Emerging Markets: Hoch gehandelt, hinken sie bei der Performance hinterher

Emerging Markets: Hoch gehandelt, hinken sie bei der Performance hinterher


Anlagen in sogenannte Emerging Market Länder wie in Asien, Afrika oder Südamerika gelten als Geheimtipp, wenn es um eine breite Streuung und um Renditen geht. Unter dem Begriff "BRIC-Länder" machte sie einst der US-Vermögensverwalter Black Rock berühmt. Vermögensverwalter Andreas Görler analysiert, warum Geldanlagen in Industrieländer sich in den vergangenen Jahren besser entwickelten.

Warum waren Emerging Markets so ein schlechtes Investment, obwohl das Wirtschaftswachstum in China, Indien, Brasilien, Russland viel höher ist als in Europa?

In diesem Jahr schnitten Emerging Markets schlechter ab als ihre Pendants in den Industrieländern. Die geringere Wachstumsdynamik entstand aus der geringeren Covid-19-Impfungsrate. Anderseits entscheiden sich mehr Zentralbanken in aufstrebenden Märkten zu einer aggressiveren Geldpolitik. So erhöhen große Länder wie Brasilien, Russland und Mexiko ihre Zinssätze, um den Inflationsdruck zu entschärfen. Zudem wird das Kapitalfluchtrisiko nach etwaigen Straffungsmaßnahmen der US-Zentralbank reduziert. Die Regierungen großer Volkswirtschaften wie Brasilien und Russland machen es nachhaltigen Investoren schwer, Investments durchzuführen. So wird in Brasilien und Russland der rasante Abbau der Waldflächen durch Brandrohdung beziehungsweise Abholzung toleriert oder politisch unterstützt.

Wie wird sich die neue Linie der chinesischen Führung (Tutoring-Verbot, Alipay-Interventionen) Ihrer Meinung nach auf den Investment Case China auswirken?

Obwohl sich das Wachstum in China aufgrund der stringenten Führung und dem Rückhalt aus der Bevölkerung fortsetzen wird, sehe ich das problematisch. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, der weltweit an Bedeutung gewinnt, einiges ausdifferenziert werden. Bei den ESG – Kriterien ist das Segment „Soziales“ von hoher Relevanz. Der Umgang mit Minderheiten in Nord-West-China, mit Meinungs- und Pressefreiheit, die Totalüberwachung der Bevölkerung und die Aussagen in Richtung Taiwan sind abschreckend. In Ländern wie China ist die Trennung zwischen Unternehmen und Staat schwierig. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie rigoros die chinesische Regierung eingreift. Das führt dazu, dass nachhaltige Investoren China komplett aussortieren, wenn dort große und notwendige Umstrukturierungen in Richtung nachhaltige Energieversorgung stattfinden.

Wenn Anleger überhaupt in Emerging Markets investieren wollen, wie sollten sie das tun?

Ich ziehe es vor, in aktive Fonds zu investieren, deren Management Personal vor Ort hat, das die jeweiligen Landesprachen spricht. Nach meiner Auffassung muss hier selektiv vorgegangen werden. In ETF – Lösungen sind mir zu viele Unternehmen enthalten, die ich unter Nachhaltigkeitsaspekten nicht kaufen würde. Investmenthäuser, wie T. Rowe Price, Franklin Templeton, Vontobel, Aberdeen oder HSBC haben langjährige Erfahrungen in diesem Bereich. Sie haben ein großes Angebot an entsprechenden Fonds. Hier waren die Wertentwicklungen der letzten zehn Jahre ordentlich. Man geht selektiv in kleinere Märkte, lässt sich bei der Titelauswahl Zeit und zudem gibt es nachhaltige Investitionsmöglichkeiten.

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