Investieren mit kleinen Beträgen – so geht’s

Investieren mit kleinen Beträgen – so geht’s


Man muss kein hohes Einkommen haben oder ein großes Vermögen, um an der Börse investiert zu sein. Auch wer über nur begrenzte finanzielle Ressourcen verfügt, kann durch regelmäßige Einzahlungen über längere Sicht recht beachtliche Summen ansparen und so zum Beispiel für das Alter vorsorgen.

Fünf erfahrene Vermögensverwalter zeigen im Interview mit unserer Redakteurin Laura Kirsner, welche Strategie dabei sinnvoll ist und worauf Anleger beim Investieren mit kleinen Beträgen achten sollten.

Laura Kirsner: Kann man sich auch mit kleinen Summen ein Vermögen aufbauen? Ab welchen Beträgen macht es Sinn, diese anzulegen?

Elke Weber, Vermögensverwalterin bei der Hansen & Heinrich AG, Frankfurt:

Vermögensaufbau kann man auch mit kleineren monatlichen Beträgen betreiben. Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass ein Sparer 50 Euro im Monat für den Vermögensaufbau zur Verfügung hat. Diesen Betrag investiert er in einen Aktienfonds, der möglichst breit gestreut in verschiedene Aktien-Anlageklassen anlegt. Wenn diese Sparleistung durchgehalten wird und der Fonds durchschnittlich eine Rendite von 5% vor Steuern erzielt, stehen dem Anleger nach 30 Jahren Ansparphase 40.934,89 Euro zur Verfügung.

Wichtig ist, die Sparleistung gleichbleibend in guten sowie schlechten Börsenphasen fortzuführen, da dann der sogenannte Cost-Average-Effekt zum Tragen kommt: In schlechten Phasen werden für die 50 Euro mehr Anteile erworben als in guten Phasen. Dieser Effekt trägt langfristig maßgeblich zum Erfolg des Vermögensaufbaus bei.

Laura Kirsner: Können auch zum Beispiel 50-Jährige noch so anfangen? Oder ist es für die zu spät, wenn sie nicht viel investieren können?

Felix Scheppe, Portfoliomanager bei B&K Vermögen GmbH, Köln:

Es ist nie zu spät, mit dem Investieren zu beginnen, auch wenn man bereits 50 Jahre alt ist. Selbst mit kleineren Beträgen können Sie noch attraktive Ergebnisse erzielen. Allerdings kann es sein, dass Sie aufgrund des fortgeschrittenen Alters möglicherweise einen etwas aggressiveren Ansatz wählen müssen, um Ihr Vermögen schneller aufzubauen. Bei dieser Vorgehensweise ist es somit besonders wichtig den Markt eng zu beobachten. Generell gilt jedoch, je höher das Alter, desto defensiver die Anlagestrategie.

Elke Weber: Nehmen wir als Beispiel eine 50-jährige Frau, die einen Großteil Ihres Erwerbslebens nicht oder in Teilzeit berufstätig war, da sie sich vorwiegend um die Erziehung der Kinder gekümmert hat und über einen längeren Zeitraum über ein geringes Einkommen verfügt hat. Bis zum regulären Renteneintritt verbleiben durchschnittlich noch 15 Jahre, die von nun an als Ansparphase für einen Vermögensaufbau genutzt werden können. Auch hier empfiehlt sich wie im vorab erwähnten Beispiel die monatliche Investition in einen breit gestreuten Aktienfonds oder einen ETF-Sparplan. Bei einem monatlichen Sparbetrag von 100 Euro und einer unterstellten Rendite von 5% vor Steuern stehen der Anlegerin mit dieser Kalkulation nach 15 Jahren 26.590,35 Euro zur Verfügung. Der selbst eingezahlte Betrag beläuft sich hier auf Euro 18.000.

Laura Kirsner: Wo sollte das Geld investiert werden? Welche Geldanlage eignet sich?

Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement bei der GSAM + Spee AG, Krefeld:
ETFs auf breit gestreute Indizes bieten sehr gute Möglichkeiten, langfristig Vermögen aufzubauen. Lassen Sie sich auch bei Schwankungen nicht dazu verleiten, Ihre monatlichen Sparbeträge einzustellen. Das Ausnutzen dieser schwachen Phasen bringt mit der Zeit eine gute Rendite über die Jahrzehnte.

Burkhard Wagner, Vorstand bei PARTNERS VermögensManagement AG, München:

Das ist abhängig vom einzelnen Anleger und dessen Risikopräferenz. Auf lange Sicht würden wir zu ausgewählten Aktien-ETF tendieren. Qualitätsaktien bleiben auch die kommenden Jahre unverändert langfristiger Anspartipp Nr. 1! Allerdings sind durch den Zinsanstieg der vergangenen Monate Renten-ETF wieder attraktiver geworden.

Laura Kirsner: Wie sieht das Risikoprofil solcher Anleger aus? Sollen die lieber sicher anlegen, weil sie auf das Geld angewiesen sind? Was wäre eine sinnvolle Aufteilung?

Elke Weber: Die passende Anlagestrategie sollte immer den zeitlichen Faktor sowie die Anlageziele berücksichtigen. Vor der Investition sollte man sich daher vorab die Frage stellen, auf wie viel Geld man im Zweifelsfall verzichten kann, über welchen Zeitraum das Investment getätigt werden kann und welche Risiken man als Anleger eingehen möchte.

Kostenfaktoren wie Ausgabeaufschläge und laufende Kosten (Verwaltungsentgelte) sollten möglichst gering sein, da die Kosten stets die erzielbare Rendite schmälern.

Sollte eine regelmäßige Geldanlage auf Grund veränderter Lebensumstände nicht mehr oder vorübergehend nicht möglich sein, können die monatlichen Sparbeträge bei ETF- und Fondssparplänen ausgesetzt und später wieder aufgenommen werden. Auch können die bereits angesparten Beträge durch Verkauf der Anteile ausgezahlt werden, je nach Börsenphase kann es bei Kursschwankungen aber zu kurzfristigen Verlusten kommen. Es kann sich also lohnen, diese Phasen abzuwarten, da sich die meisten Kurse auch wieder stabilisieren.

Nicolas Pilz, Vermögensverwalter bei Societas Vermögensverwaltung GmbH, Düsseldorf: Das Risikoprofil der investierten Gelder sollte sich immer an der Risikoneigung der Vermögensinhaber orientieren, ganz egal ob das Vermögen groß oder klein ist. Auch der Multimilliardär verliert im Zweifel ungern eine Million, obwohl das im alltäglichen Leben keinen Unterschied machen wird. Ist man sich unsicher, welcher Risikotyp man ist, so ist eine ausgewogene Quote von 60% Aktien und 40% Anleihen sicherlich eine gute Orientierungshilfe.

Laura Kirsner: Gibt es etwas, worauf man besonders achten muss bei Depotauswahl und ETF-Auswahl (beispielsweise Kostenpauschalen o.ä.)?

Nicolas Pilz: Insbesondere bei kleineren Investitionssummen muss man auf die Fixkosten achten, da diese ansonsten schnell die Rendite extrem minimieren. D.h. fixe Depotgebühren, fixe Ordergebühren und natürlich prozentuale Ausgabeaufschläge sollten alle minimal sein. Manche Depotbanken bieten auch kostenfreie ETF-Spardepots an. Bei den ETF-Anbietern sollte man ebenfalls genau hinsehen, da die insgesamt zwar recht günstige Kostenstruktur zwischen den Anbietern doch deutlich unterschiedlich ausfällt.

Lothar Koch: Gerade bei Aktiensparplänen sind die Kosten entscheidend. Aus diesem Grund sind ETFs aktiv gemanagten Fonds auf Sicht überlegen. Aktives Management kostet Geld, unterliegt dann aber ggf. auch, je nach Fondsart, weniger den Schwankungen der Märkte.

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Laura Kirsner: Ist es sinnvoll, auf staatliche Förderung zu setzen (z.B. Riester), wenn man selbst nur wenig Geld hat?

Elke Weber: Die Riester-Verträge bieten eine attraktive Möglichkeit, mit staatlicher Unterstützung langfristig Vermögen für die private Altersvorsorge aufzubauen.

Die Funktionsweise gestaltet sich wie folgt: Die Zulagen werden vom Staat direkt in den Riester-Vertrag eingezahlt. Die Höhe der Zulagen richtet sich hierbei nach verschiedenen Faktoren wie der Höhe der eigenen Einzahlungen, der Anzahl der Kinder und dem Familienstand. Zudem können Beiträge zur Riester-Rente steuerlich absetzbar sein, was zu einer Minderung der Steuerlast führen kann. Um die volle Zulage zu erhalten, müssen 4 % vom Vorjahresbruttoeinkommen im laufenden Vertragsjahr in den Riestervertrag eingezahlt werden. Maximal können 2.100,00 Euro Riester-Beiträge als Altersvorsorgeaufwendungen bei der Steuer abgesetzt werden. So kann der Vertragsinhaber 175 Euro Zulage pro Jahr erhalten, für jedes Kind werden 300 Euro Zulage pro Jahr gezahlt (vor 2008 geborene Kinder erhalten eine Zulage i.H. von 185 Euro p.a.). Diese Zulagen tragen über einen längeren Zeitraum erheblich zum Vermögensaufbau bei.

Nicolas Pilz: Insbesondere bei kleineren Vermögen macht es Sinn sich mit der staatlichen Förderung zu beschäftigen, da diese logischerweise einen höheren Stellenwert ausmachen als bei sehr großen Vermögen.

Burkhard Wagner: Ein Investment sollte in erster Linie wirtschaftlich sein. Wie man es nicht machen sollte, dafür waren aus heutiger Sicht zig-tausende Riester-Verträge der letzten Jahre das beste Beispiel. Riester wurde plötzlich zum Verkaufsschlager, als man Vertriebsprovisionen höher ansetzte.

Vielen Dank für das Interview!

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