
Wasserstoff: Diese Aktien stehen mächtig unter Dampf
Kursgewinne von bis zu 250 Prozent seit März 2020
Die heißeste Musik spielte zuletzt in Großbritannien. Dort legte die Aktie von ITM Power seit Mitte März um bis zu 250 Prozent zu. Konkurrent Proton Motor Power Systems schoss Anfang Juni in nur einer Woche um 130 Prozent in die Höhe. Nun gehört Proton mit einem Börsengewicht von 470 Millionen Pfund zu den kleineren Fischen im Wasserstoff-Teich. Doch auch Europas Marktführer NEL aus Norwegen mit 2,3 Milliarden Euro hat von Mitte März bis Anfang Juni mit 140 Prozent kräftig zugelegt. Gefolgt von PCELL aus Schweden, das auf 100 Prozent Zugewinn kommt und nun 1,4 Milliarden Euro auf die Waage bringt.
Wasserstoff-Aktien sind enorm volatil
Bei solchen Zahlen setzt bei manchem Anleger erst Bedauern und dann Gier ein. Nach dem Motto „Ach, hätte ich …“ Doch die Kursexplosionen haben eine Kehrseite: „Wasserstoff-Aktien sind sehr volatil. Nach oben und nach unten“, sagt Michael Thaler von der TOP Vermögen AG mit Sitz in Starnberg und München. Was das bedeutet, ließ sich am 8. Juni beobachten: ITM verlor an jenem Montag bis zu 27 Prozent und schloss mit 18 Prozent Minus. Der unabhängige Vermögensverwalter ist überzeugt: „Solche Kursschwankungen halten nur wenige Anleger aus.“ Auch wenn es nach oben geht, hätten nur die Wenigsten die Nerven, dabei zu bleiben und verkauften frühzeitig. Solche Aktien sind eben echte Momentum-Monster.
Wie reite ich das Momentum-Monster?
Der Grund für die Schwankungen: Wie bei jeder jungen Technologie ist unklar, in welchem Maß sie sich durchsetzt und welche Firmen am meisten profitieren. Wer glaubt, dass die Wasserstoff-Technologie immer wichtiger wird, sollte nur einen Teil des Vermögens – nicht mehr als zehn Prozent – in diesen Sektor investieren und dabei drei Dinge beachten: Erstens in einen ganzen Korb von Aktien investieren, zweitens den Einsatz pro Aktie streng begrenzen und drittens mögliche Verluste mit einem Stopp-Loss-Auftrag begrenzen. Vorteil dieser Strategie: „Niemand weiß, welche Unternehmen besonders erfolgreich sein werden. Wer die wichtigen Player kauft, hat quasi alle Pferde im Stall“, erklärt Michael Thaler. Zudem seien Anleger, die so investieren, an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligt.
Fundamental gute Gründe für Wasserstoff-Trend
Wenn sich die Wasserstoff-Technologie bzw. Brennstoffzellen weiter durchsetzen, winken Anlegern unter Umständen satte Gewinne. Experten sehen jedenfalls fundamental gute Gründe für Optimismus – etwa in der Logistikbranche, der Stromspeicherung und -verteilung sowie der Stahlerzeugung. Verstärkt wird der Trend zum Wasserstoff durch politische Initiativen. So hat die Bundesregierung jüngst ihre nationale Wasserstoff-Strategie präsentiert, was der Branche neue Impulse geben wird. Ein Nutznießer ist das Unternehmen SFC Energy im bayerischen Brunnthal.
Interessante Kandidaten in den USA
Übrigens lohnt sich auch der Blick über den großen Teich. Bekannte Namen dort sind Ballard Power Systems, Fuel Cell Energy und Plug Power. Diese Unternehmen gibt es bereits seit Anfang der 1990er-Jahre bzw. seit der Jahrtausendwende. Falls deren Kurse ansatzweise in die Region ihrer Allzeithochs kommen sollten, entspräche das Kursgewinnen von mehreren hundert bzw. tausend Prozent. In Europa stehen ITM und Proton bereits knapp unter diesen Marken. Das ist ein Zeichen für Stärke. Und ein Signal, dass Europa in der Wasserstoff-Technologie dank politischer Impulse den Vorreiter spielen könnte.
Mehr als 10 Milliarden für Wasserstoff
Die schwarz-rote Bundesregierung hat am 10. Juni die „Nationale Wasserstoffstrategie“ mit einem Volumen von insgesamt rund 11 Milliarden Euro beschlossen. Wasserstoff sei entscheidend für die Dekarbonisierung wichtiger deutscher Kernbranchen wie der Stahl- und Chemieindustrie, aber auch des Verkehrssektors, so das Bundeskabinett. Zudem könnten sich Wasserstoff-Technologien zu einem zentralen Geschäftsfeld der deutschen Exportwirtschaft entwickeln. Nicht zuletzt könne der Energieträger einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der nationalen und globalen Klimaziele leisten. Die Bundesregierung rechnet damit, „dass die Nachfrage nach Wasserstoff mittel- bis langfristig signifikant steigen wird“, heißt es im Strategiepapier. Davon dürfen insbesondere deutsche Wasserstoff-Aktien wie SFC Energy (siehe Tabelle) profitieren.
Unter-nehmen | Mitarbeiter | Börsenwert | ISIN | Land |
SFC Energy | 283 | 171 Mio. € | DE0007568578 | Deutschland |
NEL | 354 | 2,3 Mrd. € | NO0010081235 | Norwegen |
Power Cell Sweden | 48 | 1,4 Mrd. € | SE0006425815 | Schweden |
ITM | 139 | 1,6 Mrd. € | GB00B0130H42 | Großbri-tannien |
Proton Motor Power | 70 | 530 Mio. € | GB00B140Y116 | Großbrit-annien |
Ballard Power | 703 | 2,7 Mrd. € | CA0585861085 | USA |
Fuel Cell Energy | 301 | 490 Mio. € | US35952H6018 | USA |
Plug Power | 629 | 1,4 Mrd. € | US72919P2020 | USA |
Quelle: finance.yahoo.com, Stand: 10.06.2020 – Recherche/Umrechnung in €: Jürgen Lutz
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