Finanzproblem Pflegerisiko: Damit Ihr Vermögen nicht zum Pflegefall wird!

Finanzproblem Pflegerisiko: Damit Ihr Vermögen nicht zum Pflegefall wird!


Hilfsbedürftig zu werden ist nicht nur ein erschreckender Gedanke, sondern auch eine Gefahr für das hart Ersparte. Denn die gesetzliche Pflegeversicherung deckt im schlimmsten Fall nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten ab. Eine solide Finanzplanung berechnet so etwas mit ein und ermöglicht mehr Lebensqualität

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Pflegerisiko ist sicher kein Thema, über das gerne nachgedacht wird. Denn wer will schon irgendwann auf fremde Hilfe angewiesen sein? Oder sich vorstellen, dass der Partner über viele Jahre zum Pflegefall wird? Aber leider ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Mann – aber besonders Frau – sich irgendwann mit dem Thema auseinandersetzen muss. „Zwei von drei Frauen werden statistisch gesehen zum Pflegefall“, sagt Carmen Bandt, Geschäftsführerin bei der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH aus Stuttgart. Aufgrund der höheren Lebenserwartung schlägt das im Alter steigende Pflegerisiko beim weiblichen Geschlecht voll durch. Noch höher ist die Wahrscheinlichkeit bei Ehepaaren, dass einer von beiden einmal intensive Pflege benötigt, hier trifft es vier von fünf. Nicht selten organisiert die Ehefrau erst die Pflege des Mannes und braucht dann selbst irgendwann Hilfe. Was viele dabei unterschätzen, sind die entstehenden Kosten. „Eine Vollpflege kostet schnell 5.000 bis 10.000 Euro im Monat“, warnt Finanzexpertin Carmen Bandt, „dies kann selten aus der gesetzlichen Pflegeversicherung und der laufenden Rente finanziert werden und so geht es schnell ans Vermögen.“

Hohe Zuzahlungen

„Denn anders als viele denken, deckt die gesetzliche Versicherung nur einen Bruchteil der Kosten einer intensiven Pflege ab“, sagt auch Samir Zakaria vom Vermögenverwalter Hansen & Heinrich mit Standorten in Frankfurt und Kempten. Die Zuzahlungen bei einer stationären Versorgung im ersten Jahr liegen laut dem Verband der Ersatzkassen zum Jahresanfang 2024 bei über 2.500 Euro monatlich im bundesweiten Durchschnitt. Regional kann das aber, etwa durch höhere Löhne oder Versorgungskosten, auch deutlich darüber liegen. Ein Blick auf die Kostensteigerungen im letzten Jahr zeigt, dass die Versorgung zudem immer teurer wird (s. Grafik). Aufgrund knapper Pflegkräfte und immer noch steigender Verbraucherpreise werden daran wohl auch die für längere Aufenthalte zuletzt leicht erhöhten Leistungen der Pflegekassen auf absehbare Zeit nichts am Trend ändern: Pflege wird hierzulande trotz gesetzlicher Versicherung immer teurer. Wer nicht rechtzeitig vorsorgt, kann überraschend schnell ein Vermögen loswerden und wieder trifft das gerade Frauen oft besonders hart.

Grafik: Kosten für Pflege im Heim steigen deutlich

Die Inflation schlug im letzten Jahr voll auf die Pflegekosten durch. Zwar wird bei einer längeren Aufenthaltsdauer schrittweise anteilig mehr von der Pflegeversicherung übernommen, aber das ist oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein und das dürfte noch schlimmer werden. Denn angesichts immer mehr Personen, die Hilfe benötigen, schon heute knappem Personal und begrenzten Plätzen ist davon auszugehen, dass selbst bei einem Rückgang der allgemeinen Inflation die Kosten bei der Pflege weiter deutlich steigen.

Rechtzeitig Vorsorgen

Denn sie überleben statistisch ihre Männer, kommen erst für deren Pflege auf und müssen nach dessen Tod mit erheblich weniger Einnahmen rechnen. „Die Witwenrente erfährt einen Abschlag von üblicherweise 45 Prozent im Vergleich zur Rente des Ehemannes“, sagt KIDRON-Fachfrau Carmen Bandt. Da viele Frauen im Berufsleben zu Gunsten der Familie zum Beispiel längere Phasen Teilzeit gearbeitet haben, liegt ihre Rente meist deutlich unter dem Niveau des Ehemanns. Die monatlichen Einnahmen als Witwe reichen dann in vielen Fällen nicht, um die weiter anfallenden laufenden Kosten und die eigene Pflege zu bezahlen. Grundsätzlich muss das dann aus bestehendem Vermögen bestritten werden, geschont wird nur ein kleiner Teil. Selbst das klassische Eigenheim kann dafür unter bestimmten Bedingungen herangezogen werden. Aber wie lässt sich das vermeiden?

„Die wichtigste Maßnahme ist, frühzeitig eine umfassende Finanzplanung zu machen“, rät Samir Zakaria. Sollte sich eine Versorgungslücke ergeben, kann diese entweder mit einer effizienten privaten Pflegeversicherung oder mit weiterem Vermögensaufbau geschlossen werden. Aber damit das alles wirksam wird, gilt es noch einem Irrtum nicht aufzusitzen: Denn nicht automatisch können Anverwandte oder Vertraute die Dinge in einer Pflegesituation im Sinne das Betroffenen bestimmen. Ohne entsprechende Vorsorgevollmachten und möglichst genaue Festlegung der Wünsche und Vorstellungen des zu Pflegenden kann das in einer Betreuungssituation unangenehme Folgen haben. Im schlimmsten Fall kann es so weit gehen, dass selbst bei ausreichendem Erspartem nur eine Versorgung auf Mindeststandard gewährleistet ist. Das lässt sich aber durch Erteilung von Vorsorgevollmachten und Verfügungen vermeiden, um auch in einer Pflegesituation eine möglichst hohe Lebensqualität zu bewahren. Zum Beispiel, um dann noch Urlaube machen zu können oder das Zusammenleben mit einem geliebten Haustier zu ermöglichen. Voraussetzung dafür sind aber immer ausreichende finanzielle Mittel. Je früher das Thema Pflege und Finanzen angegangen wird, desto leichter ist es, dafür zu sorgen.

Servicekasten: Vorsorge für Haustiere nicht vergessen

Es ist unumstritten, dass Haustiere gerade für Senioren wichtige Bezugspunkte sind. Kein Wunder, dass laut Erhebungen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe über ein Viertel der Haustierbesitzer der Generation 60+ angehören. Das führt gleichzeitig zu Problemen, wenn mit den Jahren die Gebrechlichkeit zunimmt. Etwa wenn das Gassigehen mit dem Hund immer schwerer fällt und hier jemand für das Ausführen bezahlt werden muss. Oder wenn die Tierarztkosten für Katze und Co. steigen, während auch immer mehr teure Hilfe für das Herrchen nötig wird. Aber Tiere sind sicher für die meisten mehr als nur ein Kostenfaktor. Das Zusammenleben und Umsorgen ist für Haustierbesitzer ein wichtiges Stück Lebensqualität. In der tiergestützten Therapie von Demenzerkrankungen werden Tiere sogar als sogenannte „Glücksbringer“ eingesetzt. Wer möchte, dass der flauschige Partner auch in einer Pflegesituation möglichst an der Seite bleibt, sollte vorausschauende Regelungen treffen. Denn nicht jedes Heim bietet die Möglichkeit der Tierhaltung und das ist fast immer mit zusätzlichen Kosten verbunden. Deswegen gilt es, rechtzeitig Regelungen zu treffen und für das nötige finanzielle Polster zu sorgen. In einer Haustierverfügung lässt sich genau festlegen, wie es mit dem treuen Begleiter in einer Pflegsituation und auch danach weitergehen soll.

Interview mit Vermögensverwalter Samir Zakaria: „Pflegerisiken auszuklammern, kann Familienvermögen gefährden“

Samir Zakaria ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG in Frankfurt
“Auf kostspielige Betreuung angewiesen zu sein, ist kein schöner Gedanke, den auch viele Finanzberater lieber nicht ansprechen. Aber zu einem umfassenden Finanzplan, der einem in solchen Fällen etwas Lebensqualität ermöglicht, gehört das Einkalkulieren von Pflegerisiken dazu”, erklärt Samir Zakaria vom Vermögensverwalter Hansen & Heinrich mit Standorten in Frankfurt und Kempten.

Warum sparen manche Finanzberater das Thema Pflege in Beratungen aus?

Zakaria: Es ist schlicht einfacher, mit Kunden über die positiven Seiten der Geldanlage zu reden, etwa die Wertentwicklungschancen von Aktien. Insbesondere wenn Vermittler von Provisionen abhängig sind, kann es mit dem oft tabuisierten Thema Pflege zudem schwierig sein, Produkte zu verkaufen. Eine umfassende Finanzberatung wird dagegen so etwas wie die Nachfolgeplanung im Todesfall und die Berücksichtigung von Pflegerisiken nicht aussparen. Die meisten Banken bieten jedoch die notwendige Finanzplanung erst gar nicht an, sei es aufgrund des als zu groß empfundenen Aufwands und der geringen wirtschaftlichen Rentabilität oder schlichtweg aufgrund fehlender Expertise im eigenen Personal, um diese komplexen Zusammenhänge in ein zukunftsfähiges und belastbares Modell zu integrieren.

Aber ist eine Pflegesituation wirklich eine echte Gefahr für das Vermögen?

Zakaria: Das ist natürlich abhängig von der individuellen Situation, etwa dem nötigen Pflegeaufwand und der Dauer. Aber benötigt zum Beispiel der Ehepartner aufgrund einer Demenzerkrankung einige Jahre vollstationäre Betreuung, sprechen wir hier über Beträge von mehreren tausend Euro monatlich, die trotz Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung draufgezahlt werden müssen. Da kommen schnell sechsstellige Beträge zusammen und das Ersparte ist in kurzer Zeit aufgebraucht. Zusätzlich ist zu erwarten, dass die Pflegekosten in Zukunft steigen werden, insbesondere wenn sich die derzeitige allgemeine Inflation als hartnäckig erweisen sollte. Wird dann der andere Ehepartner, in der Regel die Frau, später selbst zum Pflegefall, können auch größere Besitztümer wie das Eigenheim unter den Hammer kommen.

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Niemand denkt gerne an Tod, Unfälle oder Krankheit. Passieren kann so etwas aber trotzdem immer und jedem. Mit guter Vorbereitung werden die Voraussetzungen geschaffen, dass man im Falle eines Falles nach den eigenen Vorstellungen behandelt wird und Angehörige nicht ins Chaos stürzt.

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Was sind verbreitete Irrtümer, wenn es um die finanziellen Folgen eines Pflegefalls geht?

Zakaria: Viele denken fälschlich, das wird schon nicht so teuer, die Situation ist nur von kurzer Dauer und das Ersparte wird sicher reichen. Zudem beschäftigt sich niemand gerne mit dem Gedanken, dass man selbst oder Angehörige zum Pflegefall werden. Dabei unterschätzen sie massiv die finanziellen Folgen und die Wahrscheinlichkeit betroffen zu sein. Bis 2055 werden laut dem Bundesamt für Statistik 6,8 Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen sein. Nüchtern betrachtet werden sich die meisten irgendwann mit dem Thema auseinandersetzen müssen, egal ob es die eigenen Eltern, den Partner oder einen selbst betrifft.

Warum ist ein Finanzpolster für Pflegerisiken auch eine Frage von Lebensqualität?

Zakaria: Die Rente der meisten Deutschen reicht oft kaum, um die normalen Lebenshaltungskosten abzudecken. Für zusätzliche Belastungen braucht es finanzielle Reserven. Und oft beginnt eine Pflegesituation schleichend. So kann etwa die Gartenarbeit nicht mehr erledigt werden oder es braucht Unterstützung im Haushalt, weil die Ehefrau sich immer mehr um ihren kranken Mann kümmern muss. Dann muss im Lauf der Zeit das Bad behindertengerecht umgebaut werden. Eventuell soll irgendwann auch eine private Pflegekraft zu Hause helfen, damit der Betroffene nicht ins Heim muss oder Angehörige auch mal Freizeit haben. Das alles kann die Situation erleichtern und die Lebensqualität steigern, aber es kostet Geld.

Servicekasten: Urlaub als Pflegefall? So geht’s günstiger

Pflegebedürftigkeit muss kein Grund sein, auf Reisen zu verzichten. Inzwischen gibt es eine Reihe von Anbietern, die sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen spezialisiert haben. Was viele nicht wissen: Für solche Urlaubsreisen kann es Unterstützung durch die Pflegekasse geben. Denn die zahlt nicht nur weiterhin die Leistungen während der Reise, die zur Pflege gehören. Unter Umständen gibt es dafür sogar Zusatzleistungen, wenn ein Pflegegrad offiziell festgestellt wurde. Denn um pflegende Angehörige zu unterstützen, gibt es sogenannte Entlastungsbeträge für niederschwellige Betreuungsangebote. Dafür ist es aber wichtig, vor der Buchung darauf zu achten, dass der Reiseanbieter explizit ausweist, dass er ein offiziell anerkannter Träger solch eines Angebots ist. Dann besteht die Möglichkeit, einen Teil der Reisekosten über die Pflegekasse erstattet zu bekommen. Zusätzlich gibt es bei höheren Pflegegraden die Möglichkeit, sogenannte Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zu beantragen, wenn jemand anders als die Angehörigen in der Urlaubszeit die Pflege übernimmt. Das kann unter bestimmten Bedingungen, die am besten vorab mit der Pflegekasse geklärt werden, auch an einem Urlaubsort erfolgen. In Kombination wird das dann mit einem Höchstbetrag von bis zu 2418 Euro gefördert. Allerdings gibt es eine entscheidende Einschränkung für alle genannten Zusatzleistungen: Sie gelten leider nur für nicht bereits vollstationär betreute Personen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Thema Pflege und Finanzen auseinanderzusetzen?

Zakaria: Je früher, desto besser, aber es ist auch nie zu spät. Der wichtigste Schritt ist es, sich überhaupt mit dem Thema auseinanderzusetzen und Vorkehrungen zu treffen. Das beginnt damit, durch Vollmachten und Verfügungen dafür zu sorgen, dass Vertraute für einen im Fall der Fälle überhaupt handeln können und auch die eigenen Wünsche und Vorstellungen bekannt sind. Auf der Finanzseite ist es natürlich einfacher, sich ein finanzielles Polster aufzubauen, wenn gleich beim Berufsanfang damit gestartet wird. Aber auch in späteren Jahren kann es sinnvoll sein, noch Sparstrukturen zu schaffen oder eine Versicherung abzuschließen. Das oft unangenehme Thema Pflegerisiko auszuklammern, hilft dagegen garantiert nicht und kann das eigene Vermögen und im ungünstigsten Fall sogar das von Angehörigen gefährden.

V-CHECK Webinar mir Margit Winkler und Jürgen Prestel: 7 Tipps damit der Pflegefall kein finanzieller Sorgenfall wird

Ein Pflegefall tritt oft unerwartet ein und kann sowohl für Betroffene als auch für Angehörige zu einer enormen finanziellen Belastung werden. Auf die Pflegeversicherung allein zu bauen, reicht oft nicht aus. Wie kann ich mich mit vorausschauender Finanzplanung, Vorsorge und den richtigen Anlagestrategien finanziell vorbereiten, damit im Fall der Fälle genügend Vermögen zur Finanzierung der Pflege vorhanden ist?

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