
Bitcoin als strategische Reserve
Mit der Wahl Donald Trumps rückt die Diskussion um eine strategische Bitcoin-Reserve der USA in den Fokus. Im Interview beleuchtet Samir Zakaria, Niederlassungsleiter der Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich AG, welche wirtschaftlichen und geopolitischen Auswirkungen eine solche Maßnahme haben könnte. Wie könnte eine Bitcoin-Reserve die US-Währungsstrategie verändern, und was bedeutet das für den globalen Kryptomarkt?
Interview mit Samir Zakaria, Standortleiter von Hansen & Heinrich in Frankfurt
Donald Trump hat im Wahlkampf angekündigt, als Präsident eine strategische Bitcoin Reserve einzurichten. Mit seiner Wahl ist die Erwartung groß, dass der US-Staat Bitcoins kauft. Welchen Sinn hätte eine Reserve aus Ihrer Sicht? Was wäre die geldpolitische oder ökonomische Funktion?
Wyoming Senatorin Cynthia Lummis hat eine mögliche strategische Bitcoin Reserve auf der BTC Miami Konferenz im Mai 2024 angekündigt und einen Gesetzesentwurf folgen lassen. Sie hat in ihrem Bitcoin Act dafür geworben 1 Million Bitcoin (BTC) zu kaufen und für 20 Jahre zu halten. Dies entspricht ungefähr fünf Prozent des derzeit im Umlauf befindlichen Bitcoin-Bestands und würde mit mehr als 90 Milliarden US-Dollar zu aktuellen Marktpreisen zu Buche schlagen. Dafür sollen Positionen in der Bilanz des US Treasury Departments liquidiert werden, unter anderem Goldreserven. Die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus könnte der Trump Administration die nötigen Stimmen verschaffen. Allerdings gibt es einige Experten, die an der Durchsetzbarkeit zweifeln, da es bisher nur wenige krypto-freundliche Kongressabgeordnete gibt.
Trump selbst bekräftigte, dass auf keinen Fall mehr konfiszierte Bitcoin verkauft werden sollen. Wie weit oben der Aufbau einer strategischen Reserve auf seiner politischen Agenda steht, ist nicht genau bekannt. Durch die Aufnahme von Bitcoin in die staatlichen Reserven würde eine Diversifikation der Vermögenswerte erfolgen, die Abhängigkeit von traditionellen Anlageklassen wie Gold oder Fremdwährungen reduziert und die Position der USA als Vorreiter im Bereich der Blockchain-Technologie gestärkt werden. Zusätzlich könnte eine solche Reserve eine Signalwirkung entfalten, das Vertrauen in Bitcoin als Anlageklasse erhöhen und die technologische Entwicklung in diesem Sektor fördern.
Des Weiteren könnte eine strategische Bitcoin-Reserve ähnlich wie die US-Strategic Petroleum Reserve fungieren, die als wirtschaftliche Absicherung in Krisenzeiten dient. Sie könnte als Hedge gegen Inflation und Marktinstabilitäten dienen, indem sie den USA ermöglicht, in Zeiten finanzieller Turbulenzen auf eine vermeintlich robuste und wertstabile Ressource zurückzugreifen. Dies würde die wirtschaftliche Stabilität stärken und könnte als eine Form der Währungsabsicherung dienen.
Die Hauptbegründung von Senatorin Lummis ist, dass eine mögliche Wertsteigerung von Bitcoin zur Reduzierung der nationalen Verschuldung beitragen könnte. In Anbetracht der Rekordschulden der USA von knapp 36 Billionen USD, wäre eine Senkung des Kreditausfallrisikos Gold wert für die fiskalischen Maßnahmen des Landes. Kritisch betrachtet wäre aber auch eine üppige Bitcoin-Reserve nur ein Tropfen auf den heißen Stein, bezogen auf die enorme Schuldenlast. Wichtiger könnte aus meiner Sicht der geopolitische Einfluss der Kryptowährung im Wettlauf der Technologiemächte China und USA sein.
Wie viele Bitcoins könnten am Ende in diese Reserve der US-Regierung fließen? Und was bedeutet das für die Kräfteverhältnisse auf dem Bitcoin-Markt?
Die mögliche Größe einer solchen Reserve wäre von der strategischen Zielsetzung der Regierung abhängig. Würden beispielsweise 1 % der aktuellen US-Währungsreserven in Bitcoin umgeschichtet, könnte dies Käufe im Umfang von etwa 450.000 BTC umfassen. Eine derartige Investition hätte das Potenzial, erhebliche Preissteigerungen auszulösen und den Einfluss der USA auf den Bitcoin-Markt signifikant zu erhöhen. Allein die Aussicht auf den Aufbau einer solchen Reserve nach der Wahl Trumps hat den Kryptomarkt schon beflügelt.
Allerdings könnte eine große Staatsreserve, sollte sie denn eingeführt sein, auch das Risiko bergen, den Markt zu destabilisieren, falls die Regierung sich entscheidet, ihre Bestände zu verkaufen.
Glauben Sie, dass andere Staaten dem Beispiel folgen werden?
Sollten die USA eine strategische Bitcoin Reserve aufbauen, werden weitere Staaten folgen – dies könnte die Akzeptanz von Bitcoin auf ein neues Level heben und damit auch die Nachfrage.
Insbesondere Länder mit ökonomischen oder währungspolitischen Instabilitäten oder einem hohen Interesse an technologischer Innovation im Blockchain-Bereich könnten sich anschließen. Das eine oder andere Land ist diesen Weg bereits gegangen. Der Schritt einer wirtschaftlichen und militärischen Großmacht wie der USA würde als Katalysator wirken und globale staatliche Investitionen in Kryptowährungen beschleunigen. Insbesondere Länder wie China oder Russland könnten sich aus geopolitischen Gründen herausgefordert sehen, hier mitzuhalten. Ein Wettlauf um die größten Bitcoin-Bestände wäre die Folge.
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Für wie groß halten Sie die Gefahr, dass das Projekt der Bitcoin Reserve am Ende doch noch scheitert und was würde das für den Bitcoin-Preis und den Kryptomarkt insgesamt bedeuten?
Das Risiko eines politischen Scheiterns des Projekts bleibt bestehen, etwa durch regulatorische Widerstände, technologische Unsicherheiten oder die hohe Volatilität von Bitcoin, die seine Eignung als Reserve-Asset infrage stellen könnte. Ein Scheitern hätte vermutlich kurzfristig negative Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis und den Kryptomarkt insgesamt, könnte aber langfristig von der inhärenten Widerstandsfähigkeit der Bitcoin-Ökonomie abgefedert werden. Des Weiteren bleibt festzuhalten, dass es zwar einige krypto-freundliche Politiker gibt, diese sich aber noch in der Minderheit befinden. Daher sehe ich durchaus eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt zumindest nicht in dem von Senatorin Lummis vorgeschlagenen Maße umgesetzt wird.
Insgesamt kann man dennoch sagen, dass sich die Wahrnehmung von Bitcoin durch die Einführung von Bitcoin-ETFs und auch durch die „Reserve-Diskussion“ erheblich verbessert hat. Das Marktvolumen, das in diese Produkte geflossen ist, übertraf die Zuflüsse in die ersten Gold–ETFs um Längen. Diese Entwicklung signalisiert eine zunehmende Akzeptanz und Vertrauen in Bitcoin als seriöse Anlageklasse, was auf eine weiterhin starke Verankerung hindeutet, unabhängig von politischen Unsicherheiten.
Bisher ist hauptsächlich von einer Bitcoin Reserve die Rede? Warum sind andere Krypto-Assets seit der Wahl Trumps ebenfalls stark gestiegen? Was ist das Verbindungsglied?
Der parallele Anstieg anderer Kryptowährungen nach der Wahl Trumps lässt sich durch den allgemeinen Optimismus hinsichtlich der Akzeptanz digitaler Vermögenswerte erklären.
Neben Bitcoin profitieren insbesondere Blockchain-Ökosysteme wie Ethereum, die durch ihre spezifischen Anwendungsfälle einen wichtigen technologischen Beitrag leisten. Das verbindende Element ist die zugrunde liegende Blockchain-Technologie, deren Legitimität durch staatliche Maßnahmen wie den Aufbau einer Bitcoin-Reserve weiter gestärkt würde. Insbesondere die Hoffnung auf verbesserte regulatorische Bedingungen für Ether-ETFs, wie die Einführung von Staking-Optionen, hat das Investoreninteresse gestärkt. Dies reflektiert die Annahme, dass unter Trumps Administration nicht nur Bitcoin, sondern auch andere Kryptowährungen von lockereren Regulierungen profitieren könnten, was zu einer breiteren Akzeptanz und Integration in das Finanzsystem führen könnte.
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