Hat ein Anleger die Wahl zwischen zwei gleichwertigen Fonds, lohnt sich der Kostenvergleich. Schließlich belasten die Kosten die Rendite und die muss ein Fondsmanager auch erst einmal mit seinen Investments verdienen.
Die Performance
In der Regel achten Anleger gerne auf die Wertentwicklung, wenn sie Produkte miteinander vergleichen. Jedoch gibt es keine Garantie, dass sich eine positive Wertentwicklung auch in der Zukunft fortsetzt. So kann es bei Investmentfonds, die in der jüngeren Vergangenheit ganz oben stehen, sein, dass der Fondsmanager sehr hohe Risiken eingegangen ist.
Risikokennziffern
Dazu zählen die Volatilität, also die Wertschwankungen eines Fonds, der Maximum Drawdown, das ist der maximale Verlust in einer bestimmten Periode, und die Sharpe Ratio. Letztere gibt an, wie hoch die eingegangenen Risiken eines Fonds in Relation zur Mehrrendite gegenüber dem risikofreien Zinssatz waren. Je höher diese Kennzahl ausfällt, desto besser die Wertentwicklung des Fonds in Relation zum eingegangenen Risiko. Der zusätzliche Charme dieser Kennzahl: Damit lassen sich auch Fonds unterschiedlicher Kategorien miteinander vergleichen. Entscheidend ist aber, dass Anleger mit solchen Risikokennziffern feststellen können, ob ein bestimmter Fonds oder auch ETF zum eigenen Risikoempfinden passt.
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