
Green Bonds: Mit Grünen Anleihen für Klimaschutz und sichere Zinserträge
Green Bonds sind ganz normal und doch anders
Von der Grundstruktur her funktionieren Green Bonds genauso wie andere Anleihen: Durch die Ausgabe dieser Wertpapiere verschaffen sich Banken, Unternehmen oder die Öffentliche Hand Fremdkapital, für das sie einen bestimmten Zins entrichten müssen. Dadurch werden die Emittenten der Papiere zu Schuldnern und die Käufer zu Gläubigern. Die Schuldner sind verpflichtet, die vereinbarten Zinsen zu entrichten und am Ende der Laufzeit das Kapital zurückzuzahlen. Der Unterschied zwischen Grünen Anleihen und üblichen Obligationen: Bei Green Bonds nutzen die Emittenten das Fremdkapital ausschließlich für Klimaschutz- sowie andere Umweltprojekte. Bei anderen Rentenpapieren können sie es frei verwenden.
Anleger müssen bei Grünen Anleihen auf mehr achten
Ähnlich wie bei aktiv verwalteten nachhaltigen Fonds sind bei der Auswahl von Green Bonds mehrere Dinge zu beachten. Zum einen gibt es jene Parameter, die für alle Anleihekäufer gelten – und zum anderen Aspekte, die speziell für das sehr junge Segment der Grünen Anleihen gelten. Zu den allgemeinen Prüfkriterien gehören:
- Rating des Kreditnehmers: Anleger sollten wissen, wem sie ihr Geld leihen. Um die wirtschaftliche Stärke von Kreditnehmer zu beurteilen, greifen sie auf Rating-Agenturen zurück. Diese geben mittels Codes aus den Buchstaben A bis D ihre Einschätzung ab. Es gilt: Je höher die Bonität, desto geringer der Zins.
- Kreditbedingungen: Wie lange ist die Laufzeit der Anleihe? Wann erfolgen die Zinszahlungen und wie ist die Rückzahlung des Kredits geregelt?
- Kurs der Anleihe beim Kauf: Die wenigsten Anleger erwerben Anleihen schon bei der Emission, sondern erst, wenn sie an der Börse notiert sind. Dann kann deren Kurs über dem Nennwert von 100 liegen, zu dem die Anleihen stets zurückgezahlt werden. Speziell wenn das Papier bis zum Laufzeitende gehalten werden soll, ist es wichtig, die Anleihe nicht zu teuer – also nicht deutlich über 100 – zu kaufen.
Viele Emittenten nutzen den EU-Standard für Green Bonds
Inzwischen richten sich viele Emittenten, die grüne Anleihen begeben, nach dem Green Bonds Standard der EU. Zu diesem Standard gehört, dass die Erlöse für bestimmte Zwecke wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und mehr Biodiversität verwendet werden müssen. Zudem gibt es eine jährliche Publizitätspflicht, was die Erlösverwendung angeht.
Last but not least soll eine dritte Partei prüfen, ob im Factsheet der Anleihe diese Standards erfüllt werden. Wer auf einschlägigen Portalen sucht, kann dort nach Anleihen filtern, die diesen Kriterien genügen.
Greenwashing mit dem EU Green Bond Standard?
Damit kommen wir zur Gretchenfrage: Können Anleger, die Anleihen nach dem EU Green Bond Standard kaufen, sicher sein, das sie so nachhaltig wirtschaftende Unternehmen unterstützen? Die klare Antwort ist: Nein! So begeben zum Beispiel der Automobilkonzern Daimler sowie ein polnischer Mineralöl-Veredler Grüne Anleihen. Zweifellos genügen diese Papiere dem Green Bond Standard der EU. Die Anleger können also sicher sein, dass ihr Geld nur in solchen Projekten „arbeitet“. Jedoch können weder Daimler noch das polnische Unternehmen für sich in Anspruch nehmen, generell nachhaltig zu wirtschaften. Zu behaupten, mit Grünen Anleihen würden stets nachhaltige Geschäftsmodelle unterstützt, wäre also Greenwashing mit dem EU Green Bond Standard.
Wenn Sie wissen wollen, wie Sie mit Green Bonds definitiv nachhaltige Ziele und Unternehmen fördern können, sollten Sie sich unser Webinar am 18. Mai 2022 nicht entgehen lassen.
Diese Kolumne ist Teil einer Serie zur erfolgreichen nachhaltigen Geldanlage von Andreas Enke. Der unabhängige Vermögensverwalter ist auch Vorstand von VenGA e.V., des Vereins zur Förderung ethisch-nachhaltiger Geldanlagen. Hier finden Sie die weiteren Teile der Serie.
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