
DAX-Erweiterung: Neue Chancen für Anleger?
Was bedeutet die Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Werte für Anleger, die in einzelnen Werten, aber auch in (Index-)Fonds, die auf den Dax ausgelegt sind, investiert sind?
Aus jetziger Sicht ist es ein Segen für alle Investoren und ich kann es kaum erwarten bis die Struktur des DAX angepasst wird. Denn so bieten sich einem Vermögensverwalter und natürlich auch dem Privatanleger viele neue Chancen und ein wesentlich größeres Spektrum an Branchen. Gerade die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die sogenannten Werte aus der zweiten Reihe, also dem MDAX, ein deutlich höheres Ertragspotential haben. Die meisten klassischen Valuewerte des DAX und einzelne Branchen wie der Bankensektor, Energiesektor als auch der Automobilsektor doch massiv litten und somit auch der Index selbst. Vergleicht man den DAX Kursindex mit dem MDAX die vergangenen fünf Jahre, so konnte der Investor 100 % mehr Rendite als mit dem DAX erzielen, wenn er den MDAX wählte.
Der Dax 30 ist wenig diversifiziert. Könnte sich das mit der Erweiterung auf den Dax 40 ändern? Und dann risikoärmer für Privatanleger werden?
In der Vergangenheit waren es die klassischen Branchen wie Versicherer, Banken, Maschinenbau und Industrie, Autos, Immobilien und Energie – der Frankfurter Aktienindex DAX zeigte vor allen Dingen auf, was in Deutschland produziert wird. Er ist sozusagen bis heute Spiegelbild der heimischen Tätigkeit, ein Reflektor unseres täglichen Handelns. Doch die Zeiten ändern sich, Dienstleister aus den Bereichen Software, Internet und Gesundheit drängen Schritt für Schritt nach vorne und werden für Deutschlands Wirtschaft immer wichtiger und bieten die Wachstumsimpulse. Genau da liegt aus meiner Sicht die Chance, den DAX auf sozusagen breite Füße zu stellen und Branchen einzubinden, die nicht nur zukunftsorientiert sind sondern auch einen Mehrertrag bieten als auch eine höhere Diversifizierung. Das Argument der höheren Schwankungsgefahr von einigen Marktteilnehmern, lasse ich nicht mehr zu, wer sich genau mit dem DAX und den sogenannten alten Branchen beschäftigt, wird nämlich eines besseren belehrt!
Marktkapitalisierung der zehn größten DAX-Unternehmen in Deutschland
(Stand: März 2021; in Millionen Euro)

Mit der Erweiterung sollen auch neue Qualitätsmerkmale Einzug in den Aktienindex erhalten (z.B.: Einführung Profitabilitätsanforderung). Werden dadurch starke Schwankungen im Index künftig seltener?
Ja, neben der Tatsache das die breite Diversifikation ein besseres Investmentvehikel darstellt, übrigens auch für ausländische Investoren, die den deutschen Markt sehr schätzen und übergewichtet im DAX investiert sind, bieten auch die neuen Qualitätsmerkmale eine sehr gute Grundlage. So müssen bereits seit Dezember 2020 alle Unternehmen, die in den deutschen Blue-Chip-Index aufgenommen werden, vor ihrer Mitgliedschaft mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives Ebitda aufweisen. Das Ebitda (Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization) ist der operative Gewinn eines Unternehmens vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen.
Zudem werden alle Index-Mitglieder ab März 2021 dazu verpflichtet, sowohl testierte Geschäftsberichte als auch Quartalsmitteilungen zu veröffentlichen. Unternehmen, die die entsprechende Frist nicht einhalten, fliegen automatisch aus dem Index.
Welche Unternehmen haben derzeit die größten Chancen in den Dax40 aufgenommen zu werden?
Kriterium für einen Aufstieg in den DAX ist die Free-Float-Marktkapitalisierung, auch als Streubesitz bezeichnet. Das ist der Wert aller Aktien eines Unternehmens, die nicht von Großaktionären gehalten werden und somit auch vom breiten Publikum erworben und gehandelt werden können. Sortiert man den MDAX nach diesem Kriterium, sind derzeit die Unternehmen Airbus, Zalando, Porsche Vz., Symrise, Siemens Healthineers, HelloFresh, Brenntag, Sartorius, Qiagen und Hannover Rück die größten und stehen damit für einen DAX-Aufstieg bereit. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die Abstände zu den nachfolgenden Platzierten wie etwa Beiersdorf, LEG Immobilien, Puma und Knorr-Bremse ist nicht groß. An der Reihenfolge könnte sich also noch etwas ändern. Wer das Rennen um den DAX macht, wird sich wohl erst unmittelbar vor dem 20. September entscheiden.
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