
Mein Lebensversicherer will mich nicht mehr, was nun?
Experten sprechen dann vom sogenannten Run-off. Die Sparer fragen sich natürlich, was der Wechsel für sie bringt. Arbeitet die Plattform kostengünstiger als der bisherige Versicherer? Fallen künftig die Erträge höher oder niedriger aus?
Auch wenn Käufer und Verkäufer der Verträge beteuern, für den Kunden bleibe alles beim Alten, gibt es unter Altersvorsorgesparern viel Unsicherheit. Keiner weiß so genau, ob es die Abwicklungsplattformen tatsächlich besser machen oder vielleicht lieber mehr Geld an ihre Eigentümer ausschütten. Eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ging allen diesen Fragen nach. Dafür wurden die Geschäftsabschlüsse sowohl der Abwicklungsplattformen (Run-off-Versicherer) unter die Lupe genommen als auch die aller anderen Versicherer im deutschen Markt.
Wichtigstes Ergebnis: Die Zahlen lassen keine Benachteiligung der Kunden durch die Run-off-Versicherer erkennen. Als Beleg führen die Autoren der Studie unter anderem die niedrigere Stornoquote und die absolute Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Erträgen der Versicherer an. Die von den Plattformen versprochenen Effizienzvorteile bei der Verwaltung großer LV-Bestände und eine daraus resultierende höhere Verzinsung sind derzeit allerdings noch nicht in größerem Maßstab eingetreten.
Dafür haben die Autoren der Studie eine Erklärung: Der Run-off-Markt ist in Deutschland noch klein und ziemlich jung. Die angestrebten Einsparungen aus Skaleneffekten, die bei großen Stückzahlen auftreten, lassen daher noch auf sich warten. Zwar entfallen die Abschlusskosten, da kein Neugeschäft mehr betrieben wird, aber eine effizientere Bestandsverwaltung beziehungsweise IT-Infrastruktur spiegelt sich in den Verwaltungskosten noch nicht wider. Offenkundig benötigen die Abwicklungsplattformen noch Zeit, um die einzelnen Bestände von verschiedenen Versicherern unter ihrem Dach einheitlich zu verwalten.
Auch die Verwendung der Überschüsse haben sich die Autoren genau angeschaut. Sie entscheiden wesentlich darüber, was eine Lebensversicherung für die Sparer bringt. Bei den Auswertungen fielen die Run-off-Versicherer zum einen durch eine höhere Zuführung zu den sogenannten Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen (RfB) auf. Diese sind ein guter Indikator für die Partizipation der Kunden an den Überschüssen der Versicherer. Zum anderen schütten Run-off-Versicherer mehr realisierte Gewinne an die Anteilseigner aus.
Für die Verteilung der Überschüsse gibt der Gesetzgeber Mindestgrößen vor. So müssen mindestens 90 Prozent des Kapitalanlage- und Risikoergebnisses und 50 Prozent des sonstigen Ergebnisses den Kunden gutgeschrieben werden. Eine höhere Zuführung steht im Ermessen jedes Versicherers. Daraus ergibt sich Spielraum für die Überschussverwendung. Jedes Unternehmen nutzt diesen Spielraum etwas anders. So ergeben sich unterschiedliche Quoten der Überschussbeteiligung. Die Nicht-Run-off-Versicherer, sprich alle jene Unternehmen, die ihr Geschäft wie bislang weiter betreiben, reichen an ihre Kunden 96 Prozent aller Überschüsse weiter, die Run-off-Versicherer hingegen nur 89 Prozent.
Also ist etwas dran an der Kritik, dass die Kunden nach einem Verkauf weniger profitieren? Nein, sagen die Studienautoren. Im Zusammenspiel mit der schon erwähnten höheren RfB-Quote ergibt sich eine Kompensation. Die geringere Beteiligungsquote führe daher nicht zwangsläufig zu einer geringeren absoluten Beteiligung der Kunden von Run-off-Versicherern. „Durch die höheren erwirtschafteten Rohüberschüsse gleichen sich hier Effekte auch nach Beteiligung des Unternehmens zugunsten der Versicherungsnehmer aus”, lautet eine Schlussfolgerung.
Die Studie des Deutschen Instituts für Altervorsorge beruhigt die Gemüter ein wenig. Schließlich hatten viele Kunden den Verkauf ihres Vertrages als Vertrauensbruch empfunden. Experten erwarten, dass sich in den nächsten Jahren weitere Lebensversicherer von ihren Verträgen verabschieden. Mit größeren Stückzahlen und mehr Erfahrung bei der Zusammenführung vieler unterschiedlicher Verträge auf einer einheitlichen Plattform gelingt den Run-off-Versicherer dann vielleicht auch noch der Nachweis, dass sie im Sinne des Kunden tatsächlich kostengünstiger arbeiten können.
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