So finden Sie wirklich nachhaltige Fonds und ETFs

So finden Sie wirklich nachhaltige Fonds und ETFs


Nachhaltigkeit ist auch beim Investieren das Top-Thema. Nun hat die EU-Kommission ihre neue Taxonomie für nachhaltige Investitionen präsentiert und Atomkraft kurzerhand für Grün erklärt. Was bedeutet diese Entscheidung für Privatanleger, die ihr Geld ESG-konform anlegen möchten? Wie findet man bei der Größe des Angebots überhaupt die wirklich nachhaltigen Fonds? Vermögensverwalter Andreas Görler sagt, wie.
Andreas Görler ist sen. Wealth Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.

Wie lassen sich wirklich nachhaltige Fonds ausmachen?

Andreas Görler: Zunächst müssen Privatanleger eine individuelle Selbsteinschätzung hinsichtlich der nachhaltigen Ziele und der dazugehörigen Prioritäten vornehmen.

Etablierte Labels und Siegel, wie beispielsweise vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in Berlin, das österreichische Umweltzeichen, das Transparenzlogo oder Eco-Reporter sind hilfreich. Die Benotungen und Bewertungen finden sich auf dem jeweiligen Factsheet des Fonds.

Die „Principles of Responsible Investing“ stellen ein etwas „weicheres Kriterium“ dar. Die PRI sind eine Finanzinitiative der UN, der sich seit 2006 mehr als 3000 institutionelle Investoren angeschlossen haben und sich freiwillig zur Einhaltung von sechs Kriterien, die hauptsächlich auf die Implementierung der ESG-Kriterien abzielen, verpflichten. Auf der Seite www.unpri.org kann man ermitteln, ob und wann eine Investmentgesellschaft beigetreten ist. So hat man eine Orientierung, wie lange sich ein Portfoliomanagement oder eine Fondsgesellschaft mit dem Thema beschäftigt.

Anbieter wie Ökoworld aus Deutschland, Nordea aus Finnland, Vontobel, Sarrasin und Pictet aus der Schweiz, Erste Asset Management und Raiffeisen Kapitalanlagegesellschaft aus Österreich, NN-Group aus den Niederlanden beschäftigen sich teilweise schon seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Positiv ist es, wenn ein Fonds zusätzlich über einen Nachhaltigkeits- oder Ethikbeirat verfügt.

Schließlich kann man sich natürlich auch von Fachleuten beraten lassen. Es gibt Anlageberater und Vermögensberater, die nachhaltige Depots und passende Beratung anbieten. Es sollten aber auch Zertifizierungen beziehungsweise Weiterbildungen wie beispielsweise von ECO-Reporter, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) oder der Frankfurt School of Finance vorliegen.

Nach meiner Auffassung kann ein Privatanleger auf der Seite www.nachhaltiges-investment.org aus ca. 400 in Deutschland zugelassenen Publikumsfonds eine ordentliche individuelle Auswahl treffen.

Hier kann man als Selektionskriterien auch die die Anlageprozesse Ausschlüsse, Best-in-Class-Ansatz, Engagement, normbasiertes Screening, Stimmrechtsausübung, Impact-Investing, Integration und Themenfonds, einsetzen.

Wie sieht es bei ETFs aus?

Görler: Von den vorhandenen Nachhaltigkeitsansätzen Ausschlusskriterien, „Best-in-Class“ (Einschlusskriterien), Themenfonds, ESG-Integration, Engagement, Stimmrechtsausübung, Impact-Investing und normbasiertem Screening werden hier oft nur die beiden erstgenannten Selektionskriterien eingesetzt.

Meist wird ein vorhandener Index, um Unternehmen reduziert, die beispielsweise mit den Bereichen Waffenproduktion, Alkohol- und Tabakherstellung oder Glückspiel in Verbindung gebracht werden. Echte Nachhaltigkeit bieten die meisten ETFs daher noch nicht.

Aktiv oder passiv – was ist bei ESG-Themen besser?

Görler: Die gezielte Einzeltitelauswahl mit einer klaren Philosophie ziehe ich stets vor. Insbesondere bei nachhaltigen Fonds sind stringente Kriterien wichtig. Zusätzlich ist hier die Kontrolle durch einen Ethik- oder Nachhaltigkeitsbeirat möglich.

Nach meiner Auffassung ist es so besser mögliche Reputationsrisiken in einem Portfolio zu minimieren. Themen wie Dieselgate, Wirecard, Kosten für Umweltschäden oder hohe Kosten für juristische Auseinandersetzungen wie Bayer-Monsanto bleiben einem so eher erspart.

Ich ziehe hier Fondsgesellschaften vor, die mehrere Selektionskriterien einsetzen, die PRIs schon vor einem längeren Zeitraum unterschrieben haben und bereits vor 2015 nachhaltige Investmentstrategien umgesetzt haben.

Indexbasierte Produkte erfüllen diese Ansprüche nach meiner Auffassung noch nicht, obwohl hier natürlich die Segmente Ausschlüsse und normbasiertes Screening Verwendung finden können. 

Und: Was bringt das nachhaltige Investieren überhaupt? Denn neues Kapital fließt den Firmen ja nicht zu, nur weil Anleger nachhaltige Fonds oder ETFs kaufen.

Görler: Zunächst findet nur ein Kauf und Verkauf von Wertpapieren am Zweitmarkt, also der Börse statt. Dadurch entsteht zunächst keine Wirkung, weil Aktien oder Anleihen ja nur den Besitzer wechseln. Wenn einzelne unternehmen oder ganze Branchen aber permanent aus großen Depots ausselektiert werden entsteht letztlich schon ein überproportionaler Verkaufsdruck.

Insbesondere, wenn größere Investoren, wie Stiftungen, Pensionskassen, kirchliche Organisationen und Investmentfonds ihre Portfolien entsprechend anpassen erhöht sich der Druck auf nicht nachhaltige Unternehmen.

Nicht umsonst spricht man von 22 Billionen US-Dollar „Stranded Assets“ aus den Bereichen fossiler Energien, die praktisch nicht mehr investierbar wären, wenn Investoren diese Positionen konsequent und ohne Übergangsphase ausselektieren würden.

Auch die Diskussion zum Thema Kernenergie kann hier angeführt werden. Nicht umsonst war es einigen europäischen Ländern wichtig, dieses Segment zumindest als Übergangstechnologie, als nachhaltig einzustufen und sich dabei stark auf den geringen CO2-Ausstoß fokussieren. Trotzdem werden konsequent nachhaltige Investoren weiterhin nicht in Atomkraft investieren.

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