
Neue Arbeitswelt: Welche Aktien davon profitieren
Natürlich muss man mit dieser Betrachtung auch eine Zeitschiene einkalkulieren. Aus heutiger Sicht ist das erste Fazit, dass die weltweite Pandemie viele von diesen Trends nicht nur beschleunigt hat, sondern unverzichtbar machte.
Werfen wir einen Blick auf den 8. Februar 2021, denn an diesem Tag feierte die US-amerikanische Technologiebörse NASDAQ und ihr Index NASDAQ Composite ihr 50-jähriges Bestehen.
Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben Technologie-Indizes über einen langen Zeitraum beispielsweise von 5 Jahren oder auch 10 Jahren schon den herkömmlichen Indizes wie beispielsweise dem Dow Jones oder dem MSCI World aufgezeigt, welches Potenzial in den enthaltenden Werten schlummerte:


Und natürlich ist es so, dass diese deutliche Outperformance in erster Linie auf die Kursentwicklung der großen US-Internet-Konzerne Alphabet, Amazon, Apple, Facebook, Netflix basierte. Die sogenannten FAANG-Aktien – das G steht für Google, dessen Muttergesellschaft Alphabet ist – sind die großen Gewinner der Krise. Weil menschliche Kontakte vermieden werden sollen, erfolgt heute ein deutlich größerer Teil der Kommunikation und der Einkäufe über das Internet. Ein kleiner Virus setzt nicht nur die Menschheit in Schrecken, sondern verleiht der Digitalisierung einen gewaltigen Schub. Davon haben natürlich auch die FAANG-Aktien profitiert. Deren Kurse, die sich zuvor ohnehin bereits in einem langfristigen Aufwärtstrend befanden, haben quasi den Turbo gezündet. Aus einer aufwärtsgerichteten Entwicklung wurde fast schon eine Exponentialfunktion.
Das spiegelt sich damit sehr gut in der Wertentwicklung des NASDAQ wider. Wissen sollten Anleger aber auch, dass es neben dem NASDAQ Composite mit seinen rund 3.000 Unternehmen noch den NASDAQ 100 gibt. Dieser umfasst die 100 Gesellschaften mit der höchsten Marktkapitalisierung. Die Chart-Linie des NASDAQ Composite ist übrigens seit 2020 fast schon in die Senkrechte übergegangen und vom Corona-Kurstief im März 2020 bis heute hat sich der Punktestand mit atemberaubender Geschwindigkeit fast verdoppelt. Schaut man dahinter, sind die Treiber der fulminanten Hausse allerdings nur wenige Unternehmen, nämlich die FAANG-Aktien und einige andere große Technologiekonzerne. Die große Masse der Unternehmen im NASDAQ Composite kann solch hohe Kurssteigerungen nicht vorweisen. Und je höher die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ist, desto größer sein Gewicht im NASDAQ.
Am Beispiel von Alphabet lässt sich die treibende Kraft der Internet-Giganten beschreiben. Das Unternehmen ist in seinen Hauptgeschäftsfeldern ein Quasi-Monopolist. Dies trifft auf die Suchmaschine Google ebenso zu wie auf die Video-Plattform Youtube. In beiden Segmenten gibt es keinen Wettbewerber, der auch nur ansatzweise Paroli bieten kann. Dass Konkurrenten in diese Bereiche eindringen und sich nennenswerte Marktanteile erobern, ist zwar generell nicht auszuschließen, erscheint aktuell aber recht unwahrscheinlich.
Die rasanten Zuwächse der jüngeren Vergangenheit werden auf Dauer sicherlich nicht anhalten. Dies bedeutet aber nicht, dass Anleger das Thema Technologie nun nicht mehr in ihrem Portfolio abbilden sollten, im Gegenteil. Auf mittlere und lange Sicht bietet der gesamte Sektor weiterhin attraktive Renditechancen.
Genau jetzt kommen wir zu dem Punkt, dass sich die Arbeitswelt rasant verändert hat und es ein „Zurück“ nicht mehr geben wird.
Es sind rosige Zukunftsperspektiven rund um neue Produkte und Geschäftsmodelle. Denn was wir oft abstrakt unter dem Begriff der Digitalisierung subsummieren, bedeutet für viele Branchen eine Revolution. Allein die Tatsache, dass deutsche Gesundheitsämter noch immer weitgehend analog aufgestellt sind, zeigt, dass diese Entwicklung längst nicht am Ende sein kann. Hinzu kommt die Mobilitätswende, die neben alternativen Antrieben und Energiequellen auch das autonome Fahren umfasst.
Weitere Mega-Trends, die die Lücke zwischen Technologieunternehmen und klassischen Industriekonzernen schließen, sind das Internet der Dinge oder die Industrie 4.0. Viele Lösungen und Ansätze müssen nur auf weitere, noch heute analog aufgestellte Branchen übertragen werden, um Potenziale zu entfesseln. Auch wenn in den vergangenen Wochen klassische Value-Titel eine Renaissance erlebt haben, sollten Anleger nicht ins Schubladen-Denken verfallen. Während einige Value-Titel selbst ihre heute niedrigen Bewertungen angesichts einer schwachen Zukunftsperspektive nicht rechtfertigen, gibt es auch Technologie-Aktien, die neben Wachstumsfantasie auch eine gehörige Portion Substanz bieten.
Es bleibt spannend, wie viele Homeoffice-Arbeitsplätze weiterhin für einige Wochenstunden bestehen bleiben. Lösungen, wie sie Microsoft, Adobe, Intuit, ServiceNow, APD und Zoom bieten, werden nicht verschwinden, sondern eher ausgeweitet werden. Die Arbeitswelt hat sich und die Menschen verändert. Denn es ist bequemer, Meetings ohne An- und Abreise zu gestalten, auch der Umwelt zu liebe, um nur ein ganz kleines Beispiel zu nennen. Der Online-Trend, beispielsweise beim Konsum, wird sich mehr denn je verstärken. Oder glaubt noch irgendwer, dass Menschen in einem Jahr, drei oder fünf Jahren weniger bei Amazon bestellen als heute? Dazu kommen noch die technischen Anwendungen mit Lizenzprodukten von Microsoft oder Adobe. Man darf nicht vergessen, dass das Thema Digitalisierung eine epochale Veränderung für uns alle ist. Danach wird nichts mehr wie in den letzten Jahrzehnten zuvor sein. Mit vielen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Und ja, es wird viele Unternehmen geben, neben den oben benannten, die in den kommenden Jahren mit hoch interessanten Lösungen brillieren. Ob sie schon in der Frühphase und der sogenannten Risikophase kaufenswert sind, muss dann der Anleger entscheiden. Aber es wird mit jedem neuen Thema auch viele neue Unternehmen geben. Mit Blick auf China wird uns das jetzt schon vor Augen geführt!
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