
Warum wir uns an höhere Zinsen gewöhnen sollten
Die Bedeutung des Ankereffekts in der Geldanlage
Der Ankereffekt, auch bekannt als “Anchoring Bias”, beschreibt unsere Neigung, Entscheidungen an bestimmten Referenzwerten auszurichten. Diese Referenzwerte sind der Ausgangspunkt für Vergleiche und beeinflussen unsere Entscheidungen. Ein gängiges Beispiel ist die Verwendung hoher unverbindlicher Preisempfehlungen (Ankerwert), um Kunden hohe Rabatte vorzutäuschen.
Die Herausforderung des “New Normal”
Ein aktuelles Beispiel für den Ankereffekt im Bereich der Geldanlage ist das Niedrigzinsniveau der letzten Dekade, das als “New Normal” angesehen wurde. Das Niedrigzinsniveau wurde inzwischen als “New Normal” bezeichnet und damit für viele Anleger zum neuen Ankerwert. Als die Zentralbanken vor allem 2023 die Zinsen anhoben, empfanden viele Anleger dies als übermäßig hoch und verkauften aus Angst ihre Aktien. Dennoch sind Zinsen zwischen drei bis fünf Prozent im langfristigen Vergleich betrachtet durchaus normal und noch nicht einmal übertrieben hoch. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft waren zwar belastend, jedoch blieb die befürchtete schwere Rezession aus.
Dennoch sehen einige Anleger im Niedrigzinsniveau das normale Niveau und hoffen auf dessen Rückkehr, was zu erheblicher Enttäuschung führen könnte. Eine Rückkehr zu Nullzinsen ist jedoch unwahrscheinlich, da der alte Referenzwert angesichts der aktuellen makroökonomischen Bedingungen veraltet ist. Die Erwartungen sollten daher in den aktuellen Kontext gesetzt werden.
Vermögensverwalter Uwe Eilers im V-CHECK Podcast: Zinsen-Wohin geht die Reise?
Erst gab es jahrelang keine Zinsen, dann explodierten sie in beinahe einmaliger Geschwindigkeit. Und jetzt? Können sich Sparer über die höheren Zinsen freuen oder vernichten sie mit Tages- und Festgeld weiterhin Vermögen? Diese Fragen beantwortet Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG in Königstein im Taunus.
Was bedeutet das für Anleger?
Anleger, die ihre Aktien aufgrund des Ankereffekts bei den Zinssteigerungen verkauft haben, dürften in ihren Erwartungen enttäuscht werden. Für Investoren bedeutet dies, dass sie ihre Erwartungen nicht ausschließlich auf eine Rückkehr des Niedrigzinses ausrichten sollten. Ein beträchtlicher Teil der Zinssenkungen ist ohnehin schon eingepreist.
In den letzten Monaten war ein gesteigerter Risikoappetit der Anleger zu beobachten, was sich auch in der vermehrten Investition in Kryptowährungen und anderen spekulativen Anlageklassen widerspiegelte. Sollten die Zinsen höher bleiben als erwartet, könnten vermehrt Risiken für Korrekturen entstehen. Anstatt sich auf spekulative Anlageklassen zu konzentrieren, sollten Investoren profitable Unternehmen mit stabilen Cashflows in ihr Portfolio aufnehmen. Deren Aktienkurse werden langfristig gesehen nur geringfügig von steigenden oder sinkenden Zinsen beeinflusst.
Fazit
Die Gewöhnung an ein höheres Zinsniveau ist für Anleger unausweichlich. Der langfristige Blick auf solide, ertragsstarke Aktien bietet eine stabilere Anlageoption gegenüber dem schwankungsanfälligen Niedrigzinsniveau. Investoren sollten ihre Erwartungen anpassen und ihre Portfolios diversifizieren, um besser gegen makroökonomische Veränderungen gewappnet zu sein.
Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest