Die Magie des Zinseszins - Wie kleine Beträge große Vermögen schaffen

Die Magie des Zinseszins - Wie kleine Beträge große Vermögen schaffen


Im Alltag junger Menschen steht Sparen oft an zweiter oder sogar dritter Stelle. Der Gedanke, gleichzeitig zu sparen und das Leben zu genießen, scheint für viele unvereinbar. Doch das ist ein teurer Trugschluss. Viele überschätzen, wie gering der finanzielle Aufwand sein kann, wenn man frühzeitig mit dem Sparen beginnt. Denn hier kommt der Zinseszinseffekt ins Spiel! Vermögensverwalter erklären, wie der Zinseszins funktioniert und wie Anleger davon profitieren können.

Wie erklären Sie den Kunden den Zinseszinseffekt?

Bernd Linke, Hoppe Vermögensverwaltung

Bernd Linke ist Geschäftsführer der HOPPE Vermögensbetreuung GmbH & Co. KG in Menden.

Bernd Linke: Die Funktionsweise des Zinseszinses lässt sich anhand folgender Grafik sehr gut ablesen:

Vergleich Zinseszinseffekt

Man sieht, dass mit zunehmender Anlagedauer das Endkapital exponentiell zunimmt. Die Magie besteht darin, dass die bereits verdienten Zinsen mit der Zeit kräftig beim Vermögenaufbau mithelfen – und zwar ohne weiteres Zutun des Vermögensinhabers. Für diesen Zaubertrick sind zwei Dinge von zentraler Bedeutung: Die Zinsen müssen stetig wieder angelegt werden und die Sparer möglichst diszipliniert den Sparplan durchhalten. Thesaurierende Produkte, welche die Zinsen nicht ausschütten, sondern gleich wieder reinvestieren, bieten hier einen klaren Vorteil.

Gottfried Urban

Wer Zinsen, Dividenden und Ausschüttungen liegen lassen und reinvestieren kann, hat bei globalen Aktien durch den Zinseszinseffekt einen Vervielfacher.

Gottfried Urban, Urban & Kollegen GmbH, Altötting:

Wir versuchen den Zinseszinseffekt anhand des Verdoppelungszeitraums zu erklären. Wenn man die Erträge nicht verbraucht, dann verdoppelt sich das Anlagekapital bei einer Langfristrendite von 7,3 Prozent alle 10 Jahre. Und jedes Prozent mehr verkürzt den Verdoppelungszeitraum und umgekehrt. 10 Prozent bedeutet bereits alle 7,3 Jahre eine Verdoppelung des Kapitals. 7,3 Prozent ist eine realistische Langfristrendite für globale Aktienmärkte. Je länger man anlegt, umso näher kommt man an die Langfristrendite. Natürlich ist das nicht garantiert, denn Märkte können manchmal überteuert sein. Aber wer unter-, fair- oder nur leicht überbewertete Märkte (zur historischen Bewertung des Marktes gesehen) kauft, der wird die Marktrendite mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit erhalten. Wer Zinsen, Dividenden und Ausschüttungen liegen lassen und reinvestieren kann, hat bei globalen Aktien durch den Zinseszinseffekt einen Vervielfacher, wenn man mindestens für eine Generation (also 30 Jahre) investiert (globale und gesamtmarktbezogene Betrachtung).


Erfahren Sie im Podcast mehr zum aktuellen Thema Zinsen:

Erst gab es jahrelang keine Zinsen, dann explodierten sie in beinahe einmaliger Geschwindigkeit. Und jetzt? Können sich Sparer über die höheren Zinsen freuen oder vernichten sie mit Tages- und Festgeld weiterhin Vermögen? Diese Fragen beantwortet Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG in Königstein im Taunus im V-CHECK Podcast

Welche Rolle spielt der Zeitfaktor der Kunden in der Beratung?

Stefanie Dyballa

Stefanie Dyballa ist Portfoliomanagerin bei der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg.

Stefanie Dyballa: Gerade in Deutschland hält sich nach wie vor hartnäckig die Meinung, dass Aktien „spekulativ“ sind, weil sie größeren Schwankungen unterliegen. Je länger jedoch der Anlagezeitraum ist, desto stärker wandelt sich dieses Bild. Statistisch gesehen hat ein Anleger im weltweit gestreuten MSCI World Index spätestens nach zwölf Jahren wieder den Ursprungswert erreicht, selbst wenn er zum Höchstpunkt gekauft hat. Durchschnittlich hat der weltweite Aktienindex MSCI World in den letzten 20 Jahren im Schnitt rund 9,3 Prozent Wertentwicklung pro Jahr erzielt und damit mehr als jede andere liquide Anlageklasse. Insofern spielt der Zeitfaktor eine tragende Rolle für die Depotaufteilung und insbesondere für die Höhe der Aktienquote. Je langfristiger investiert werden kann, umso höher darf die Aktienquote ausfallen.

Dr. Markus C. Zschaber

Je länger ich mit meinem Kapital arbeiten kann, umso ausgeprägter ist das exponentielle Wachstum, also der Vermögensanlageerfolg oder besser der Vermögenszuwachs. Das ist Fakt.

Dr. Markus C. Zschaber: Aus meiner Sicht nimmt der Anlagezeitraum die wichtigste aller Rollen ein, denn je länger ich mit meinem Kapital arbeiten kann, umso ausgeprägter das exponentielle Wachstum, also der Vermögensanlageerfolg oder besser der Vermögenszuwachs – das ist Fakt.

Gerade die jungen Menschen, die im Hier und Jetzt leben, müssen sich bewusst sein, dass es ein Morgen gibt. Da möchte man doch auch noch leben und idealerweise finanziell, je nach eigener Lebenssituation, abgesichert sein. Finanzielle Freiheit und Wohlstand kommen vom Sparen, nicht von Träumen und Ausgeben. Diese Weisheit ist nicht nur uralt, sondern wird immer gelten.

Stephan Simon, Vermögenskultur

Stephan Simon ist Vorstand der VERMÖGENSKULTUR AG in München

Stephan Simon: Je länger das Kapital zum Beispiel am Aktienmarkt „arbeiten“ kann, desto unwahrscheinlicher werden Verluste. Insofern spielt der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle.

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Welche Aktienquote empfehlen Sie zu Beginn des Renteneintritts?

Stefanie Dyballa: Die Faustformel „Aktienquote ist gleich 100 minus Lebensalter“ halte ich unter anderem aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung für überholt. Sofern das Anlagevermögen langfristig investiert werden kann, erachte ich eine Aktienquote von 40 bis 70 Prozent für vertretbar. Die Aktienquote zum Investitionszeitpunkt sollte an der jeweiligen Risikoneigung des Anlegers, dem zur Verfügung stehenden Gesamtvermögen und an der aktuellen Marktlage festgemacht werden. Insgesamt halte ich es für sinnvoll, dass die Aktienquote flexibel ausgenutzt werden kann. Das heißt, es wird eine maximal mögliche Quote vereinbart, die der Vermögensverwalter je nach Marktlage voll oder teilweise ausnutzen kann.

Leandro Barulli

Da die meisten Anleger bei Renteneintritt eine Lebenserwartung von teilweise über 15 Jahren haben, sollte auch bei einem höheren Liquiditätsbedarf ein angemessener Anteil in Aktien investiert werden. Zum einen ist ein ausreichender Anlagehorizont vorhanden und zum anderen sind hier die höchsten Renditen zu erwarten.

Leandro F. Barulli: Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da dies von vielen Faktoren abhängt. Muss der Anleger zum Renteneintritt überhaupt sofort auf den Anlagebetrag zurückgreifen oder bestehen noch weitere Einnahmequellen (Rente, Mieteneinnahmen usw.), welche den aktuellen Liquiditätsbedarf komplett abdecken? Hier ist es wichtig den Liquiditätsbedarf vorab möglichst genau zu ermitteln. Hierzu zählen auch geplante größere Anschaffungen wie ein neues Auto oder größere Urlaube. Da die meisten Anleger bei Renteneintritt eine Lebenserwartung von teilweise über 15 Jahren haben, sollte auch bei einem höheren Liquiditätsbedarf ein angemessener Anteil in Aktien investiert werden, da zum einen ein ausreichender Anlagehorizont vorhanden ist und zum anderen hier die höchsten Renditen zu erwarten sind.


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