Immobilien und Zinsen - Geht dem Immobilienboom die Luft aus?

Immobilien und Zinsen - Geht dem Immobilienboom die Luft aus?


Die Zinsen für zehnjährigen Baufinanzierung sind von unter ein Prozent auf bis zu vier Prozent gestiegen. Die Party am Immobilienmarkt weicht einer Phase, in der sich nicht mehr jedes Objekt in jeder Lage rechnet. Lohnt es sich angesichts der Entwicklung noch, Immobilien zu kaufen oder platzt gar eine Immobilienblase.

Um es vorwegzunehmen: Es lohnt sich auch heute noch, eine Eigentumswohnung oder ein Mehrfamilienhaus zu kaufen. Die schnellen und hohen Renditen der letzten Jahre gehören aber der Vergangenheit an. Vor allem kurzfristig sind keine großen Renditen mehr erzielbar. Mittel- bis langfristig ist der deutsche Wohnimmobilienmarkt jedoch aufgrund der stabilen Miet- und Wertsteigerungen weiterhin interessant. Denn die Nachfrage übersteigt das Angebot auch in den nächsten Jahren. Wir erwarten eine Phase, in der die Mieten schneller steigen als die Immobilienpreise.

Wer auf Schnäppchen hofft, wird enttäuscht werden. Ein Preisrückgang wie in den 1990er-Jahren ist nicht zu erwarten. Damals bestanden deutliche Überkapazitäten bei der Bautätigkeit. Heute sind Immobilien knapp und es wird weiterhin viel zu wenig gebaut. Auch eine Immobilienpreisblase, die platzen könnte, sehen wir Segment nicht.

Preisrückgänge gibt es allenfalls wegen der aktuellen Kaufzurückhaltung. Hauptursache dafür ist der schnelle und starke Zinsanstieg, der kurzfristig einen großen Einfluss auf die Immobilienfinanzierung hat. Langfristig ist es jedoch normal, dass der Zins über der Mietrendite liegt, sodass hier ein Gewöhnungseffekt zu erwarten ist.

Bestand ist attraktiver als Neubau

Insgesamt scheint die Bestandsimmobilie im Vergleich zu Neubauobjekten attraktiver zu werden. Ein Grund dafür sind die steigenden Baukosten. Die Inflation trifft die Bauwirtschaft und damit den Wohnungsneubau. Baumaterialien wie Bauholz, Betonstahlmatten und Metalle werden sich weiter verteuern. Zudem führen die Transformation zu alternativen Energien, die de-Globalisierung und der Fachkräftemangel zu höheren Produktionskosten für neue Immobilienobjekte.

Allerdings wird nicht mehr jedes Objekt ein Erfolg sein. Unattraktiver werden Einfamilienhäuser und Regionen mit schrumpfender Bevölkerungsentwicklung. Auch die Energieeffizienz wird beim Immobilienkauf immer wichtiger, sodass sanierte Objekte zu bevorzugen sind. Zudem sind eine zentrale Lage und eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr wichtig. 

Wer jetzt überlegt, eine Immobilie zu verkaufen, sollte gleich mit einem realistischen Preis an den Markt zu gehen. Die Vermarktungszeiten sind deutlich länger geworden. Wer zu hoch anfängt, muss mit der Zeit höhere Preiszugeständnisse machen.

Hören Sie dazu auch in unserem Podcast

Über Jahre hinweg kannten die Zinsen für Immobiliendarlehen nur den Weg nach unten und die Preise für Immobilien nur den Weg nach oben. Doch die Party ist vorbei. Die Zinsen sind von unter einem Prozent auf über vier Prozent gestiegen, die Immobilienpreise sinken. Wohin geht es nun bei Immobilien und lohnt es sich jetzt noch eine Immobilie als Kapitalanlange zu kaufen? Fragen an Mathias Lebtig, geschäftsführender Gesellschafter bei der FP Asset Management GmbH in Freiburg.

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