Vorsicht, zweite Welle: So sichern Sie Ihr Depot ab

Vorsicht, zweite Welle: So sichern Sie Ihr Depot ab


In vielen Ländern werden angesichts geringerer Infektionszahlen die Beschränkungen für Wirtschaft und Verbraucher gelockert. Doch einige Virologen warnen vor einer möglichen zweiten Welle. Schon jetzt reagieren die Börsen auf steigende Corona-Zahlen mit Kursverlusten. Wer mit Aktien kein Geld verlieren will, muss das Depot absichern.

An den US-Börsen sorgte die Angst vor einer zweiten Corona-Welle bereits für hohe Kursverluste. Auch in Europa ist die Sorge groß, dass ein erneutes starkes Ausbreiten des Virus die Wirtschaft noch einmal lähmen könnte. Zuletzt warnte auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor den Folgen einer möglichen zweiten Welle. Sollte sich das Corona-Virus in diesem Jahr noch einmal unkontrollierbar ausbreiten, könnte allein die deutsche Wirtschaft um fast neun Prozent einbrechen. Selbst bei einem Ausbleiben einer erneuten Infektionswelle rechnet die OECD mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um bis zu 6 Prozent. Beide Szenarien sieht die OECD als gleich wahrscheinlich an.

Bei vielen Anlegern werden Erinnerungen wach. Nachdem immer deutlicher wurde, dass die Corona-Pandemie auch Deutschland erreicht hatte, stürzte der deutsche Leitindex DAX im Februar von fast 13.800 Punkten bis Mitte März um fast 40% auf rund 8.400 Punkte ab. Mittlerweile hat sich das Börsenbarometer deutlich erholt. Ein solches Horrorszenario werde sich nicht wiederholen, glaubt Adrian Roestel vom Vermögensverwalter Huber, Reuss und Kollegen in München.

„Wir werden keinen zweiten Lockdown sehen“, ist er überzeugt. Die Rettungsprogramme waren jetzt schon teuer genug. Zudem sei das Vertrauen in die Zentralbanken und die Regierungen enorm. „Das wird dazu führen, dass wir nicht mehr so einen Absturz erleben werden“, ist er sich sicher. Doch auch, wenn es nur regionale Einschränkungen gebe, sieht Roestel bei einer zweiten Welle für den DAX ein Rückschlagpotenzial von 15 bis 20 Prozent.

Absicherungsstrategien sollen helfen, solche Kursverluste zu begrenzen. „Klassische Absicherungsinstrumente sind zum Beispiel das Einziehen von Stopp-Loss-Marken oder der Kauf von Discount-Zertifikaten“, erklärt Michel Schwarz von der Münchner Corum Vermögensverwaltung. Beide Methoden hätten allerdings den Nachteil, dass sie Verluste lediglich begrenzen. „Die Stopp-Loss-Strategie sorgt zudem dafür, dass Anleger beim Erreichen der Schwelle die betroffenen Aktien verkaufen. Dreht der Kurs, verpassen sie in der Regel den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg. Und damit einen großen Teil der Erholung“, so Schwarz.

Diese Kritik teilt Roestel: „Sie verkaufen dabei immer mit Verlust“. Er rät dazu, die vorangegangene Kurserholung zu nutzen, um direkt Aktien aus dem Portfolio zu verkaufen. „Viele Anleger konnten von der jüngsten Aufwärtsbewegung profitieren und ihre Verluste reduzieren. Die höheren Niveaus kann man nutzen, um jetzt ein bisschen Kriegskasse für einen Rückschlag aufzubauen“, sagt der Vermögensexperte. Zusätzlich sollten sich Anleger eine Liste von Werten anlegen, die sie nach einem Rückschlag wieder kaufen wollen. „Am besten gibt man schon beim Verkauf eine sogenannte Limit-Order in Auftrag“, rät Roestel. Dabei legt der Anleger einen konkreten Kurs fest, zu dem er maximal bereit ist, die Aktie zu kaufen.

Mit einer anderen Absicherungsstrategie kann das Aktiendepot sogar in der Krise im Plus bleiben. „Statt aus dem Markt auszusteigen, haben wir zur Absicherung mehrfach Put-Optionen auf den DAX und den US-amerikanischen Marktindex S&P 500 gekauft“, erklärt Investmentstratege Schwarz. Die Absicherung gegenüber dem breiten Markt sei sinnvoll, da man keine Prognosen über die Entwicklung einzelner Unternehmen treffen müsse.

Put-Optionen geben dem Inhaber das Recht, eine Aktie zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Der gilt auch dann, wenn die Aktie fällt. Je tiefer der Kurs der Aktie fällt, desto wertvoller ist die Option. Bei jedem Rückschlag der Aktienindizes werden die Puts mit Gewinn verkauft. Diese Zusatzerträge sichern das Depot ab. Allerdings ist diese Strategie aufwändig und nur etwas für erfahrene Investoren. So benötigen Anleger etwa von ihrer Bank eine Termingeschäftsfähigkeit. Sie bestätigt dabei der Bank, dass sie sich über die Risiken solcher Geschäfte im Klaren ist.

Der Vorteil der Strategie ist: Während zum Beispiel Stopp-Loss-Absicherungen erst greifen, wenn die Aktien bereits an Wert verloren haben, sichert die Put-Strategie einen fallenden Markt ohne Verzögerung ab. „Durch diese Absicherung bleibt der Wert unserer Anleger-Depots seit dem Höhepunkt der Krise Mitte März nahezu unverändert, während der Markt etwa 30 Prozent an Wert verloren hat“, freut sich Schwarz.

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