
Themenfonds – nur Marketing oder sinnvolle Portfolioergänzung?
Manches scheint sich durch die Corona-Pandemie nachhaltig zu verändern. Die steigende Akzeptanz des Heimarbeitsplatzes, die verstärkte Nutzung von Online-Konferenzen oder der zunehmende Umsatz im E-Commerce-Bereich. Letzterer zum Beispiel kletterte im zweiten Quartal dieses Jahres laut dem Branchenverband bevh um 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, die Nachfrage nach Lebensmitteln über das Internet kletterte gar um fast 90 Prozent.
Das sind Trends, die Anlegern über so genannte Themenfonds oder Exchange Traded Funds (ETFs) zunehmend zugänglich gemacht werden. „Ich stelle schon fest, dass das Angebot in diesem Bereich wächst“, bestätigt Frank Wieser vom PMP Vermögensmanagement. „Immer öfter werden Mega-Trends wie Batterietechnik, disruptive Technologie und sogar das Thema Haustiere in Fonds oder ETFs verpackt angeboten.“
Laut dem Fondsanalysehaus Morningstar hat sich der Anteil themenbezogener Investmentvehikel an der weltweiten Fondslandschaft seit 2010 in etwa verzehnfacht hat. Zwar ist deren Anteil noch immer gering, aber offenbar boomen solche Anlageideen. Der Gedanke dahinter: Weil die Nachfrage nach gewissen Dienstleistungen oder Produkten zunimmt, wachsen die dahinterstehenden Unternehmen stärker als die Wirtschaft – und bieten deshalb auch ein höheres Renditepotenzial.
Ausgewählte Themen- und Branchenfonds
Name | ISIN | Wertentwicklung 1 Jahr in % | Wertentwicklung 3 Jahre in % p.a. |
BlackRock World Technology A2 EUR | LU0171310443 | 45,94 | 33,80 |
Medical Strategy BioHealth | LU0119891520 | 21,36 | 21,23 |
Bellevue BB Adamant Medtech & Services | LU0270904781LU0433846515 | 5,10 | 16,54 |
Pictet -Security P | LU0270904781 | 9,11 | 12,49 |
RobecoSAM Sustainable Water B | LU0133061175 | 12,73 | 8,64 |
Quelle: Morningstar, Stand 11.08.20, sortiert nach 3-Jahres-Performance
In der Tat haben sich einige Branchen- oder Themenfonds, gerade aus dem Technologiebereich, in den vergangenen Jahren besser entwickelt als der breite Aktienmarkt. Dennoch raten Experten zur Skepsis. „Viele dieser Trend- oder Themenkörbe sind marketinggetrieben“, gibt Claus Walter, geschäftsführender Gesellschafter der Freiburger Vermögensmanagement GmbH, zu bedenken. Das heißt, es geht oft darum, dass sich Anlageideen, hinter denen eine solche Story steckt, besser verkaufen lassen.
Das beurteilt Frank Wieser ähnlich. „Von Mikrotrends, die sich in kleineren Nischen abspielen, würde ich die Finger lassen“, sagt er. „Es ist für einen Außenstehenden praktisch unmöglich zu entscheiden, wann zum Beispiel ein Trend im Technologiebereich noch Wachstum verspricht oder durch einen anderen abgelöst wird und ob Cloud-Computing oder Internetsicherheit derzeit attraktiver ist.“ Ein weiterer Kritikpunkt speziell an den Anlageprodukten, die sich auf kurzfristige Modeerscheinungen beziehen, ist, dass diese oft erst dann auf den Markt kommen, wenn der größte Teil der Gewinne schon gemacht ist.
Dennoch gelte es zu unterscheiden, meint Claus Walter. „Es gibt schon Trends, denen strategische langfristige Veränderungen zugrunde liegen und die deshalb für die dort tätigen Unternehmen langfristig überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten versprechen“, meint er. „Und hier kann es sich schon lohnen, diese dem Portfolio beizumischen.“ Mit anderen Worten: Anleger müssen sehr genau hinsehen, ob es sich um einen kurzzeitigen Modetrend handelt oder um eine echte langfristige Investmentchance.
Frank Wieser rät deshalb, in Megatrends eher über breiter aufgestellte Branchenfonds zu investieren. „Bei einem Technologiefonds, der länger am Markt ist und sich bewährt hat, haben Sie einen erfahrenen Manager, der in der Lage sein sollte, diese Trends einzuschätzen, der bei Bedarf zwischen diesen wechselt oder auf neue Themen setzt“, erklärt der Experte. Das aber sei bei einem Produkt mit enger thematischer Ausrichtung nicht der Fall. Und das gilt in besonderem Maße bei rein passiven ETFs. „Ich denke“, sagt Walter, „dass aktiv gemanagte Fonds hier einen Vorteil haben, da bei diesen Themen nicht die Marktkapitalisierung entscheidend ist, nach denen die Aktienindizes aufgebaut sind, die den ETFs zugrunde liegen, sondern die langfristigen Wachstumsaussichten.“
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