
Schießen Notenbanken den Goldpreis über 2.000 Dollar?
Kaufpanik am Goldschalter: Viele Anleger haben im März versucht, physisches Gold zu kaufen, sind aber an COVID-19 gescheitert. Wegen des Corona-Virus sind die weltweiten Lieferketten für das begehrte Edelmetall ins Wanken geraten oder gar zusammengebrochen. Goldhandelshäuser wie Proaurum setzten neben dem Präsenzhandel zeitweise auch ihr Online-Geschäft aus – doch zum Glück gibt es praktikable Alternativen.
Goldkauf: Deutscher Reflex oder Investment mit Weitblick?
Fakt ist: „Der Ansturm aufs Gold wird von unvorstellbaren Anleihekaufprogrammen der Notenbanken befeuert. Diese stellen sogar die billionenschweren Rettungsaktionen in der Finanzkrise von 2008 in den Schatten“, sagt Rainer Beckmann von ficon Vermögensmanagement. So hat die US-Notenbank Federal Reserve angekündigt, notfalls Anleihen in unbegrenzter Höhe zu kaufen. „Das bedeutet nichts anderes, als dass die Notenbank die Schulden des Staates und von Unternehmen kauft und sie ohne Begrenzung finanziert“, erklärt der Düsseldorfer Vermögensprofi. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) klotzt: 750 Milliarden Euro wurden für den Anleihekauf bis mindestens Ende 2020 freigegeben.
Sie wollen auch in Zukunft über aktuelle Börsennews infomiert werden? Melden Sie sich jetzt zu unserem Newsletter an.
Wenn Liquidität oberster Trumpf ist…
Der Grund für das globale Milliarden-Sperrfeuer: „In der aktuellen Krise ist Liquidität der oberste Trumpf. Sie ist schließlich potenziell so gewaltig wie keine seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren“, sagt Titus C. Schlösser von Portfolio Concept Vermögensmanagement. Die Folge: In der Corona-Krise stehen neben Aktien alle anderen Anlageklassen zeitweise immer wieder auf der Verkaufsliste. „Von gut gerateten Firmenanleihen über Bundesanleihen und US-Treasuries bis hin zu Gold“, so der Kölner Vermögensverwalter. Bedeutet dies nicht, dass man von Gold in diesem eher deflationären Umfeld die Finger lassen sollte?
Überangebot an Geld: Langfristiger Aufwärtstrend für Gold
Diese Meinung teilen Beckmann und Schlösser keineswegs. Drei Gründe sprechen aus Sicht der beiden Vermögensverwalter dafür, Gold – wenn möglich – physisch zu halten und den Anteil im Depot bei Bedarf sukzessive auszubauen. Erstens schaffen die Rettungsmilliarden ein klares Überangebot an Geld. Denn nicht nur die Notenbanken sondern auch die Regierungen schütten diese weltweit über Wirtschaft und Gesellschaft aus. „Nach dem ökonomischen Grundgesetz von Angebot und Nachfrage führt das früher oder später dazu, dass Sachwerte wie Edelmetalle, Aktien und Immobilien im Wert steigen“, erklärt Beckmann.
Hier lesen Sie mehr zum Thema Gold.
Notenbanken drücken Realrenditen weiter: Neuer Schub für den Goldpreis
Zweitens ist für die Dynamik des Goldpreises nicht, wie die meisten Anleger glauben, die Inflationsrate maßgeblich. Sondern der Realzins – also der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate. Bei einer Rendite von 1,6 Prozent für die zehnjährige US-Staatsanleihe und einer Inflationsrate von 2,3 Prozent lag der Realzins in den USA vor wenigen Monaten bei minus 0,7 Prozent im Jahr. „Inzwischen beträgt er minus 1,7 Prozent, weil die Anleiherendite dank Krise und Billionen-Programmen auf 0,6 Prozent eingebrochen ist“, sagt Titus C. Schlösser. Und so könnte es mit dem Realzins weiter nach unten gehen. Zumal die Inflation wegen der Produktionsausfälle steigen könnte. Der Effekt: ein weiter steigender Goldpreis.
Charttechnik gibt klare bullische Signale
Drittens, aber nicht zuletzt, spricht auch die Charttechnik für einen weiter steigenden Goldpreis. Das zeigt sich im Euro-Preis noch deutlicher als in der Handelswährung Dollar (s. Chart, jede Kerze seit 1980 ist ein Monat).

„Das Edelmetall hat in den vergangenen Monaten ein neues Allzeithoch erreicht. Damit wurde der mehrjährige Boden seit 2012 klar nach oben hin durchbrochen. Dieser Ausbruch ist ein sehr bullisches Zeichen für das Edelmetall – analog etwa zum Jahr 2006“, sagt Vermögensverwalter Schlösser. Im Vergleich dazu schlägt sich Silber aus mehreren Gründen deutlich schlechter (siehe Interview).
Tipps und Informationen nicht nur Krisenzeiten finden Anleger auch auf unserer Ratgeber-Seite. Oder in unserem kostenlosen 44-seitigen eBook “Damit Ihre Geldanlage gelingt: Ihr Kompass für alle Lebensphasen”.