
Augen auf beim Kauf: So finden Sie die ETF mit der höchsten Rendite
Fast nur marktkapitalisierte ETF auf dem Markt
Was die Verbraucherschützer kaum sagen: Beinahe alle ETF basieren auf dem Prinzip der Marktkapitalisierung. Das Gewicht einer Aktie in einem solchen Index, etwa dem DAX oder den amerikanischen S&P 500, hängt vom jeweiligen Wert der frei handelbaren Aktien im Index ab. „Deshalb wiegt eine Apple-Aktie in einem solchen ETF auf den S&P 500 das 50- oder 100-Fache anderer Titel. Ähnliche Verhältnisse herrschen in ETF-Verkaufsschlagern wie dem iShares MSCI World, der derzeit 34 Milliarden Euro auf die Waage bringt“, sagt Andreas Enke von Geneon Vermögensmanagement in Hamburg.
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Indexstand hängt von nur wenigen Aktien ab
Das muss nicht zum Schaden bei der Rendite sein: Von April 2003, dem Tief der Internet-Baisse, bis jetzt hat der maßgebliche Indexfonds auf den S&P 500 (SPY) einen jährlichen Zuwachs von 11,1 Prozent erzielt – ein Ergebnis, mit dem viele Anleger zufrieden sein können. Aber: „Der Erfolg der Marktkapitalisierung hängt wesentlich davon ab, dass hochbewertete Aktien die Indizes auf Dauer nach oben ziehen. Wenn sie in ihrem Wert deutlich verlieren, wirkt sich das überproportional auf den Index aus“, sagt Andre Koppers von der Vermögensverwaltung Oberbanscheidt & Cie. im nordrhein-westfälischen Kleve. In der Tat machen derzeit nur 15 Aktien fast ein Drittel des Werts des S&P 500 aus. An der Spitze stehen die üblichen Verdächtigen: Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google.

Geringeres Risiko bei gleichgewichteten ETF
Diese Risiken können Anleger mit gleich-gewichteten ETF Anleger umgehen – und dabei sogar eine höhere Rendite erzielen als mit „normalen“ ETF. Wie der Name sagt, haben die Aktien aller Unternehmen darin etwa den gleichen Anteil am Index – und daher dieselbe Auswirkung aufs Börsenbarometer, wenn ihr Wert steigt oder fällt. „Bei den turnusmäßigen Anpassungen des Index verkaufen die Fondsmanager einen Teil der Aktien, die gut gelaufen sind, und erwerben mehr Aktien von den Nachzüglern“, erklärt Vermögensverwalter Enke. Das Ergebnis dieses „Rebalancing“: Die Quote der Aktien in den Equal-Weight-Indizes bleibt mehr oder minder gleich. Wegen dieser Transaktionen sind die Kosten für gleichgewichtete Indexfonds minimal höher als bei gewöhnlichen ETF.
Höhere Rendite der Indizes mit Equal Weight
Besonders interessant: Der S&P 500 Equal Weight (EW) ist in den vergangenen zwölf Monaten um 43 Prozent gestiegen, die marktgewichtete Variante „nur“ um 33 Prozent. Wie erklärt sich für Andre Koppers die stattliche Differenz von zehn Prozentpunkten? „Das bessere Abschneiden dürfte vor allem mit der Erholung der Aktienmärkte nach dem Corona-Einbruch zu tun haben“, so der unabhängige Vermögensverwalter.
Das sieht man bei S&P Dow Jones ähnlich. In den Zeiten nach einem starken Einbruch, so heißt es beim Indexanbieter, hätten die EW-Indizes die Konkurrenz „stets deutlich outperformt“. Der Blick in die Vergangenheit bestätigt dies: 2003, nach der Dot.com-Krise, schoss der S&P 500 EW um gut 33 Prozent hoch, der bekanntere S&P 500 gewann nur 23 Prozent hinzu. Nach der Finanzkrise sattelte der EW-Index fast 45 Prozent drauf, die Konkurrenz musste sich mit 26 Prozent begnügen. Und 2020 wiederholte sich dieses Spiel, wie beschrieben. Klares Fazit: Es handelt sich um ein wiederkehrendes Phänomen.

Quelle: etfreplay.com / Recherche: Jürgen Lutz (ifras.de)
Gute Gründe für den stärkeren Anstieg
Für das bessere Abschneiden gibt es gute Gründe. Da die EW-Indizes alle Aktien gleich stark gewichten, haben kleinere und mittelgroße Aktien sowie zyklische Branchen einen stärkeren Einfluss auf den Index. „Aktien dieser Größe und Branchen erholen sich beim Aufschwung am kräftigsten und treiben damit den EW-Index schneller nach oben als marktkapitalisierte Indizes“, erläutert Andreas Enke. Das macht sich über die Jahre in einer höheren jährlichen Rendite bemerkbar: So ist der S&P 500 EW seit seiner Auflage im Jahr 2003 um 12,0 Prozent per anno gestiegen; das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als die Konkurrenz. Ergebnis: Aus hypothetischen 100.000 Euro/Dollar wurden nicht 690.000, sondern 790.000 Euro/Dollar.
Höhere Rendite durch geteilte Investments
Was also sollten Anleger nun tun: die marktkapitalisierten ETF verkaufen und stattdessen Equal-Weight-ETF ins Depot legen? Gemach! Zum einen ist das Angebot von EW-ETF in Deutschland – das den Entwicklungen in den USA stets hinterher hinkt – noch sehr übersichtlich (siehe Tabelle). Zum anderen geraten die EW-ETF am Ende eines langen Aktienanstiegs gegenüber den „normalen“ Produkten ins Hintertreffen, wie in den Jahren 2006/07 und 2017 bis 2019 zu sehen war. Der Grund: „Anleger setzen gegen Ende eines Aktienaufschwungs stärker auf bekannte und große Werte“, erklärt Andre Koppers. Eine Möglichkeit könnte, sofern es das Angebot erlaubt, sein: den Aktienanteil für einen bestimmten Markt je zur Hälfte auf marktkapitalisierte und gleich gewichtete ETF zu verteilen. Damit hätte unser hypothetischer Anleger immer noch rund 50.000 Euro/Dollar mehr erzielt, als wenn er den Verbraucherschützern gefolgt wäre. Kein schlechtes Geschäft!
Gleichgewichtete ETF: Die Auswahl ist noch begrenzt
Name | WKN | jährliche Kosten | Rendite 3 jahre |
Xtrackers S&P 500 Equal Weight | A1106A | 0,25 % | 49,64 % |
Invesco S&P 500 Equal Weight | A2QP63 | 0,20 % | — * |
Van Eck North America Equal W. | A2JAHD | 0,20 % | 55,58 % |
Ossiam Stoxx 600 Equal Weight | A1JH12 | 0,35 % | 33,65 % ** |
Van Eck Global Equal Weight | A1J01T | 0,20 % | 40,65 % |
*Auflage am 6.4.2021 / ** keine Replikation, da Swap-basiert
Quelle: justetf.com / Recherche: Jürgen Lutz / Stand: 23.08.2021
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