Wunsch für 2025? Vertrauen in die Marktwirtschaft

Wunsch für 2025? Vertrauen in die Marktwirtschaft


Im nächsten Jahr könnte die US-Dynamik die internationalen Finanzmärkte weiter antreiben. Aber in Deutschland braucht es mehr wirtschaftspolitische Klarheit, sagt Professor Lars Feld, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts.

Interview mit Professor Lars Feld, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts

Prof. Dr. Dr. Lars Feld

Gerade angesichts der vielfältigen Unsicherheiten, ist eine breite Diversifizierung in alle Anlageklassen angeraten. Davon abgesehen gibt es weiterhin interessante Branchen, die von der fortschreitenden Digitalisierung und dem Ausbau Künstlicher Intelligenz profitieren.

Erleben wir gerade ein deutsches Konjunkturdebakel?

Prof. Dr. Dr. Lars Feld: Im Großen und Ganzen würde ich das, trotz Rezessionstendenzen, noch immer als Stagflationsphase bezeichnen. Die Wirtschaftsentwicklung bewegt sich seitwärts und auf Jahressicht liegen wir noch immer über dem zwei Prozentziel beim Preisanstieg.

Quelle: Statista

Wo gibt es Probleme?

Feld: Strukturelle Probleme überlagern die Konjunktur, denn viele Kosten sind hierzulande einfach zu hoch. Das behindert Unternehmen und verhindert Investitionen. Hinzu kommt die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland. Die Antworten der amtierenden Bundesregierung auf die großen Transformationsprozesse wie Demographie, Klimawandel und geostrategische Herausforderungen sind zu unklar.

Was müsste sich für eine Besserung in 2025 ändern?

Feld: Wir erleben gerade, dass die Idee, mit Ordnungsrecht, Subventionen und Industriepolitik die Transformation zu schaffen, gegen die Wand fährt. Die Politik müsste wieder klarer auf marktwirtschaftliche Prinzipien setzen und so die momentan herrschende Unsicherheit beenden. Letztlich heißt das, die Kosten für Unternehmen zu senken und die immer weiter zunehmende Regulierung abzubauen.

Könnte die Bundestagswahl hier neue Impulse bringen?

Feld: Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber in den sich derzeit abzeichnenden möglichen Koalitionen könnte das ähnlich schwierig sein wie derzeit. Die zwei konkurrierenden wirtschaftspolitischen Paradigmen, Investitionslenkung versus marktwirtschaftliches Prinzip, dürften ein Streitpunkt bleiben.  

Das klingt alles eher düster, aber an den Finanzmärkten ist die Stimmung trotzdem gut. Haben wir das nur den Zinssenkungen der Notenbanken zu verdanken?

Feld: Natürlich spielen Leitzinsbewegungen eine Rolle, aber meiner Ansicht nach sehen wir keine reine Vermögenspreisinflation, die Aktienkurse in immer neue Höhen treibt. Gerade in den USA erwarten die Märkte weitere schuldenfinanzierte Wirtschaftsimpulse. Die sich daraus ergebende Dynamik, etwa im DOW Jones, zieht andere Indizes wie den DAX nach oben, in dem viele Unternehmen direkt oder indirekt von der amerikanischen Entwicklung profitieren.   

Ist China da eher ein weiterer Antrieb oder Bremsklotz für deutsche Unternehmen?

Feld: Die Lage im Reich der Mitte ist ambivalent. China hat es seinen Unternehmen in vielen Bereichen durch hohe Subventionen ermöglicht, Marktanteile zu erobern. Für unsere deutschen Exportunternehmen bedeutet das, dass sowohl der Absatzmarkt in China als auch die globale Konkurrenz herausfordernder geworden sind. Zudem wurde in China viele Jahre versucht, über eine expansive Fiskalpolitik strukturelle Probleme zu übertünchen. Das ließ die Verschuldung ansteigen und nährte die Probleme am Immobilienmarkt. In Peking scheint man das jetzt erkannt zu haben und versucht, mit gezielten angebotsseitigen Maßnahmen gegenzusteuern. Ob das die Lage nachhaltig verbessert, bleibt abzuwarten, ich habe da so meine Zweifel.

Was bedeutet das für die Börsen?

Feld: Grundsätzlich spricht die US-Dynamik dafür, dass die Stimmung an den Finanzmärkten in 2025 gut bleibt. Aber dabei dürfen die Risiken, insbesondere die geostrategischen Herausforderungen, nicht außer Acht gelassen werden. Dazu gehört die momentan prekäre Lage der Ukraine, insbesondere wenn nach der Präsidentschaftswahl die US-Unterstützung für die Ukraine zurückgefahren werden sollte. Kritisch ist zudem eine mögliche Intensivierung chinesischer Expansionspläne im südchinesischen Meer, die zu internationalen Eskalationen führen und einen generellen Stimmungsumschwung herbeiführen könnten.

Welchen Rat hätten Sie für Anleger in 2025?

Feld: Gerade angesichts der vielfältigen Unsicherheiten, ist eine breite Diversifizierung in alle Anlageklassen angeraten. Davon abgesehen gibt es weiterhin interessante Branchen, die von der fortschreitenden Digitalisierung und dem Ausbau Künstlicher Intelligenz profitieren. Sehr interessant ist derzeit auch das Segment Medizintechnik und Pharma. Hier gibt es jede Menge spannender Entwicklungen, gerade auch in Deutschland, sowohl in der Medikamentenforschung, neuen Anwendungstechniken oder der Verbindung von Diagnostik und künstlicher Intelligenz.

Was würden Sie sich von der Politik für 2025 wünschen?

Feld: Mein größter Wunsch wäre, dass die Politik wieder auf die Marktwirtschaft und ihre Prozesse vertraut und das auch ganz klar nach draußen kommuniziert. Das würde die Unsicherheit bei Investoren und Konsumenten verringern. Ist das geschafft, wäre der Weg frei für einen Aufschwung.


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