Schwellenländer darf man 2024 nicht abschreiben - die Erholung naht!

Schwellenländer darf man 2024 nicht abschreiben - die Erholung naht!


Im zurückliegenden Jahr zählten die Börsen der Schwellenstaaten zu den Verlierern, im neuen Jahr könnten die Emerging Markets wieder an Attraktivität gewinnen, wenngleich der mögliche Depotanteil nicht allzu hoch ausfallen sollte.

Die Emerging Markets, Schwellenländer, die Tiger-Staaten, die aufstrebenden Nationen – alles das sind Synonyme für eine Gruppe von Ländern, die zwar noch nicht zu den klassischen Industrienationen gehören, die aber ein vergleichsweises hohes Wirtschaftswachstum aufweisen, oft gepaart mit einer schnell zunehmenden Bevölkerungszahl, die jung und dynamisch ist. Diese Gruppe an Ländern galt lange Zeit als Hoffnungsträger für die globale Wirtschaft – und auch für viele Anleger. Schwellenländer-Fonds und Emerging-Markets-ETFs standen über Jahre in der Gunst der Investoren, doch der Glanz hat deutliche Kratzer bekommen. Denn: Auch die aufstrebenden Nationen haben mit vielen Problemen zu kämpfen.

Wie ein starker US-Dollar die Emerging Markets belastet

Ein Problem war und ist der starke US-Dollar. Die amerikanische Währung hat in den zurückliegenden Jahren stark aufgewertet. Krisen wie etwa der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Unruhen im Nahen Osten haben den Dollar als „sicheren Hafen“ gestärkt. Zudem haben die Zinsanhebungen der US-Notenbank in Folge der wachsenden Inflation den Dollar zu einem Höhenflug verholfen – auch gegenüber vielen Währungen der Emerging Marktes. Das hat in den betroffenen Ländern zu spürbaren Verwerfungen beigetragen. Denn ein starker Dollar führt ganz allgemein gesprochen zu einer Liquiditätsverknappung in den Schwellenländern. Sie müssen ihre meist in US-Dollar gehaltenen Verbindlichkeiten zu weniger günstigen Wechselkursen zurückzahlen. Zudem führt eine Abwertung ihrer Heimatwährungen zu einer Verteuerung von benötigten Importen. Das betrifft insbesondere jene Schwellenländer, die über nur wenige heimische Energieressourcen verfügen. Die Energieimporte sind für sie aber extrem wichtig, um das Wachstum im Land aufrechtzuerhalten.

Eine Dollar-Stärke geht des Weiteren häufig mit einer Verschiebung der Kapitalflüsse einher. Weil Investitionen in Dollar attraktiver werden, ziehen Investoren ihr Geld aus den Emerging Markets ab. Das verschlechtert in den aufstrebenden Nationen die Finanzierungsmöglichkeiten von dort ansässigen Unternehmen. Das Wirtschaftswachstum bekommt einen Dämpfer, was zu weiteren Kapitalabflüssen führen kann. Läuft es sehr ungünstig, kann eine Dollar-Aufwertung zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale in den Emerging Markes führen.

Aufwärtspotenzial im neuen Jahr

Diese Faktoren dürften auch dazu beigetragen haben, dass viele Emerging-Markets-Börsen im zurückliegenden Jahr deutlich schlechter abgeschnitten haben als andere Regionen. Gemessen am MSCI Emerging Markets Index, der die Wertentwicklung der Aktien von über 1.400 Unternehmen aus 24 Schwellenländern widerspiegelt, haben diese im Jahr 2023 nur um knapp vier Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der US-amerikanische S&P 500 ist um rund 20 Prozent gestiegen.

Vor diesem Hintergrund wird für die Emerging Markets die Bedeutung von Zinssenkungen, die nun in den westlichen Industrienationen – allen voran in den USA – diskutiert werden, deutlich. Zinssenkungen würden zu einer Schwächung des US-Dollars beitragen; und diese Schwächung könnte zu einer Verbesserung der Liquiditätssituation in den Emerging Markets führen.

Welch große Bedeutung die Aussicht auf sinkende Zinsen auf die Schwellenländer-Börsen haben kann, zeigt ein erneuter Blick auf den MSCI Emerging Markets Index. Auch wenn die Gesamtperformance von 2023 vergleichsweise schlecht ist, zumindest seit November kann er wieder deutlicher zulegen und kommt im Zeitraum von Anfang November bis Ende Dezember 2023 immerhin auf ein Plus von rund sieben Prozent. Es ist sicherlich kein Zufall, dass im gleichen Zeitraum die Diskussionen um Zinssenkungen aufgrund fallender Inflationszahlen in den Industrienationen an Fahrt aufgenommen haben und parallel dazu auch die Aufwertung des Dollars ins Stocken geraten ist.

Kurzum: Sinken die Zinsen in den USA 2024 tatsächlich – wovon auszugehen ist – und verliert damit einhergehend der Dollar ein wenig an Fahrt, könnten die Börsen der Emerging Markets im Jahr 2024 weitaus besser performen als 2023.


Die BRICS-Staaten formieren sich – und erweitern ihren Einfluss. Sechs Länder kommen hinzu, darunter Saudi-Arabien und der Iran. Wird sich die Lagerbildung zwischen dem Westen und dem globalen Süden dadurch verhärten? Und was ist eigentlich aus den Plänen einer gemeinsamen BRICS-Währung geworden? Fragen dazu von Börsenmoderator Andreas Franik an Philipp Vorndran, Kapitalmarkt-Stratege bei Flossbach von Storch.

Auf Unterschiede achten

Doch Vorsicht: Schwellenstaat ist nicht gleich Schwellenstaat. Die größten Chancen bieten sicherlich die asiatischen Emerging Markets, während Anleger um Südamerika und Ost-Europa eher einen Bogen machen sollten. Es ist aber keineswegs sicher, dass die Börsen in Asien 2024 viel Freude bereiten werden. Sollte beispielsweise der Dollar wider Erwarten Stärke zeigen, könnte ein weiteres schwieriges Börsenjahr für die Schwellenstaaten bevorstehen, auch in Asien. Hinzu kommen die politischen Risiken, die in den Schwellenstaaten nach wie höhere Risiken aufweisen als in den Industrienationen. Der Depotanteil von Schwellenländer-Investments sollte daher nicht allzu hoch ausfallen.

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