
Aktienmärkte boomen (Teil 2): So bauen Sie Ihr persönliches Welt-Depot
Diversifikation – der Königsweg zum Erfolg
Wer sich mit den Finanzmärkten beschäftigt, stößt bald auf die vermutliche einzige unumstößliche Wahrheit: „Diversification is the only free lunch in the markets.” In der Tat ist die Streuung über mehrere Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Edelmetalle der Königsweg, um das Risiko zu verringern und die Aussicht auf Rendite nur wenig zu schmälern. „Dieses wichtige Prinzip von Nobelpreisträger Markowitz gilt auch für Asset Classes wie Aktien“, erklärt Andre Koppers von der Vermögensverwaltung Oberbanscheidt & Cie. in Kleve (Nordrhein-Westfalen): „Wer im Aktienmarkt breit über die Regionen und Branchen streut, reduziert sein Risiko, ohne dass die Rendite darunter leiden muss.“
Drei Wege zum globalen Aktienportfolio
Der klassische Weg, um das Aktienportfolio wirklich breit zu streuen, ist ein Investment in den gesamten Weltaktienmarkt, meist über Fonds bzw. Indexfonds (ETF). Doch stellt sich die Frage, welche Methoden mit ETF sich dafür am besten eignen. Mit dem imaginären Sender Radio Eriwan ließe sich sagen: „Es kommt drauf an“. Schließlich haben alle drei hier aufgeführten Wege Vor- und Nachteile und sind mit einem unterschiedlichen Aufwand verbunden. „Jeder Anleger sollte sich daher zuerst ein paar Gedanken machen, um die für sich beste Wahl zu treffen“, sagt Mirko Kohlbrecher von der Vermögensverwaltung Spiekermann & CO AG in Osnabrück.
Klassisches Modell: Weltaktienmarkt in einem Produkt
Quasi überall in der Finanzpresse findet man die Empfehlung, einen Indexfonds auf den MSCI World zu kaufen. In der Tat investiert man so in rund 1600 Unternehmen aus 23 Industrieländern in Nordamerika, Europa und der Asien-Pazifik-Region. Wer zudem die 26 Schwellenländer einbeziehen will, kann sich einen ETF auf den MSCI All Country World Index (ACWI) ins Depot legen. Die Schwellenländer machen darin aber nur etwa zehn Prozent aus. „Dies liegt daran, dass MSCI wie auch andere Indexanbieter die Unternehmen im Index nach deren Marktkapitalisierung gewichten“, sagt Andre Koppers. Diese sog. Market Cap ergibt sich aus den handelbaren Aktien mal dem Börsenkurs des Unternehmens – eine verbreitete Methode, etwa bei bekannten Indizes wie dem S&P 500 oder dem DAX.
Vorteile: Wer einen ETF auf den MSCI oder FTSE World Index erwirbt, legt sich mit minimalem Aufwand und zu geringen Kosten den Weltaktienmarkt ins Depot. Dies gilt erst recht, wenn es sich um die ACWI-Variante inklusive der Schwellenländer handelt. Anleger können damit sicher sein, dass die Unternehmen gemäß ihrem relativen Wert gewichtet sind. So wiegt etwa das Papier von Apple das 10-, 50- oder 100-Fache anderer Aktien.
Nachteile: „Wegen der Gewichtung nach ihrer Marktkapitalisierung sind die US-Unternehmen derzeit mit rund 65 Prozent im MSCI World vertreten und mit 55 Prozent im MSCI ACWI“, sagt Finanzprofi Kohlbrecher. Mit einem solchen Fonds ist das Depot also stark an die USA gekoppelt. „Das ist schön, wenn die USA die Börsenlokomotive geben – und schlecht, wenn andere Regionen sich besser entwickeln“, ergänzt Kollege Koppers.
Fundi-Modell: Auf das BIP kommt es an
Wem die starke US-Lastigkeit nicht behagt, kann zwei andere Wege beschreiten. Der erste Weg ist das Fundi-Modell und für Anleger geeignet, die es ziemlich genau nehmen. Bei diesem Modell, das sich vom Begriff „Fundamentale Analyse“ ableitet, werden die einzelnen Weltregionen gemäß ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gewichtet. Dadurch ergibt sich ein anderes Bild bei der Gewichtung: „Nordamerika hat dann einen Anteil von knapp 25 Prozent, Europa bringt es auf etwa 30 Prozent, Asien-Pazifik auf zehn Prozent. Damit bleiben satte 35 Prozent für die Schwellenländer“, so Mirko Kohlbrecher.
Vorteile: Die BIP-Gewichtung hätte die Klassiker-Variante über 45 Jahre mit 10,6 Prozent p.a. im Vergleich zu 9,7 Prozent geschlagen, wie Gerd Kommer in seinem Buch „Souverän investieren mit Indexfonds“ schreibt. Aus 10.000 Euro wären so 350.000 Euro geworden statt 260.000 Euro.
Nachteile: Es ist nicht gesagt, dass das Fundi-Modell auch in Zukunft besser laufen wird. Zudem sind die Aktienmärkte der Schwellenländer volatiler als die der Industrienationen, weshalb eine Gewichtung von 35 Prozent für manchen zu viel sein könnte. Nicht zuletzt muss das Portfolio mit der Zeit auf die Ausgangswerte zurückgesetzt werden (Rebalancing).
Philosophen-Modell: Gleiche Chancen für Alle
Zwischen der klassischen Variante und dem Fundi-Modell gibt es eine dritte Option, die die Nachteile der anderen Ansätze umgeht. Bei diesem Philosophen-Modell werden alle Weltregionen gleichgewichtet. Das bedeutet: Je 25 Prozent entfallen auf die Regionen Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik sowie auf die Emerging Markets. Der gedankliche Hintergrund: Die Zukunft ist per sie nicht vorhersagbar. Daher ist es sinnvoll, den Unternehmen in allen Erdteilen „die gleichen Startchancen einzuräumen“, so Andre Koppers.
Im nächsten Teil von „Aktienmärkte boomen“ lesen Sie, an welchen Tagen Anleger mit Sparplänen besser keine Fonds oder ETFs kaufen sollten – und an welchen die Chancen für sie besser stehen.
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