
"Wer viel kauft oder verkauft, nimmt besser ETFs"
Herr Görler, welche Nachteile haben ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds?
Görler: Grundsätzlich setze ich eher aktive Fonds statt passive Indexfonds ein. Hierbei ziehe ich für unerfahrene Anleger oder kleinere Anlagesummen vermögensverwaltende Ansätze erfahrener Fondsmanager vor. Der Vorteil der aktiven Fonds ist, dass man sich komplett aus dem Markt oder einzelner Anlageklassen zurückziehen kann. Bei einem ETF bleibt man stehts ganz investiert. Und damit macht man Abschwünge immer vollständig mit.
Für die Erreichung wichtiger langfristiger Ziele ist ein aktiver, vermögensverwaltender Ansatz unter Berücksichtigung aller Anlageklassen vorzuziehen. Auch die Kombination unterschiedlicher Investmentphilosophien ist möglich, da fast jeder Vermögensverwalter eine Fondslösung für seinen Investmentansatz anbietet. Das Timing-Problem wird bei aktiven Fonds dem Fondsmanager überlassen. Außerdem verfügen die Experten über disziplinierte Ansätze und entscheiden nicht emotional über den Kauf oder Verkauf einer Position.
Wann sind ETFs dann die bessere Alternative?
Görler: Falls ein Anleger selbst am Markt aktiv sein will, aber trotzdem eine breite Streuung wünscht, sind ETFs die bessere Wahl. Gerade dann, wenn er häufig kauft und verkauft. Sonst wird es teuer. Da passive Fonds keine Research-Teams benötigen und eher geringe Personalkosten verursachen, sind sie relativ kostengünstig. Passive Fonds sind meist voll investiert und halten somit keine relevanten Kassenbestände. Dadurch profitiert man stärker von positiver Marktentwicklung im gewählten Segment.
Welche Gefahren entstehen durch den Boom von Indexfonds im Markt?
Görler: Tendenziell sehe ich das Problem, dass immer auch Wertpapiere dabei sind, in die man gegebenenfalls gar nicht investieren will. Insbesondere bei nachhaltig-ökologischen Präferenzen halte ich ETF-Lösungen immer noch nicht für optimal. Sowohl positive wie negative Entwicklungen können stark übertrieben werden, insbesondere wenn das Investment mit Trendfolge-Systemen gekoppelt wird. Zumindest sollte man nicht bei jeder Modeerscheinung sofort mitmachen. Wenn man ständig irgendwelche Branchen- und Themen-ETFs kauft, hat man schon nach kurzer Zeit keine vernünftige Depotstruktur mehr. Ich persönlich bin auch kein DAX-Fan, weil ich hier mindestens die Hälfte der Werte gar nicht kaufen würde. Daher käme für mich kein DAX-ETF infrage.
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