Neue Aktienhausse gestartet: So machen Anleger jetzt das Beste aus ihren globalen ETF-Investments

Neue Aktienhausse gestartet: So machen Anleger jetzt das Beste aus ihren globalen ETF-Investments


Der vergangene November war einer der stärksten Monate am Aktienmarkt seit Langem. Die Chancen für einen dauerhaften Anstieg von Dividendentiteln stehen nun sehr gut.

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Davon können Anleger aber nur dann voll profitieren, wenn sie ihren Fokus von Deutschland aus auf die Welt und vor allem die USA richten. Zudem zeigt die Forschung: Wenn Anleger dann noch auf gleichgewichtete ETFs setzen, erzielen sie mit großer Wahrscheinlichkeit eine spürbar höhere Rendite als mit den üblichen marktkapitalisierten Indexfonds.

In „Börse vor Acht“ und anderen Shows vom Handelsparkett wird der Deutsche Aktienindex (DAX) gern mit Indizes wie Dow Jones oder S&P 500 verglichen. Was wenige Zuschauer wissen: Während im DAX die Dividenden einberechnet werden, sind die meisten anderen Börsenbarometer reine Kursindizes, bei denen diese Ausschüttungen keine Berücksichtigung finden. Dazu gehört auch der S&P 500, der den breiten US-Markt abbildet. Er schloss am 8. Dezember 2023 mit 4.604 Zählern.

S&P 500 inklusive Dividenden notiert bei 10.000 Punkten

„Quasi völlig unbekannt ist, dass es den S&P 500 auch als Performance-Index gibt. Dieser S&P 500 Total Return notierte inklusive Dividenden zum gleichen Zeitpunkt bei über 9.961 Punkten. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie beim bekannteren Kursindex“, sagt Anton Vetter von der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung BV&P Vermögen in Kempten. Daraus folgt: Wer die Performance von deutschen mit amerikanischen Aktien und somit Äpfel mit Äpfeln statt mit Birnen vergleichen will, muss sich neben dem DAX den S&P Total Return (TR) ansehen. „Erst dann ist zu erkennen, wie hoch die Aktienerträge dies- und jenseits des Atlantiks wirklich ausgefallen sind“, so Vermögensprofi Vetter.

Rendite der US-Aktien hängt deutsche Papiere lässig ab

Wenn man die sehr lange Frist betrachtet, ist klar, wer das Rennen macht: Der S&P 500 Total Return weist vom 1. Januar 1988 bis 8. Dezember 2023 einen Wertzuwachs von 3.770 Prozent auf, während der DAX-Performance-Index auf ein Plus von 1.650 Prozent kommt. „Das entspricht über fast 35 Jahre einer jährlichen Rendite von fast 11 Prozent beim S&P versus gut 8,3 Prozent beim DAX“, rechnet Daniel Kolb von Heidelberger Vermögen vor. Aus 100.000 Euro wären so (ohne die langfristig oft vernachlässigbaren Schwankungen zwischen DM/Euro und Dollar) fast 3,9 Millionen versus 2,65 Millionen Euro geworden. „Das US-Investment brachte also 75 Prozent mehr als eine reine Deutschland-Anlage“, so der bankenunabhängige Vermögensprofi Kolb.

Gewöhnliche ETFs: Zu viel an Big Playern

Aktienanleger, die zum größten Teil auf Deutschland bzw. Europa fokussieren, verpassen also vermutlich attraktive Chancen in den Vereinigten Staaten und verlieren so mögliche Rendite. Für Vermögensverwalter Vetter ist das Fazit klar: „Privatanleger sollten einen vernünftigen und ansehnlichen Teil ihrer Aktienquote in den USA investieren.“ Doch ist das nicht mit den üblichen Indexfonds auf den MSCI World oder den S&P 500 möglich? In der Tat sind in ETFs auf den Weltaktienmarkt durch das Prinzip der Marktkapitalisierung zu 70 Prozent US-Aktien enthalten. Allein 20 Prozent davon entfallen auf die ersten zehn Aktien von Apple bis zu Eli Lilly (alle USA). Im S&P 500 machen die ersten zehn Positionen gut 30 Prozent aus, im Tech-Index Nasdaq 100 sind es sogar fast 50 Prozent. Und fast alle Big Player in diesen Indizes sind identisch.

Gleichgewichtetete ETFs bringen mehr Rendite

Diese Konzentration kann zum Vorteil, aber auch zum Nachteil der Anleger sein. Was aber dank der Forschung eine Tatsache ist: „ETFs, die das Kapital der Anleger gleichmäßig auf alle im Index enthaltenen Aktien verteilen (Equal Weight/Gleiches Geicht), sind langfristig spürbar erfolgreicher als die marktkapitalisierten Indexfonds, die die allermeisten Anleger gewöhnlich kaufen“, so Daniel Kolb. So hat das Research-Haus Morningstar herausgefunden: Von 1999 bis Juni 2023 hat der EW-Index in 14 Jahren die Konkurrenz mit einer durchschnittlichen Mehrrendite von 7,1 Prozentpunkten abgehängt. In zehn Jahren lag der übliche S&P 500 mit 4,5 Prozentpunkten an Mehrrendite vorn.

Gute und logische Gründe für Outperformance

Das bessere Abschneiden der EW-ETFs hat gute Gründe: „Es sind vor allem die starken und mehrjährigen Aktienaufschwünge, in denen die mittelgroßen und kleinen Aktien im Index mehr zulegen als die Big Player“, beschreibt Anton Vetter die Hintergründe. So legte im letzten langen Aufschwung von 2009 bis Ende 2018 der älteste ETF auf den S&P 500 Equal Weight jährlich fast 1,5 Prozentpunkte mehr zu als der marktkapitalisierte Indexfonds. Von 2009 bis Ende 2022 liegt der Unterschied bei der Rendite pro Jahr immer noch bei 1,1 Prozentpunkten. Das rechnet sich: „Ein Prozentpunkt pro Jahr mehr als im üblichen S&P 500 hätten ein Startkapital von 100.000 Euro in 35 Jahren nicht in 3,89 Millionen, sondern in 5,3 Millionen Euro verwandelt“, rechnet Vermögensprofi Vetter vor.

Starke Aktienhausse am Start

Das starke Plus der Indizes im November und in der ersten Dezemberhälfte zeigen unter der Oberfläche: Immer mehr Aktien setzen nun zu einem Ausbruch nach oben an, weil institutionelle Investoren massiv auf Shopping-Tour gehen. Damit sind die Voraussetzungen für ein starkes Abschneiden der mittelgroßen und kleineren Aktien in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren gegeben. Equal-Weight-ETFs auf die USA und andere Weltregionen dürften Anlegern 2024 und darüber hinaus somit viel Freude bereiten.

Günstige Equal Weight-ETFs auf wichtige Aktienindizes

Die Auswahl an Equal Weight-ETFs (EW) auf dem deutschen Markt ist recht klein. Drei Fondsgesellschaften bieten thesaurierende EW-Indexfonds auf den S&P 500 an. Es gibt für diesen Index eine währungsgesicherte Variante der Deutsche-Bank-Tochter Xtrackers. Für den Nasdaq 100 offeriert nur Invesco eine EW-Variante. Wer in Europa oder gleich in der ganzen Welt gleichmäßig in Aktien investieren möchte, muss auf spezielle Indizes ausweichen: Die Reihe „iShares Size“ investiert gleichmäßig gestreut in mittelgroße Aktien in den USA, Europa und der Welt. Von VanEck gibt es zwei ausschüttende EW-ETFS auf den Solactive Sustainable-Index.

Name ISIN Gesamtkosten (TER)
USA
Invesco S&P 500 Equal Weight IE00BNGJJT35 0,20 %
iShares S&P 500 Equal Weight IE000MLMNYS0 0,20 %
Xtrackers S&P 500 Equal Weight IE00BLNMYC90 0,20 %
Xtrackers S&P 500 Equal Weight EUR hedged IE0002EI5AG0 0,30 %
Invesco Nasdaq 100 Equal Weight IE000L2SA8K5 0,20 %
iShares Edge MSCI USA Size Factor IE00BD1F4K20 0,20 %
Europa
iShares Edge MSCI Europe Size Factor IE00BQN1KC32 0,25 %
VanEck Sustainable Europe Equal Weight NL0010731816 0,40 %
Welt
iShares Edge MSCI World Size Factor IE00BP3QZD73 0,30 %
VanEck Sustainable World Equal Weight NL0010408704 0,40 %

Auswahl von Indizes, Quelle für ETFs: justetf.com, Anbieter, Stand: 9.12.2023, Recherche: Jürgen Lutz
Alles Fonds arbeiten mit vollständiger oder teilweiser Replikation (keine Swaps)

Über kurze und längere Zeiträume haben US-Aktien den Anlegern eine spürbar höhere Rendite beschert als deutsche Papiere: Seit dem 1. Januar 1988 summieren sich Kurssteigerungen und Dividenden, wie sie der S&P 500 Total Return misst, auf einen Wertzuwachs von 3.790 Prozent. Aus 100.000 Euro wären so knapp 3,9 Millionen Euro geworden. Der DAX-Performance-Index, den die meisten Anleger kennen, hätte mit einem Plus von 1.650 Prozent diese 100.000 Euro über 35 Jahre in 2,65 Millionen Euro verwandelt. Ein hypothetisches Investment in einen gleichgewichteten ETF auf den S&P 500 (Equal Weight, EW) hätte daraus 5,3 Millionen gemacht.

Interview mit Vermögensverwalter Daniel Kolb: Den aktuellen Aktienanstieg tragen zunehmend kleine und mittlere Aktien

Daniel Kolb ist Vermögensverwalter bei Heidelberger Vermögen
Daniel Kolb ist Vermögensverwalter bei Heidelberger Vermögen

Herr Kolb, die Finanzforschung hat gezeigt, dass ein Investment in einen ETF, der alle Aktien gleich gewichtet (Equal Weight, EW), spürbar mehr Rendite gebracht hätte als die üblichen marktkapitalisierten Indexfonds. Woran kann dies liegen?

Daniel Kolb: Ein echter Aktienaufschwung wird vom größten Teil aller Aktien getragen. Das heißt: Neben den Mega Caps und Large Caps wie Apple, Microsoft oder Nvidia sind daran auch mittelgroße und kleinere Papiere beteiligt. Die Aktienkurse dieser kleineren Unternehmen legen in einem solchen Aufschwung von Natur aus prozentual stärker zu als die der Big Player. Aus diesem Grund kommt es zur Outperformance der EW-ETFs in einem breiten Aktienaufschwung.

Ist das ein Zusammenhang, auf den man sich als Anleger verlassen kann?

Ich denke schon. Denn ein echter Aktienaufschwung setzt immer voraus, dass viele Aktien steigen. Diese starke Marktbreite bedeutet implizit immer, dass der Aufschwung auch von den schnell steigenden Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen getragen wird.

Kann man dies aktuell beobachten?

Ja, das ist auch jetzt der Fall. Nachdem die Indizes von Oktober 2022 bis August 2023 vor allem deshalb stiegen, weil sie von den Mega Caps aus dem Tech-Bereich nach oben gezogen wurden, beobachten wir nun, dass der Anstieg immer mehr Unternehmen und Sektoren einbezieht und an Breite gewinnt. Dies ist ein idealer Zeitpunkt, um verstärkt auf Equal-Weight-ETFs zu setzen.

Das Angebot an Equal Weight-ETFs ist aber noch begrenzt…

Das ist richtig. Für die USA gibt es wie immer die meisten Produkte. Dort können Anleger sowohl auf den marktbreiten S&P 500 wie auch auf die Nasdaq 100 gleichgewichtete ETFs erwerben. Für Europa sowie für den Weltaktienmarkt muss man sich anderweitig behelfen, da es noch keine EW-ETFs etwa auf den MSCI World gibt.

Welche Möglichkeiten gäbe es hier?

Nun, man könnte in einen marktkapitalisierten ETF auf den MSCI World sowie in einen EW-ETF investieren, der das Geld gleichmäßig auf die mittleren und kleineren Aktien im MSCI World verteilt. Auf diese Weise würde etwa gleich viel Geld in die Mega und Large Caps sowie auf das Segment der Mid und Small Caps entfallen. Die Geldanlage wäre besser diversifiziert.

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