
Durchhaltevermögen zahlt sich aus
Wer zwischenzeitlich die Nerven verlor und seine Aktien verkaufte, hatte am Ende deutlich weniger Geld auf dem Konto. Etwa als 2008 die Börsenkurse im Zuge der Finanzkrise in den Keller rauschten. Wer nur die zehn besten Börsentage in den Jahren verpasste, reduzierte seine Gesamtrendite von bestenfalls 5,3 Prozent auf schmale 0,5 Prozent. Die 10.000 Euro hätten sich damit kaum vermehrt. Verpasste man gar die besten 30 Tage, wäre das investierte Kapital gar um etwa vier Prozent pro Jahr geschrumpft. Von den 10.000 Euro wären gerade einmal knapp 7.500 Euro übrig geblieben.
Diese Berechnung des US-Finanzriesen J.P. Morgan Asset Management zeigt, dass sich bei der Aktienanlage ein langer Atem und gute Nerven lohnen. Leider investieren die meisten Privatanleger nach einem anderen Prinzip: Sie kaufen, wenn eine Aktie bereits stark gestiegen ist. Dann hoffen sie, dass der Kurs durch die Decke geht. Umgekehrt halten sie lange an einer fallenden Aktie fest, in der Hoffnung, dass sie schon wieder steigen möge. Erst wenn ein Hurrikan – wie die Corona-Pandemie – über die Aktienmärkte fegt, werfen sie die Aktien aus dem Depot. Und meist die Flinte ganz ins Korn. Die erlittenen Verluste sorgen für Ernüchterung und Frustration. „In Aktien investiere ich nie wieder!“, ist dann ein oft gehörtes Fazit. Dieses prozyklische Verhalten ist geradezu fahrlässig.

Denn das sogenannte Market-Timing, also der Versuch, den richtigen Zeitpunkt für Kauf oder Verkauf zu erwischen, funktioniert nur selten. Langfristig klappt es gar nicht. Tatsächlich ist das Risiko hoch, seine Aktien genau zum falschen Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Das hektische Hin und Her kostet nicht nur Rendite, sondern auch noch Geld für die Umschichtung des Depots.
Psychologisch ist das Phänomen durchaus erklärbar. Verluste sorgen für negative Emotionen, steigende Kurse für Hochgefühle. Zudem baut die gerade in extremen Marktphasen omnipräsente Börsen-Berichterstattung Druck auf. Market-Timing verursacht also inneren Stress, der zu falschen Entscheidungen verleitet.
Viele steigen zum falschen Zeitpunkt aus Aktien aus, um vermeintlich das Risiko zu reduzieren und zunächst die Lage zu beobachten. Sie laufen Gefahr, die unmittelbare Erholung zu verpassen, die meist auf einen Börsencrash folgt. Diese „Ruhephase“ kostet Nerven und am Ende richtig Geld.
Wer dagegen regelmäßig diszipliniert in den Aktienmarkt investiert und auch mal den Mut hat, gegen den Strom antizyklisch zu handeln, fährt erfahrungsgemäß den größten Gewinn ein. Sich vom tagesaktuellen Geschehen etwas zu distanzieren und das große Ganze im Auge zu behalten, sorgt für die nötige innere Ruhe. Wichtiger als der Versuch, schnell auf den Markt zu reagieren ist es, seiner Strategie treu zu bleiben.
Apropos Strategie: Jeder Privatanleger kann selbst am Besten beurteilen, ob er die Nerven hat, schwierige Marktphasen zu überstehen und seine persönliche Anlagestrategie zu finden. Oder ob er dabei die Unterstützung von Anlageprofis benötigt.
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