Gold: Kommt jetzt die große Aufwärtswelle beim Edelmetall?

Gold: Kommt jetzt die große Aufwärtswelle beim Edelmetall?


In den vergangenen Jahren ist es still geworden um Gold. Kein Wunder: Von 2011 bis 2020 verlor das Edelmetall zeitweise fast die Hälfte seines Wertes. Und von 2020 bis jetzt lief der Kurs fast nur seitwärts. Doch mit dem klaren Ausbruch über 2.050 Dollar und einem frischen Allzeithoch zeigte Gold im März 2024 viel Stärke. Dem Edelmetall könnten ein paar glänzende Jahre bevorstehen – nicht zuletzt wegen guter fundamentaler Gründe.

Inhalt:

  1. Klarer Ausbruch beendet Jahre des Hin und Her
  2. Gold gibt trotz massiver Zinserhöhung kaum nach
  3. Notenbanken werden Geldmengen weiter ausdehnen
  4. Staatshaushalte lassen keine hohen Zinsen zu
  5. 340 Prozent Wertzuwachs in 20 Jahren
  6. Interview mit Mirko Kohlbrecher, Spiekermann & CO AG in Osnabrück
  7. So können Anleger von einem höheren Goldpreis profitieren

Für bekennende Freunde des Goldes waren die letzten Jahre kein Vergnügen. Nach dem starken Anstieg um 500 Prozent von 2001 bis 2012 folgte die Ernüchterung: Der Goldpreis fiel zeitweise von 1.800 auf gut 1.000 Dollar und benötigte insgesamt fast ein Jahrzehnt, um sein früheres Hoch wieder zu erreichen. Doch selbst 2020 war noch Geduld gefragt: „Wer damals bei einem Goldpreis von 2.000 Dollar auf einen weiteren Anstieg setzte, wurde später von der US-Notenbank und ihren Zinserhöhungen ausgebremst“, sagt Phillip Krenz von der BV Bayerische Vermögen GmbH mit Hauptsitz in München. „Dadurch kam es 2022 erneut zu Kursverlusten“, so der Vermögensverwalter.

Klarer Ausbruch beendet Jahre des Hin und Her

Erst 2023 wurden die Preisausschläge beim Edelmetall geringer – ein Zeichen, dass große Käufer verstärkt beim Gold zugriffen und so den Preis stützten. Die unsichtbare Linie, die Investmentprofis wie Mirko Kohlbrecher zogen, lag bei rund 2.070 Dollar: „Sollte der Goldpreis diese Marke nachhaltig überschreiten, wäre das Hin und Her der letzten Jahre erst einmal Geschichte“, blickt der Vermögensverwalter bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück zurück. Im März 2024 kam es dann tatsächlich zum klaren Ausbruch aus der Seitwärts-Phase. „Dem Edelmetall könnten erneut goldene Zeiten bevorstehen. Dafür gibt es neben der positiven Kursentwicklung gute fundamentale Gründe“, so Kohlbrecher.

Vermögensverwalter Kai Heinrich im V-CHECK Podcast: So investieren Anleger am sichersten in Gold

In unsicheren Zeiten wie diesen schichten Anleger gerne ihr Erspartes in Gold um. Gold ist aber nicht gleich Gold. Es gibt viele Wege, um in das Edelmetall zu investieren. Die beliebtesten Varianten sind der Kauf von Barren oder Münzen, Gold-ETFs, also börsengehandelte Indexfonds und Aktien von Goldminen-Betreibern. Über den Sinn von Goldinvestents und wie Anleger am besten investieren, erklärt Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG in Frankfurt am Main, im V-CHECK Podcast.

Gold gibt trotz massiver Zinserhöhung kaum nach

Das beurteilt Phillip Krenz ähnlich. Für höhere Notierungen spreche bereits die Resilienz des Goldpreises angesichts der beispiellosen Zinserhöhungen der US-Notenbank. „Die Federal Reserve hat den Leitzins in 18 Monaten von beinahe null auf über fünf Prozent erhöht. Dennoch kam der Goldpreis verhältnismäßig wenig unter Druck“, so der unabhängige Vermögensprofi. Ein Grund dafür könne sein, dass der Realzins, der sich aus Nominalzins minus Inflationsrate ergibt, wegen der höheren Leitzinsen zwar stieg, aber wegen der sehr hohen Inflation dennoch negativ blieb: „In diesem Umfeld erfüllt Gold weiterhin seine Funktion als Alternativ-Währung, die vor einer Abwertung der eigenen Währung schützt“, so Krenz.

Gold bleibt stark: Kann das Edelmetall nach dem Allzeithoch weiter zulegen?

2024 erreicht Gold neue Allzeithochs. Die Marke von 2.000 Euro pro Unze wurde deutlich überschritten – allein im März stieg der Goldpreis um rund 10 Prozent. Kann dieser Aufwärtstrend so anhalten? Welche Argumente sprechen für Gold im Portfolio, und welche dagegen? Fragen dazu von Börsenmoderator Andreas Franik an Portfoliomanager Joachim Rädler von der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung, im Interview – aufgezeichnet auf dem Vermögenstag der V-Bank in München.

Notenbanken werden Geldmengen weiter ausdehnen

Auch auf Sicht der nächsten Jahre ist man bei Spiekermann & CO positiv für das Edelmetall eingestellt. „Wir glauben, dass wir uns ähnlich den 1970er-Jahren in einer inflationären Epoche befinden, in der die Geldmenge tendenziell weiter wachsen und der Realzins dauerhaft negativ bleiben wird“, sagt Mirko Kohlbrecher. Dieser Treiber sei umso wichtiger, als Gold anders als Aktien und Anleihen keine regelmäßigen Erträge wie Dividenden oder Zinsen abwirft. Hinzu komme, dass Länder wie Brasilien, Indien oder China bzw. deren Notenbanken ihre Goldbestände ausbauen, um von der Geldpolitik der USA unabhängiger zu werden. „Auch dieser Faktor sollte den Gold-Kurs stützen oder sogar antreiben“, so der unabhängige Vermögensverwalter.

Staatshaushalte lassen keine hohen Zinsen zu

Last but not least können sich die westlichen Staaten dauerhaft hohe Zinsen wohl gar nicht leisten, da diese die bereits strapazierten Staatshaushalte zu sehr belasten würden. „Wenn ein immer größerer Teil des Budgets für den Schuldendienst aufgewendet werden muss, steht dieses Geld weder für Infrastruktur, Bildung oder soziale Sicherung zur Verfügung“, stellt Vermögensverwalter Krenz fest. Das sei der Bevölkerung auf Dauer nicht zu vermitteln. Hinzu kämen zusätzliche Herausforderungen wie eine bessere Verteidigungsfähigkeit Europas angesichts der russischen Aggressionen. Vor diesem Hintergrund werden die Notenbanker die Leitzinsen sobald als möglich senken, wenn sie dadurch nicht ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation verlieren.

340 Prozent Wertzuwachs in 20 Jahren

Fazit: Zwölf Jahre nichts gewesen außer Spesen – nach einer solchen langen Phase ist Gold aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten. Dabei konnte das Metall beim Wertzuwachs in den vergangenen zwei Jahrzehnten durchaus mit dem starken US-Aktienmarkt mithalten. Seit der Auflage des ersten Gold-ETF in den Vereinigten Staaten im Jahr 2004 hat Gold rund 340 Prozent zugelegt, der S&P 500 inkl. Dividenden etwa 360 Prozent. Bricht Gold nun dauerhaft nach oben aus, sind die Aussichten auch für Gold-Anleger in den nächsten Jahren wieder glänzend.

Vergleich Wertzuwachs ETF auf S&P 500 und ETF auf Gold
In den vergangenen knapp 20 Jahren hat sich der Goldpreis in Dollar verviereinhalbfacht und steht damit der Rendite des US-amerikanischen Aktienmarktes mit 362 Prozent kaum nach (Stand: 13.3.2024). Im Gegenteil: Fast die gesamte Zeit über war der Wertzuwachs bei Gold zum Teil deutlich stärker. Erst 2021 konnte der älteste ETF auf den S&P 500 zu dem Edelmetall aufschließen. Seither bewegen sich die beiden Anlageklassen in etwa synchron. Aufgrund neuer Allzeithochs könnten dem Aktienmarkt wie auch Gold in den nächsten Monaten bzw. Jahren glänzende Zeiten bevorstehen.

Interview mit Mirko Kohlbrecher, Spiekermann & CO AG in Osnabrück

Mirko Kohlbrecher

Vor welchem Risiko sich Anleger mit Gold wirklich schützen können erfahren Sie im Interview mit Vermögensverwalter Mirko Kohlbrecher von der Spiekermann & CO AG.

Nicht unbedingt. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine fiel der Goldpreis deutlich. 2008, als die Märkte wegen der Finanzkrise ins Trudeln kamen, tauchte das in Dollar gehandelte Edelmetall zeitweise um bis zu 30 Prozent ab. Auch 2001, als das World Trade Center in Schutt und Asche lag, fiel der Goldpreis zunächst weiter.

Die wichtigste Ursache für den Kursrückgang beim Gold im Jahr 2022 waren die massiven Zinserhöhungen der US-Notenbank, denn diese wirken sich direkt auf den Realzins – sprich der Nominalzins minus die Inflationsrate – aus. Der Realzins und nicht die Inflation allein ist die entscheidende Größe für den Preis des Edelmetalls. Steigt der Realzins, kommt Gold unter Druck. Dies gilt selbst dann, wenn der Realzins negativ bleibt.

1971, als der politisch regulierte Goldpreis freigegeben wurde, startete die Feinunze mit 35 Dollar. Jetzt, nach knapp 53 Jahren, notiert die Feinunze über 2.100 Dollar. Das entspricht dem 60-Fachen bzw. einem jährlichen Wertzuwachs von rund acht Prozent und in etwa dem Wachstum der Geldmenge in den USA. Aus unserer Sicht ist die Botschaft klar: Gold bewahrt auf lange Sicht die Kaufkraft, weil der Wert einer Feinunze parallel zur Geldmenge des Landes wächst. Dies geschieht unter teils hohen Schwankungen, weshalb ich „auf lange Sicht“ besonders betonen möchte.

Ja. Klar und deutlich wird dies vielleicht am besten am Beispiel der Türkei, die seit Jahren unter einer starken Abwertung ihrer Währung leidet. In türkischer Lira hat sich der Goldpreis in dieser Währung seit 2019 versiebenfacht. Mit Gold konnte man der Abwertung der türkischen Lira also wirksam Paroli bieten.

Das kommt auf Risikoprofil und Ziele des Anlegers an. Wer Gold nutzen will, um sich effektiv vor einer Abwertung – sprich Inflationierung – der Währung zu schützen, sollte zwischen 10 und 15 Prozent des Vermögens in physisches Gold bzw. besicherte Zertifikate anlegen. Mit einer kleineren Quote kann man dieses Ziel nicht erreichen. Ein größerer Anteil wiederum würde das Gewicht von Aktien und Anleihen im Depot zu sehr drücken.

Video: Gold im Höhenflug – Wann sehen wir die 5.000 Dollar pro Unze, Andreas Glogger?

Gold war im Jahr 2023 eine echte Erfolgsgeschichte. Der Preis hat sich zuletzt dauerhaft über der Marke von 2.000 Dollar je Unze etabliert – zuletzt gab es sogar ein neues Allzeithoch. Kann das im kommenden Jahr so weitergehen? Was spricht für Gold im Portfolio und was dagegen? Antworten von Vermögensverwalter Andreas Glogger, Geschäftsführer bei GLOGGER & PARTNER, im Gespräch mit Andreas Franik – aufgezeichnet auf dem Parkett der Börse Frankfurt.

So können Anleger von einem höheren Goldpreis profitieren

Wer auf einen steigenden Goldpreis setzen möchte, hat mehrere Optionen. Die Wahl kann auf physisches Gold, besicherte Gold-Zertifikate, Aktien von Goldminen-Betreibern oder eine ganz besondere Art von Gold-Aktien fallen. Konkret stehen die folgenden zur Auswahl:

  • Goldmünzen und -barren
  • Exchange Traded Commodities (ETC)
  • Goldminen-Aktien
  • Royalty- und Streaming-Companies

Goldmünzen und -barren

Wer „sein“ Gold am liebsten in der Hand halten oder sich für eine etwaige Systemkrise mit einer kleinen Menge des Edelmetalls ausstatten will, ist mit Goldmünzen bzw. Goldbarren vom Edelmetall-Händler am besten beraten. Neben den „Big Playern“ wie Proaurum und Degussa Goldhandel gibt es in Deutschland eine Reihe von Händlern, bei denen man Gold online erwerben kann. Die „Goldseiten“-Website bietet hierzu unter goldseiten.de/muenzen/anbieter einen guten Überblick. Auf Käufe von physischem Gold fällt wie bei ETC keine Mehrwertsteuer an. Bei beiden Anlagearten wird bei einem Verkauf zudem keine Steuer auf Kursgewinne fällig, sofern der Anleger die Münzen/Barren bzw. die ETC vor mindestens einem Jahr gekauft hatte. Wichtig: Bei Käufen von physischem Gold sollte die Stückelung nicht zu klein ausfallen, da der Aufschlag für sehr kleine Mengen (unter zehn Gramm) überproportional hoch ausfällt.

Exchange Traded Commodities (ETC)

Anleger, die Gold in ihrem Wertpapierdepot halten wollen statt es im Safe zu lagern, können auf Exchange Traded Commodities (ETC) zurückgreifen. Dabei sollten sie darauf achten, dass diese börsengehandelten Zertifikate mit Gold besichert sind. Dies ist bei fast allen Papieren der Fall, die auf justetf.com mit der Suche nach dem Stichwort „Gold“ ausgewiesen werden. Vier ETN weisen gar keine Verwaltungsgebühr auf – etwa Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9GB0) oder EUWAX-Gold (DE000EWG0LD1). Weitere sieben Papiere haben Kosten zwischen 0,1 und 0,2 Prozent p.a. Der Steuerfreiheit bei Kursgewinnen nach über einem Jahr Haltedauer steht gegenüber, dass Verluste bei kürzeren Zeiten steuerlich nicht geltend gemacht werden können.

Goldminen-Aktien

Wagemutige Anleger können auf Unternehmen setzen, die Gold fördern oder neue Goldminen erst noch erschließen wollen. Dabei handelt es sich je nach dem Geschäftsmodell teils um sehr spekulative Anlagen, denn zum Faktor „Goldpreis“ kommen noch einige Risikofaktoren hinzu, etwa höhere Zinsen für Fremdkapital. Bekannte Indexfonds auf Goldminen hinken dem Goldpreis derzeit deutlich hinterher und notieren weit unter ihren früheren Hochpunkten. Bekannte Größen wie Newmont und Barrick Gold haben sich gegenüber 2021/2022 im Preis etwa halbiert. Das Minengeschäft ist jedoch zyklisch, weshalb niedrige Preise eine Gelegenheit zum Einstieg bieten können.

Royalty- und Streaming-Companies

Eine Ergänzung zu diesen Optionen sind Royalty bzw. Streaming Companies. Diese Unternehmen finanzieren viele mittlere und kleine Goldförderer, die sich mit der Finanzierung durch Banken wegen des hohen Geschäftsrisikos schwertun. Im Gegenzug bekommen sie einen fixen Anteil des Minenertrags (Royalty) bzw. eine fixe Menge Goldunzen (Streaming) oder eine Kombination davon. Allerdings notieren auch Franco-Nevada, Wheaton Precious Metals und Royal Gold klar unter ihren Hochpunkten. Diese Unternehmen sind meist weniger risikoreich als Goldminen-Betreiber, bergen aber mehr Unwägbarkeiten als Gold.

V-CHECK Video: Goldpreis auf Rekordhoch: Robert Halver analysiert die Ursachen der Rally

Mit rund 25 Prozent Zuwachs in diesem Jahr auf Dollar-Basis und noch höheren Gewinnen in Euro, hat Gold in den letzten Monaten ein Rekordhoch nach dem anderen erreicht und bleibt eine der stabilsten Anlagen in turbulenten Zeiten. Der Goldpreis bewegt sich auf die 3000 US-Dollar Marke zu – Doch was treibt diesen rasanten Anstieg an?

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