Bieten aktive ETFs das Beste aus zwei Welten?

Bieten aktive ETFs das Beste aus zwei Welten?


Aktiv gemanagte ETFs bieten eine interessante Mischung aus Flexibilität und strategischem Ansatz, die sich von klassischen Indexfonds und aktiv verwalteten Fonds unterscheidet. Diese Produkte ermöglichen es, gezielt auf Marktschwankungen zu reagieren und spezielle Themenfelder abzudecken.

Besonders für Privatanleger können aktive ETFs als Ergänzung zum Kernportfolio dienen und mit bis zu 25 Prozent Anteil das Potenzial für zusätzliche Rendite bieten. Markus Lautenschlager, Senior Portfoliomanager bei der BV & P Vermögen AG, erklärt, wie sich diese innovativen Investmentprodukte von traditionellen Indexfonds und aktiv verwalteten Fonds unterscheiden und welche Vorteile und möglichen Nachteile sie bieten.

Interview mit Markus Lautenschalger, Senior Portfoliomanager bei der BV & P Vermögen AG

Markus Lautenschlager

Gegenüber passiven ETFs haben aktive ETFs zumindest die Chance einer Outperformance gegenüber dem Markt. Außerdem kann man durch die Flexibilität in der Anlage spezifische Themen- oder Nischenmärkte abdecken das durch passives Indexing nicht möglich ist.

Was sind aktiv gemanagte ETFs überhaupt? Worin unterscheiden sie sich etwa von herkömmlichen Indexfonds sowie von aktiv verwalteten (Aktien-)Fonds?

Markus Lautenschlager: Aktiv gemanagte ETFs sind Investmentfonds, die ebenfalls an der Börse gehandelt werden können. Im Gegensatz zu passiven ETFs, die nur einen Index abbilden, wird hier eine aktive Anlagestrategie verfolgt. Der Fondsmanager oder das Investmentteam trifft Entscheidungen welche Positionen gekauft und welche verkauft werden. Somit wird auf Marktsituationen proaktiv reagiert und die Allokation flexibel angepasst. Dies ist auch das größte Unterscheidungsmerkmal zu passiven ETFs, die von Privatanlegern in der Tendenz als “buy and hold”-Anlage gesehen werden. Als Vermögensverwalter verfolgt man in der Regel einen aktiveren Ansatz mit passiven ETFs, um das Agieren auf Marktsituationen selbst in der Hand zu haben. Hinsichtlich des aktiven Managements können aktiv gemanagte ETFs durchaus mit aktiven Fonds verglichen werden. Beide Varianten sind nicht an einen Index gebunden, sondern versuchen durch das Management eine Outperformance gegenüber einer vorgegebenen Benchmark durch das Agieren zu erreichen. Der Unterschied ist hier eher in den Rahmenbedingungen zu sehen. Aktive ETFs sind zunächst einmal kostengünstiger und an der Börse handelbar. Aktive Fonds sind in der Regel deutlich teurer und werden tendenziell über die KAG gehandelt, da an der Börse meistens breite An- und Verkaufskurse (Spreads) gestellt werden.

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Welche Vor- oder Nachteile bringen aktive ETFs gegenüber den beiden genannten Vergleichsprodukten mit sich? Lässt sich das bei dieser noch relativ jungen Produktklasse überhaupt sicher sagen?

Lautenschlager: Oft ist zu lesen: das Beste aus zwei Welten wird durch aktive ETFs vereint. Günstiges, weil kosteneffizientes Handling in einem transparenten Rahmen gepaart mit der Expertise eines aktiven Managements. Kritiker sagen: alter Wein in neuen Schläuchen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Gegenüber passiven ETFs haben aktive ETFs zumindest die Chance einer Outperformance gegenüber dem Markt. Außerdem kann man durch die Flexibilität in der Anlage spezifische Themen- oder Nischenmärkte abdecken das durch passives Indexing nicht möglich ist. Natürlich kostet diese Flexibilität Gebühren, deshalb sind aktive ETFs teurer als passive ETFs. Und Flexibilität in der Anlagepolitik birgt die Gefahr einer Underperformance. Und, wenn man ketzerisch ist, kann man auch hier sagen, dass die wenigsten Fonds ihre Benchmark schlagen. Sind aktive ETFs teurer als passive, sind sie immer noch günstiger als aktive Fonds. Sie haben auch einen Imagevorteil, da dieser noch jungen Produktklasse noch nicht so sehr der Makel der Underperformance anhaftet wie den aktiven Fonds. Zur Imagepflege der aktiven ETFs gehört auch die Transparenz, die man bei aktiven Fonds vermisst, da deren Portfolios oftmals nur monatlich oder quartalsweise veröffentlicht werden, während aktive ETFs mit zum Teil täglicher Veröffentlichung aufwarten. Aber aktive ETFs als noch nicht so verbreitetes Anlageprodukt hat auch einen Makel, den die beiden Vergleichsprodukte nicht haben. Die Liquidität dieser Produkte ist manchmal noch sehr unbefriedigend und bei Kauf und Verkauf kann es zu Preisabweichungen kommen. Vor allem für Vermögensverwalter mit einem größeren Kauf-/Verkaufsvolumen ist dies ein Problem.


Würden Sie sagen, dass es für Privatanlegerinnen und Privatanleger sinnvoll sein kann, aktive ETFs ins Portfolio aufzunehmen oder raten Sie davon eher ab? Falls ja, wie groß sollte der Anteil im Portfolio sein?

Lautenschlager: Aus meiner Sicht können aktive ETFs als Satelliten durchaus eingesetzt werden, um dem oftmals bei Privatanlegern präferierten Buy and Hold-Ansatz etwas Aktivität zu schenken. Dennoch sollte der Hauptbestandteil des Portfolios auf Basis von passiven, indexnahen Investments gewählt werden, um eine gewisse Sicherheit zu erhalten, dass das Mandat sich marktkonform entwickelt. Der Anteil für aktive ETFs kann aber durchaus bis einem Viertel betragen.


Wie groß ist das Angebot dieser aktiven ETFs derzeit für Anlegerinnen und Anleger in Deutschland?

Mit ca. 140 aktiven ETFs, die in Deutschland gelistet sind, ist das Angebot derzeit noch überschaubar und ist hauptsächlich im Segment Aktien zu sehen.


Worauf sollten Interessierte bei der Auswahl achten?

Lautenschlager: Wie oben schon angesprochen ist es wichtig die Anlagestrategie kritisch zu hinterfragen, um den eventuellen Vorteil gegenüber einem passiven Investment herauszufinden. Auch die Kostenstruktur sollte man beachten, da am Ende des Tages eine niedrige Kostenstruktur ein erheblicher Vorteil zum Erreichen des langfristigen Anlageerfolgs ist. Und natürlich die Transparenz und Handelbarkeit. Deshalb ist eine genaue Recherche auf den Internetseiten der ETF-Anbieter bzw. den unterstützenden Internetseiten wie zum Beispiel justetf.com oder extraetf.com unabdingbar.

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