
Nach dem Jahrhundert-Börsensturz im Januar: Was Anleger jetzt tun sollten
Die Börse ist der einzige Ort auf diesem Planeten, wo die Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, in Sekundenschnelle Milliardenvermögen schaffen oder vernichten kann. Sehr deutlich durften das vor Kurzem Mark Zuckerberg und die Aktionäre von Meta erfahren: Wegen der verstärkten Konkurrenz durch TikTok brach die Aktie des Social Media-Konzerns nach den Quartalszahlen um 20 Prozent ein. Dabei verdampften sage und schreibe 200 Milliarden an Börsenwert!
Künftige Cashflows bei Tech-Aktien sind weniger wert
Doch auch andere Größen aus dem Technologie-Sektor gerieten im Januar unter Druck. Amazon, Apple, Microsoft & Co. verloren zwischen 10 und 15 Prozent, was vielen Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn trieb. In der Finanzpresse fand sich schnell eine Erklärung: Durch die geplanten Zinserhöhungen würden die künftigen Cashflows der Wachstums-Unternehmen einen geringeren Gegenwartswert haben – und das kalkulierten die Börsen mit dem Kurssturz ein, hieß es.
Globale Tech-Player wenig von Zinserhöhungen tangiert
„Diese Erklärung ist prinzipiell richtig, gilt aber vor allem für die gehypten Wachstumswerte der zweiten und dritten Reihe, bei denen es nicht sicher ist, ob und wann sie wie viel Geld verdienen werden“, sagt Daniel Kolb von Heidelberger Vermögensmanagement.

Bei den Cash-Cows aus der ersten Liga ist die Lage komplett anders. Diese Global Player verbuchen satte schwarze Zahlen und wachsen weiterhin so stark, dass sie viele Investitionen aus dem eigenen Cash-Bestand finanzieren können. „Die Zinserhöhungen in der geplanten Größenordnung sollten die Großen der Tech-Branche, wenn überhaupt, eher peripher treffen“, so der Vermögensverwalter.
Die „Tech-Kreisliga“ wird seit Monaten zerlegt
Entsprechend unterschiedlich sehen die Kursverläufe von „Bundesliga“ und „Kreisliga“ aus: Während die Apple-Aktie Mitte Februar nahe am bisherigen Allzeithoch notiert, hat es Titel wie Zoom, Peloton oder Shop Apotheke mit Verlusten von bis zu 80 Prozent quasi zerlegt. Auffällig war dabei: „Der Kurseinbruch bei diesen ehemaligen Highflyern hat spätestens Mitte 2021 eingesetzt“, beobachtet Andreas Glogger von der Glogger & Partner Vermögensverwaltung in Krumbach. Das ist für ihn ein wichtiges Indiz: „Ich glaube, dass das Desaster bei den Tech-Werten zum einen im Ausmaß begrenzt ist und zum anderen stärker durch den Zu- und Abfluss von spekulativem Kapital beeinflusst wurde als durch die Zinserhöhungen“, so der Vermögensprofi.
Doch lässt sich diese Ansicht auch durch vernünftige fundamentale Argumente stützen? Aus Sicht der beiden Vermögensverwalter sprechen gute Gründe für langfristige Engagements in Technologie-Unternehmen.
Höhere Produktivität für andere Unternehmen unverzichtbar
Ohne Technologie-Unternehmen gibt es keine höhere Produktivität. „Doch genau die höhere Produktivität wird insbesondere bei höherer Inflation für viele Unternehmen, die ihre höheren Kosten nicht an die Kunden weitergeben können, immer wichtiger, wenn nicht gar existenziell werden“, sagt Daniel Kolb. Sie müssen daher mit Investitionen in Automatisierung und Digitalisierung reagieren, wenn ihre Margen nicht leiden sollen. Das bedeutet: Die maßgeblichen Tech-Player dominieren einen langfristigen, aussichtsreichen Wachstumsmarkt.
Mega-Renditen von Big Tech haben Bestand
Die sehr hohen Renditen werden weiter bestehen. Vor allem informationsbasierte Unternehmen haben Umsatzrenditen und Margen, von denen man andernorts nur träumt. 30 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Auf diese Unternehmen werden keine überzogenen Erwartungen projiziert, da sie bereits eindrucksvolle reale Renditen erwirtschaften. „Die Produkte etwa von Apple, Alphabet und Microsoft sind derart stark in unseren Alltag und die Wirtschaft eingewoben. Da dürfte sich an diesen Renditen wenig ändern“, glaubt Andreas Glogger.
Große Investitionen sind relativ leicht zu stemmen
Plattform-basierte Unternehmen können ihren Umsatz verhältnismäßig leicht steigern, weil sie für Investitionen keine Unsummen investieren, sondern dazu vor allem neue, wenn auch hoch bezahlte IT-Spezialisten einstellen müssen. Deswegen ist ihr Kapitalbedarf nicht so hoch wie in anderen Branchen. „Dadurch haben höhere Zinsen vermutlich einen geringeren Einfluss auf den Gang der Geschäfte, als der Markt beim Kurssturz im Januar angenommen hat“, so Daniel Kolb.
Kurseinbruch ist langfristig wohl eine gute Kaufgelegenheit
Fazit: Bei dem Kurseinbruch im Januar handelt es sich aller Voraussicht nicht um den Beginn einer längeren Baisse, sondern um eine gute Gelegenheit, um bei den hoch rentablen Big Tech-Werten, wie sie im Nasdaq 100-Index versammelt sind, zuzugreifen bzw. aufzustocken. „Dies ist dann sinnvoll, wenn Anleger in diesem Sektor noch unterinvestiert sind“, sagt Andreas Glogger. Aus seiner Sicht kann die Aktienquote eines Anlegers zu einem Drittel aus breit gestreuten Investments in Big Tech bestehen. Wer über Indexfonds (ETF) in diesem Segment oder in Value-Aktien anlegen will, hat mehrere Möglichkeiten (siehe Tabelle).
Mit diesen ETF setzen Anleger auf Wachstumswerte und Value-Aktien
Indexfonds* | WKN | Performance 3 Jahre | Kosten p.a. |
Deka STOXX Euro Strong Growth 20 | ETFL03 | 68,8 % | 0,65 % |
Invesco Nasdaq 100 Euro hedged | A2DT9V | 107,8 % | 0,35 % |
iShares Euro Total Market Growth | A0HGV3 | 52,8 % | 0,4 % |
iShares Nasdaq 100 | A0YEDL | 115,6 % | 0,33 % |
Xtrackers World Momentum Factor | A1103G | 65,4 % | 0,25 % |
Value | |||
Deka STOXX Strong Value 20 | ETFL04 | 42,5 % | 0,66 % |
iShares Edge MSCI Europe Value Factor | A12DPP | 41,2 % | 0,25 % |
SPDR MSCI USAValue Weighted | A12HU4 | 53,0 % | 0,20 % |
Xtrackers MSCI World Value | A1103E | 32,8 % | 0,25 % |
Quelle: Justetf.com / Recherche: Jürgen Lutz / Stand: Mitte Februar 2022
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