
Biotech-Branche: Impfstoff-Roulette für Anleger
Donald Trump, US-Präsident und im Nebenberuf selbsternannter oberster Virologe und Medizinmann des Landes, hatte sich schon früh festgelegt: Hydroxychloroquin sei das Wundermittel gegen das weltweite Coronavirus, twitterte er Mitte März. Die Aktie des deutschen Chloroquin-Herstellers Bayer bewegte sich seitdem beständig nach oben. Auch wenn das eigentlich gegen Malaria entwickelte Medikament die Erwartungen bisher nicht erfüllt hat. Stattdessen soll das Ebola-Medikament Remdesivir der US-Firma Gilead Sciences die ultimative Waffe gegen die vom Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 werden. Doch auch hier sind die Erfolge überschaubar. Es sieht derzeit nicht danach aus, dass einer der beiden Firmen der Durchbruch im Kampf gegen die Krankheit gelingen würde. Dennoch sind Biotech- und Pharmaaktien derzeit bei Anlegern gefragt.
Dutzende Firmen forschen an Medikamenten für die Behandlung von Covid-19 und an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Das beflügelt die Kurse der gesamten Branche. Der US-amerikanische Nasdaq-Biotech-Index hat seit Mitte März gut 40 Prozent zugelegt. Der breiter angelegte weltweite MSCI Pharma- und Biotech-Index steht mehr als 20 Prozent höher.
Doch die Suche nach dem Gewinner des Rennens ist ein Glücksspiel. „Als Anleger kann man da nur verlieren“, warnt Vermögensverwalter Anton Vetter, Vorstand der BV & P Vermögen in Kempten im Allgäu. Derzeit gebe es viele winzige Biotech-Firmen, die im Zuge der Hoffnung auf einem Impfstoff Marktkapitalisierungen im Milliarden-Dollar-Bereich hätten. „Das ist wie Roulette spielen“, sagt Vetter. Es werde vielleicht einen Gewinner, sicherlich aber viele Verlierer geben. Er konzentriert sich lieber auf Branchen, die langfristig profitieren werden.
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Die Biotechs und Pharmafirmen gehören für ihn dennoch dazu, unabhängig von Corona. „Medizin, Pharma und Medizintechnik werden in der Wahrnehmung noch mehr an Bedeutung gewinnen. Damit wird künftig mehr Geld in die Branche fließen“, meint Vetter.
Auch wenn das Rennen um einen Impfstoff möglicherweise eine amerikanische Firma gewinnt, könnten europäische Firmen langfristig eine gute Wahl sein. „Bestimmte Produkte werden wieder in Europa hergestellt werden“, ist sich Vetter sicher. Die Versorgungsengpässe bei Masken, Medikamenten und Geräten würden hier für ein Umdenken sorgen. Allerdings wollen auch andere Länder, dass die Firmen künftig bei ihnen vor Ort produzieren. „Es ist nicht auszuschließen, dass es zu einem Anreizwettbewerb kommt“, sagt Vetter. Von den Subventionen und Vergünstigungen könnten die Firmen zusätzlich profitieren.
Nicht auf Einzeltitel sondern auf ETF- oder Fondslösungen setzen
Er würde daher auf ETFs setzen, die in das Thema Gesundheit ganz allgemein investieren. Zumal diese nicht nur in mögliche Impfstoff-Gewinner investieren, sondern auch in die Zulieferer und Ausrüster der Labore, Pharmaunternehmen und Biotechfirmen sowie die Anbieter von Telemedizin. Dabei profitieren Anleger von dem Börsenmotto: Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in die Schaufeln.
Auch Titus Schlösser von dem Kölner Vermögensverwalter Portfolio Concept bevorzugt eine breitere Sichtweise. Denn auch wenn ein Unternehmen das Rennen um den Impfstoff gewinnt, sei das nicht automatisch der Jackpot für Anleger. „Wer einen Impfstoff findet, könnte gezwungen sein, diesen kostenlos oder zumindest zum Selbstkostenpreis abzugeben“, warnt Schlösser. Dann würde nichts aus den Wunder-Gewinnen.
ETFs und Fonds, die in Gesundheit und Pharma investieren
Name | Art | ISIN |
Xtrackers MSCI World Health Care | ETF | IE00BM67HK77 |
iShares Healthcare Innovation | ETF | IE00BYZK4776 |
X-Tracker MSCI World Health Care | ETF | IE00BM67HK77 |
Medical Biohealth | Fonds | LU0119891520 |
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