ETF-Trends 2023 – wo sich Investments lohnen und wo nicht

ETF-Trends 2023 – wo sich Investments lohnen und wo nicht


In den vergangenen Jahren waren Technologie- und ESG-ETFs en vogue. Wird das auch 2023 so sein? Oder rücken andere Themen in den Vordergrund?

Exchange Traded Funds (ETFs), die die Wertentwicklung eines Aktienindex abbilden, haben einen wahren Boom hinter sich. Zwischen 2009 und Ende 2021 hat sich das von ihnen weltweit verwaltete Vermögen laut dem Statistikportal Statista fast verzehnfacht. Und inzwischen gibt es rund 8.550 ETFs weltweit – das ist viel, wenn man bedenkt, dass die ersten Produkte dieser Art in den USA erstmals in den 1990er aufgelegt wurden und in Deutschland im Jahr 2000 an die Börse kamen.

Es kann folglich kaum verwundern, dass auch Privatanleger hierzulande zunehmend zu dieser Fondsgattung greifen. „Wir stellen schon ein steigendes Interesse an ETFs bei unseren Kunden fest“, bestätigt Mathias Lebtig von der FP Asset Management GmbH in Freiburg. Schließlich klingen die Argumente, die für die Nutzung von ETFs sprechen, überzeugend. „Sie sind kostengünstig, jederzeit handelbar und, weil sie einfach nur einen Index abbilden, auch transparent“, sagt der Experte.

Dabei sind bestimmte Trends am ETF-Markt festzustellen. So stand in 2021 insbesondere das Thema Technologie im Fokus der Anleger. Allerdings war es auch genau dieser Bereich, der im vergangenen Jahr Kapitalabflüsse hinnehmen musste. In 2022 waren dafür Produkte gesucht, die im weitesten Sinne etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben.

„Und dieser Trend wird sich, da Anlageberater seit August vergangenen Jahres die Nachhaltigkeitspräferenz ihrer Kunden abfragen müssen und inzwischen auch empirisch nachgewiesen ist, dass nachhaltige Anlagen keine Renditenachteile bringen, fortsetzen“, vermutet Lebtig. Burkhard Wagner von der Partners VermögensManagement AG in München rät hier jedoch zur Vorsicht. „Bei Nachhaltigkeitsindizes sollten Anleger sehr genau hinsehen, was drin ist, und prüfen, ob das mit ihrer eigenen Vorstellung von Nachhaltigkeit tatsächlich übereinstimmt“, rät er.

Ein anderes Thema, das in diesem Jahr Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte, sieht Mathias Lebtig im Bereich Künstliche Intelligenz. „Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit für den Chatbot Chat GTP dürften speziell hier neue ETFs auf den Markt kommen“, vermutet er. Der Anlageexperte hält das als Beimischung schon für interessant. „Allerdings spielen hier die großen Konzerne wie Google, Microsoft oder Nvidia eine wichtige Rolle. Anleger, die einen Technologie-ETF im Portfolio haben, dürften dort bereits investiert sein.“

Zwar geht auch Wagner davon aus, dass Themen-ETFs ein Trend am ETF-Markt bleiben werden. „Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass solche Produkte oft erst dann auf den Markt kommen, wenn ein großer Teil der Gewinne schon hinter uns liegt“, warnt er.

Abseits von Themenfonds hält Wagner in diesem Jahr aber Schwellenländeraktien für interessant. Und dort können ETFs Sinn machen. „Einerseits müssen Sie bedenken, dass in Asien rund 60 Prozent der Weltbevölkerung leben und die Wirtschaft dort dynamisch wächst, andererseits ist es aber schwierig, aussichtsreiche Einzeltitel zu finden“, erklärt er. „Hier bieten ETFs, die einen asiatischen oder einen Schwellenländerindex abbilden, eine gute Alternative.“

Ein weiteres Thema, das Lebtig im laufenden Jahr für spannend erachtet, ist die Jagd nach Dividenden. „Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die laufenden Erträge aus Dividenden die Kursschwankungen zumindest teilweise kompensieren und eine stabile Renditequelle darstellen“, erläutert er.

Dazu kommt mit festverzinslichen Wertpapieren ein weiteres Anlagethema, das sich ebenfalls mit ETFs umsetzen lässt. „Nach den Zinserhöhungen im vergangenen Jahr werfen festverzinsliche Wertpapiere nämlich wieder Zinserträge ab und könnten, falls die Zinsen sogar im Jahresverlauf sinken, Kursgewinne bringen“, erläutert Wagner. „Sie eignen sich damit auch wieder besser für eine breitere Streuung eines Portfolios.“

Interview mit Vermögensverwalter Burkhard Wagner: „Schauen Sie sich den Index genau an“

Burkhrd Wagner ist Vorstand der PARTNERS VermögensManagement AG mit Niederlassungen in München und Landsberg.
Exchange Traded Funds (ETFs) sind auch aufgrund ihrer Einfachheit und Transparenz beliebt. Dennoch gilt es beim Kauf genau hinzusehen. Burkhard Wagner von der Partners VermögensManagement in München erläutert, worauf es ankommt.

Herr Wagner, welches sind die ersten Überlegungen, die man beim Kauf eines ETFs anstellen sollte?

Burkhard Wagner: Der erste wichtige Schritt ist es, sich den Index, in den man investieren möchte, genau anzusehen. Bei Themen- oder Branchen-ETFs kann es sein, dass einzelne Titel 20 Prozent oder mehr am Portfolio ausmachen und damit sind die Risiken sehr einseitig verteilt. Und wer breit gestreut in den MSCI World investiert, muss sich im Klaren darüber sein, dass dieser zu rund zwei Drittel aus US-Aktien besteht.

Sollten Anleger auch auf die Kosten achten?

Wagner: Grundsätzlich sind ETFs günstiger als aktiv gemanagte Fonds, was ein wichtiges Argument für diese Produkte ist. Auch zwischen den ETFs selbst gibt es zwar Kostenunterschiede, aber die sind gering und können eher vernachlässigt werden. Viel wichtiger ist das Volumen des ETFs.

Warum?

Wagner: Hat ein ETF nur fünf oder zehn Millionen Euro, die er verwaltet, dann ist die Gefahr groß, dass dieser eines Tages geschlossen oder mit einem anderen Fonds verschmolzen wird. Außerdem kann es bei geringer Liquidität beim Verkauf zu einer hohen Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, dem sogenannten Spread, kommen. All das geht zu Lasten des Anlegers und kostet letztlich Geld. Ein Mindestvolumen von 50 Millionen Euro sollte ein ETF schon haben.

Spielt es eine Rolle, ob ein ETF physisch repliziert oder nur die Wertentwicklung abbildet?

Wagner: Wir empfehlen immer die physische Replikation, wobei in den vergangenen Jahren der Trend zum Replizieren deutlich zugenommen hat. Das hat auch seinen Grund: Mit einem Swap oder Tauschgeschäft, mit dem die Entwicklung des Index eingekauft wird, gibt es auch eine Gegenpartei und damit eine weitere Risikoquelle. Zudem können bei solchen ETFs ganz andere Aktien drin sein als die, die im Index enthalten sind.

Gibt es noch etwas zu beachten?

Wagner: Wichtig ist noch, dass Anleger zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Varianten wählen können. Wer laufende Erträge braucht, sollte einen ausschüttenden ETF nehmen. Wer diese nicht benötigt, sondern langfristig spart, der nimmt besser einen thesaurierenden ETF, weil man dann vom Zinseszinseffekt profitiert. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass am Ende unter Umständen ein hoher Betrag zu versteuern ist.

Servicekasten Was sind Exchange Traded Funds?

Exchange Traded Funds, kurz ETFs genannt, haben eine erstaunliche Erfolgsstory hinter sich. Erst in den 1990er Jahren kamen die ersten Produkte dieser Art auf den Markt und deren Volumen wächst bis heute dynamisch. So flossen dieser Fondsgattung in 2022 trotz des schwierigen Marktumfeldes laut dem ETF-Anbieter iShares netto 867 Milliarden Dollar weltweit zu. Das Erfolgsgeheimnis liegt insbesondere in deren niedrigen Kosten, der täglichen Handelbarkeit an der Börse sowie darin, dass man mit ihnen sehr einfach und transparent breit gestreut in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Kryptowährungen investieren kann.

Anders als aktiv gemanagte Investmentfonds, bei denen ein Manager die Auswahl der Einzeltitel vornimmt, sind ETFs an der Börse gehandelte Anlageprodukte, mit denen Anleger passiv auf die Wertentwicklung eines Index wie den Dax, den MSCI World oder den S&P 500 setzen. ETFs liefern damit die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index abzüglich der Gebühren.

Anleger müssen dabei zwischen voll replizierenden und synthetischen ETFs unterscheiden. Ein voll replizierender ETF auf den Dax zum Beispiel hätte alle 40 Dax-Titel in der exakt gleichen Gewichtung im Portfolio wie der Index selbst. Die Alternative dazu sind Swap-basierte ETFs, bei denen der Emittent des Fonds über ein Tauschgeschäft, einen sogenannten Swap, die Wertentwicklung des Index quasi einkauft, ohne die dort enthaltenen Positionen zu erwerben. Hier spricht man auch von synthetisch replizierenden ETFs.

Eine weitere Unterscheidung betrifft ETFs, ETPs, ETCs und ETNs. ETPs, also Exchange Traded Products, sind der Überbegriff für alle passiven Investmentprodukte, die an der Börse notiert und wie Aktien gehandelt werden, und die die Zielsetzung haben, die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index so exakt wie möglich abzubilden. ETFs, Exchange Traded Commodities (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs) sind somit verschiedene Arten von ETPs. Im Gegensatz zu ETFs sind ETCs und ETNs keine Fonds, sondern Schuldverschreibungen. ETCs bilden die Wertentwicklung von Rohstoffen mit Hilfe physischer Replikation oder mit Terminkontrakten ab. Gold-ETCs zum Beispiel sind in der Regel physisch durch die entsprechende Goldmenge hinterlegt. ETNs hingegen bieten die Möglichkeit in Währungen zu investieren.  

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