
Warum Aktien und Immobilien auch 2022 die Gewinner sein werden
Die Verbraucherpreise steigen so rasant wie lange nicht. Im September legten sie laut Destatis 4,1 Prozent zu – der höchste Wert seit fast 30 Jahren. Gleichzeitig ging der ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober zum vierten Mal in Folge zurück. Keine guten Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung in 2022.
„Tatsächlich ist der Ausblick auf das kommende Jahr derzeit mit vielen Unsicherheiten behaftet“, bestätigt Professor Hartwig Webersinke von der TH Aschaffenburg. „Die Inflation ist zwar vorübergehend, aber Sie müssen bedenken, dass sich die Angebots- und die Nachfrageseite durch die Pandemie stark verändert haben. Bis beides wieder in Einklang ist und die Inflationsraten zurückgehen, kann es lange dauern.“
Wie lange, sei derzeit unklar. Schließlich brauche es dafür zuerst die vollständige Überwindung der Pandemie und dann Anpassungen auf der Angebotsseite. Das lastet derzeit auf dem konjunkturellen Ausblick für das kommende Jahr. Der Sachverständigenrat hat jüngst in seinem Herbstgutachten die Prognose für 2022 von 3,5 auf 2,4 Prozent reduziert.

“Die Auftragsbücher der Firmen sind voll und die Nachfrage ist ebenfalls vorhanden”
– Prof. Dr. Hartwig Webersinke
Dennoch gibt es Grund für Optimismus. „Die Auftragsbücher der Firmen sind voll und die Nachfrage ist ebenfalls vorhanden“, so Webersinke. „Der Aufschwung ist also nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.“ Dazu kommt eine weitere gute Nachricht: „Die Notenbanken werden angesichts der steigenden Inflationsraten zwar die Dosis zurückfahren, also weniger Anleihen kaufen, aber sie werden, auch aufgrund der hohen Staatsverschuldung, expansiv bleiben“, so der Experte.
Soweit es die Kapitalmärkte betrifft, ist er deshalb auch optimistisch. „Aktien brauchen vor allem die Aussicht auf den Aufschwung“, so Webersinke. „Zudem verdienen die Unternehmen aktuell gutes Geld. Aufgrund der Lieferengpässe sind die Preisüberwälzungsspielräume so groß wie lange nicht, was sich auch darin zeigt, dass kaum noch Rabatte gewährt werden.“
Schwieriger sei es Branchen- oder regionale Favoriten zu bestimmen. „Im Durchschnitt gehe ich zwar davon aus, dass die Aktienkurse Ende 2022 höher stehen als heute, es wird dabei aber Verlierer und Gewinner geben“, erklärt der Finanzexperte. So profitieren beispielsweise in einem Aufschwung in der Regel Schwellenländeraktien am stärksten. „Aufgrund der massiven politischen Eingriffe durch die Regierung in China in den Markt, rate ich hier aktuell aber eher zur Vorsicht“, so Webersinke.
Ähnlich unklar ist die Aussicht auf die Branchen. Zwar hat die Pandemie die digitale Transformation deutlich beschleunigt. Gleichzeitig sind viele Unternehmen aus dem Bereich aber schon hoch bewertet. „Da braucht es schon Expertenrat, um sich richtig zu positionieren“, fasst Webersinke zusammen.
Das Gleiche gilt für den Immobilienmarkt. Dort hat die Pandemie die Nachfrage nach Logistikzentren oder Wohnimmobilien angetrieben. Gleichzeitig sind der Einzelhandel, aufgrund des Booms bei Online-Bestellungen, und Büros, wegen des Trends zum Homeoffice, teilweise unter erheblichen Druck geraten.
Eindeutig ist die Situation derzeit nur bei Zinsanlagen. „Während Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Gold von anhaltend niedrigen Zinsen, höherer Inflation und einem vielleicht verspäteten Aufschwung profitieren dürften, zählen Anleihen und festverzinste Anlagen klar zu den Verlierern“, so der Finanzexperte weiter. So werfen das Sparbuch oder Festgeld nicht nur kaum noch Zinsen ab, sondern das Vermögen verliert durch die höhere Teuerungsrate zusätzlich laufend an realem Wert. Das heißt, die Sparer können sich mit ihrem Ersparten immer weniger kaufen. Dazu kommen noch Strafzinsen auf höhere Guthaben.
Das Problem dabei ist, dass die deutschen Haushalte laut der Statistik der Bundesbank derzeit noch knapp 40 Prozent ihres liquiden Vermögens in Bankeinlagen angelegt haben. „Ich verstehe zwar, dass Anleger oft ein gewisses Maß an Liquidität brauchen, aber die Kosten für das Halten von Liquidität steigen“, so Webersinke. „Ich empfehle deshalb dringend, die aktuelle Vermögensaufteilung zu überprüfen und langfristig nicht benötigtes Kapital in Sachwerte zu investieren.“
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