
Warum Dividenden ein wichtiger Bestandteil beim Vermögensaufbau sind
Inhalt:
- Dividendenaktien
- Grafik: Auf Dividenden verzichten lohnt sich
- Nachhaltige Dividenden & Dividendenstrategie
- V-CHECK Video: Aktien & Dividenden vs. Immobilien & Mieteinnahmen
- Interview mit Dyrk Vieten: „Eine hohe Dividendenrendite kann auch ein Warnsignal sein“
- Servicekasten: Umsetzung Dividendenstrategie mit ETFs
- Servicekasten: Steuerliche Behandlung von ausländischen Dividenden
Am 13. Februar eröffnete die Siemens AG die diesjährige Dividendensaison. Der Konzern schüttete 5,20 Euro pro Anteilsschein an seine Aktionäre aus – rund zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt erwarten die Analysten der LBBW in diesem Jahr Ausschüttungen der Dax-Unternehmen in Höhe von 52,5 Milliarden Euro. Das sind zwar 1,4 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr, aber es ist immer noch eine hohe Summe.
Dividendenaktien: Stabile Wertentwicklung mit weniger Schwankungen
Doch lohnt sich eine Dividendenstrategie im Rahmen des langfristigen Vermögensaufbaus nicht nur wegen der Höhe der Dividende, sondern ist auch aus anderen Gründen heraus attraktiv. „Wir stellen fest, dass Dividendenaktien für viele Anleger interessant sind, weil sie eine stabilere Wertentwicklung mit geringeren Kursschwankungen versprechen“, erklärt Thomas Gundermann von der Taunus Investments GmbH in Bad Homburg. „Damit sind Anleger etwas defensiver positioniert, weil man zwar an stark steigenden Märkten nicht voll partizipiert, aber in fallenden Märkten eben auch nicht voll dabei ist.“
Das bestätigt eine Analyse von Allianz Global Investors (AGI). Demnach ist nicht nur die Dividende selbst stabiler als die Gewinne und die Aktienkurse der Unternehmen, sondern vor allem wiesen die Aktienkurse der Unternehmen, die in der Vergangenheit eine Dividende zahlten, im Durchschnitt weniger starke Schwankungen auf als die Titel von Firmen, die keine Dividende ausschütteten. Etwas, was sowohl für den europäischen wie auch für den US-amerikanischen und den asiatischen Markt gleichermaßen gilt.
Dividenden als Inflationsschutz und Einkommensquelle
„Dazu bieten Dividenden Investoren eine gewisse Inflationsabsicherung, da Unternehmen mit stabilen Ausschüttungen häufig über Preissetzungsmacht verfügen, und außerdem einen regelmäßigen Zufluss an Einnahmen, der entweder als Cashflow genutzt oder reinvestiert werden kann“, sagt Dyrk Vieten von der Ficon Vermögensmanagement Gmbh in Düsseldorf. „Und das führt – unabhängig von Kursbewegungen – zu einer langfristig stabileren Rendite.“
Dabei ist der Beitrag der Dividenden zur Gesamtrendite von Aktienportfolios erheblich. Laut der AGI-Studie ging über 38 Prozent zur Performance des MSCI Europa auf Ausschüttungen zurück, in Asien waren es sogar über 41 Prozent, beim MSCI Nordamerika allerdings nur etwas mehr als 21 Prozent.
Besonders spannend kann es aber sein, die Dividenden konsequent zu reinvestieren. „Wenn man das macht, dann wächst das investierte Kapital exponentiell, weil sowohl die ursprüngliche Investition als auch die wiederangelegten Dividenden neue Erträge generieren“, erklärt Vieten. „Ein Investor, der über Jahrzehnte hinweg Dividenden automatisch wieder anleget, profitiert durch diesen Zinseszinseffekt von einem erheblichen Vermögenszuwachs.“
Das zeigt sich auch an einem Vergleich zwischen dem Kurs- und dem Performance-Index des Dax. Während der Perfomance-Index, der die wieder angelegten Dividenden enthält, seit 1999 rund 317 Prozent zulegte, kam die Kurs-Variante ohne Wiederanlage der Dividenden nur auf ein Plus von 105 Prozent.
Grafik: Auf Dividenden verzichten lohnt sich

Nachhaltige Dividenden: Qualität vor Höhe der Rendite
Damit eine Dividendenstrategie aber langfristig erfolgreich ist, ist es nach Ansicht von Experte Gundermann entscheidend, auf die Nachhaltigkeit von Ausschüttungen zu achten und nicht allein auf die Höhe der aktuellen Dividendenrendite, also die Ausschüttung in Relation zum Aktienkurs. „Unternehmen, die über lange Zeit hinweg ihre Dividende stetig steigern oder diese zumindest nicht reduzieren, sind für eine Dividendenstrategie ideal, weil dies ein gutes Zeichen für eine starke Wettbewerbsposition ist“, erklärt er.
Dividendenstrategie: Die Wahl der richtigen Branche ist entscheidend
Er rät aber, dabei auf die Branche, in der sich ein Unternehmen befindet, zu achten. „Ein Sektor, der sich dynamisch entwickelt, ist eine wichtige Voraussetzung für steigende Gewinne, mit denen die Dividende aufrechterhalten und erhöht werden kann“, sagt Gundermann. Das ist aber nicht bei jeder Branche der Fall.
So bieten derzeit zwar die Autokonzerne hohe Dividendenrenditen im Dax, doch liegt dies auch an der schlechten Aktienkursentwicklung in Folge des strukturellen Wandels. „Das ist aber nicht im Sinne des Anlegers“, so der Anlageprofi. Wer also auf Dividendentitel setzt, sollte sich nicht nur das Geschäftsmodell eines Unternehmens und dessen Finanzen genau anschauen, sondern auch auf den Sektor achten, in dem es tätig ist.
V-CHECK Video: Aktien & Dividenden vs. Immobilien & Mieteinnahmen: Was lohnt mehr für den Anleger, Andreas Glogger?
Aktionäre bekommen in der Regel jährliche Dividenden, Immobilienbesitzer haben monatliche Mieteinnahmen. Doch was ist unter Rendite-Gesichtspunkten die bessere und vielleicht auch effizientere Ertragsquelle? Vermögensverwalter Andreas Glogger hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt und erläutert seine Erkenntnisse im “Video der Woche”.
Interview mit Dyrk Vieten, von der Ficon Vermögensmanagement GmbH: „Eine hohe Dividendenrendite kann auch ein Warnsignal sein“
Dyrk Vieten: Das sieht in der Tat auf den ersten Blick sehr attraktiv aus. Allerdings sind diese Renditen mit hohen Risiken verbunden. Denn zum einen steht die Automobilindustrie heute aufgrund der Elektromobilität und der Digitalisierung vor einem massiven Strukturwandel, wobei Investitionen in neue Technologien die Gewinnmargen belasten. Zum anderen ist die Autobranche stark konjunkturabhängig. Geht es wirtschaftlichen bergab, dann bricht oft der Umsatz ein und das kann zu Dividendenkürzungen führen.
Vieten: Einerseits haben sich deren Aktienkurse zuletzt nicht gut entwickelt. Andererseits sind die Jahre 2021 bis 2023 für die Automobilbranche sehr gut gelaufen und die Unternehmen haben in dieser Zeit hohe Gewinne erwirtschaftet. Die Frage ist aber, ob diese hohen Ausschüttungen nachhaltig sind oder ob sie in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten dann gekürzt werden.
Vieten: Nein, auf keinen Fall. Eine hohe Dividendenrendite kann sogar ein Warnsignal sein, wenn sie zum Beispiel aus einem fallenden Aktienkurs resultiert. Tatsächlich sind Unternehmen mit ungewöhnlich hohen Ausschüttungen oft zugleich finanziell angeschlagen oder operieren in stagnierenden Branchen. Das wird auch als Dividendenfalle bezeichnet.
Vieten: Sehr viel wichtiger ist die Ausschüttungsquote, die sogenannte Payout Ratio. Grob kann man sagen, dass eine sehr hohe Payout Ratio, die bei über 80 Prozent des Gewinns liegt, bedeutet, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, seine Dividende langfristig zu halten. Sie sollte eher niedriger sein, am besten bei unter 50 Prozent. Weitere wichtige Kriterien, die Investoren berücksichtigen sollten, sind das Dividendenwachstum, der Cashflow oder die Verschuldung.
Vieten: Dividendenaristokraten sind Unternehmen, die ihre Dividende über mindestens 25 Jahre hinweg kontinuierlich erhöht haben. Sie zeichnen sich durch stabile Geschäftsmodelle, eine starke Marktstellung und eine langfristig orientierte Unternehmensführung aus. Anleger schätzen sie wegen ihrer Berechenbarkeit und Widerstandsfähigkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Studien zeigen, dass Dividendenaristokraten historisch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung bei gleichzeitig geringerer Volatilität aufweisen.
Servicekasten: Wie sich eine Dividendenstrategie mit ETFs sehr einfach umsetzen lässt und worauf Anleger bei der Produktauswahl unbedingt achten müssen
Auch 2024 setzte sich der Boom bei Exchange Traded Funds (ETFs) unvermindert fort. Etwa 1,6 Billionen Euro flossen den passiven Fonds laut dem Analysehaus Lipper weltweit zu. Damit erreichte das dort investierte Volumen Ende 2024 mit rund 14,2 Billionen Dollar einen neuen Höchststand. Und es gibt kaum eine Anlagestrategie, die sich mit ETFs nicht verfolgen lässt. So auch Dividendenstrategien.
Allerdings gibt es hier Unterschiede. So gibt es ETFs auf den DivDax, der die 15 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Leitindex Dax enthält. Ähnlich geht der FTSE All-World High Dividend Yield Index vor. „Jedoch sollte ein Dividenden-ETF nicht nur mit dem Fokus auf hohe Dividendenrenditen ausgewählt werden“, warnt Dyrk Vieten von der Ficon Vermögensmanagement GmbH. „Vielmehr sind auch Faktoren wie das Dividendenwachstum, die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen oder die wirtschaftliche Stärke der enthaltenen Unternehmen entscheidend.“
Insofern sollten Anleger stärker darauf achten, welche Kriterien der Titelauswahl bei einem Dividendenindex zugrunde liegen. Beim LibertyQ Global Dividend Index zum Beispiel sind kontinuierliche Dividenden und Renditen sowie weitere Qualitätskriterien erforderliche Eigenschaften, um sich für den Index zu qualifizieren. Anleger setzen hier also nicht nur auf die Titel mit der aktuell höchsten Dividendenrendite, sondern auf Unternehmen, die sich vor allem durch langfristige kontinuierliche Ausschüttungen auszeichnen. Ähnlich strukturiert sind ETFs auf jene Indizes, die Dividendenaristokraten enthalten. Dazu zählen der S&P Global Dividend Aristocrats Index oder die entsprechenden Varianten für den US- oder den europäischen Markt.
Zudem können Investoren zwischen der ausschüttenden und der thesaurierenden Variante wählen. Wer auf regemäßig Einnahmenströme angewiesen ist, sollte einen ausschüttenden ETF wählen. Bei wem das nicht der Fall ist und wer einen langen Anlagezeitraum hat, sollte die thesaurierende Tranche bevorzugen, bei der die Dividenden automatisch wieder angelegt werden, wodurch sich langfristig ein Zinseszinseffekt ergibt.
Servicekasten: Worauf muss man bei der steuerlichen Behandlung von ausländischen Dividenden achten?
„Wer eine Dividendenstrategie verfolgt, sollte nicht nur auf den deutschen Markt schauen, sondern international diversifizieren“, rät Thomas Gundermann von der Taunus Investments GmbH. Doch wer hier auf Einzeltitel setzt, muss die anfallende Quellensteuer, die andere Länder erheben, berücksichtigen. Diese liegt beispielsweise in der Schweiz bei 35 Prozent, in den USA oder in Frankreich bei 30 Prozent. „Besteht mit dem jeweiligen Land ein Doppelbesteuerungsabkommen, dann wird – zumindest ein Teil – der an den ausländischen Fiskus bezahlten Quellensteuer auf die hier fällige Abgeltungssteuer angerechnet“, erklärt der Experte weiter.
Allerdings kann die im Ausland bezahlte Steuer auch höher sein als der anrechenbare Teil. Diese Differenz können sich Anleger über einen entsprechenden Antrag zurückholen. „Man muss aber bedenken, dass das zeitlich aufwändig ist“, informiert Gundermann. Es gibt zwar die Möglichkeit, dass sich die Depotbank darum kümmert, das jedoch kostet Geld, weshalb es sich bei kleineren Anlagesummen kaum lohnt. „Wenn man also einen ausländischen Dividendentitel kauft, muss dieser schon einen signifikanten Vorteil bieten, der die steuerlichen Nachteile aufwiegt“, folgert der Experte.
Wer diese Besteuerung im Ausland vermeiden und seine Dividendenstrategie trotzdem international diversifizieren möchte, kann zu einem Dividendenfonds oder -ETF greifen. Hier findet die Besteuerung auf Fondsebene statt.
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