Heiraten und Finanzen: Wie Ehepaare steuerlich profitieren und sich finanziell absichern können

Heiraten und Finanzen: Wie Ehepaare steuerlich profitieren und sich finanziell absichern können


Mit der Eheschließung eröffnen sich finanzielle Spielräume und es bieten sich einige interessante Vorteile. Experten erläutern, wo Ehepaare tätig werden müssen und wie sie sich finanziell am besten aufstellen.

Ehevertrag: Vorsorge für den Ernstfall

Knapp 350.000 Paare haben sich im vergangenen Jahr laut dem Statistischen Bundesamt Destatis das Ja-Wort gegeben. „Natürlich überwiegen zunächst die romantischen Vorstellungen von dem Zusammenleben bis das der Tod ein Paar scheidet“, stellt Petra Ahrens, Vorständin und Inhaberin der Maiestas Vermögensmanagement AG in Köln, fest. Dennoch lohnt es sich, die Emotionen kurz auszuschalten und sich mit den finanziellen Aspekten einer Partnerschaft zu beschäftigen.

„Ich kann nur jedem raten, offen zu kommunizieren und das Worst-Case-Szenario einmal durchzuspielen und dann darauf basierend über einen Ehevertrag nachzudenken“, rät Ahrens. Auch wenn es wenig romantisch klingt, mit einem Ehevertrag lassen sich Vereinbarungen abseits der gesetzlichen Regelungen treffen, die dabei helfen können, beide Partner für den schlimmsten Fall abzusichern. „Kommt es beispielsweise zu einer Scheidung, dann kann ein Ehevertrag, den man am besten mit einem Familienanwalt bespricht, helfen, ein finanzielles Desaster zu vermeiden“, so Ahrens. Immerhin wird rein statistisch mehr als jede dritte Ehe hierzulande geschieden.

Ehegattensplitting und Drei-Kontenmodell im Blick

Wichtig ist aber auch die steuerliche Seite. „Aufgrund des Ehegattensplittings lässt sich durch die Wahl der Steuerklasse Einkommensteuer sparen“, erklärt Michael Craatz von der Heinrich & Hansen AG in Kempten. Allerdings gilt es für die beiden Partner genau hinzusehen. Denn nimmt ein Paar das Ehegattensplitting in Anspruch, dann profitiert derjenige, der das höhere Einkommen hat. „Jedoch sollte die Steuerersparnis beiden Partner zugutekommen“, sagt Ahrens.  

Zudem raten die Experten bei Ehen zum Drei-Kontenmodell. „Also eines für jeden Partner und ein Gemeinschaftskonto“, sagt Craatz. Letzteres ist für die gemeinsamen Lebenshaltungskosten und wird von beiden Partner – entsprechend der Höhe ihres Einkommens – per Dauerauftrag befüllt. „Persönliche Ausgaben für Kleidung oder den Sportverein sollten dagegen von den eigenen Konten bezahlt werden“, so Craatz.

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Versicherungen bündeln, Steuern optimieren

Ein weiterer Punkt sind Versicherungen. Viele Versicherungen lassen sich zusammenlegen, wodurch Paare Geld sparen können. Zudem gibt es bei Versicherungen oftmals Begünstigte. „Wenn gewünscht, sollte man hier daran denken, den Ehepartner als Begünstigten einzusetzen“, erklärt Craatz. Interessant kann auch eine überkreuz abgeschlossene Lebensversicherung sein. „Dabei versichert jeder Partner das Leben des anderen“, sagt er. „Der Vorteil liegt darin, dass die Auszahlung dann nicht in die Erbmasse fällt, sondern als eigene Versicherungsleistung gilt, wodurch sich Erbschaftsteuer vermeiden oder zumindest reduzieren lässt.“

Dazu kommen grundsätzliche Vorteile der Ehe: „Zum Beispiel liegen die Freibeträge bei Schenkungen bei 500.000 Euro und das alle zehn Jahre“, so Craatz. Bei unverheirateten Paaren liegt der Freibetrag nur bei 20.000 Euro. Außerdem gibt es die Güterstandsschaukel. „Damit lassen sich zum Beispiel Immobilien zwischen den Ehepartnern schenkungssteuerfrei übertragen“, erklärt der Experte. „Das ist vor allem bei sehr ungleich verteilten Vermögensverhältnissen sinnvoll und kann dazu beitragen, die steuerliche Belastung bei der Nachfolgeplanung deutlich zu optimieren.“

Rentenlücke vermeiden: Vorsorge für Frauen durch Ausgleich von Care-Arbeit

Ein weiteres Thema, das es bei der Familiengründung zu berücksichtigen gilt, ist die Care-Arbeit, also die Erziehung der Kinder oder die Pflege naher Angehöriger. „Das übernimmt in den meisten Fällen immer noch die Frau, weshalb sie ihre Berufstätigkeit unterbricht und womöglich längere Zeit in Teilzeit arbeitet“, sagt Ahrens. Und das schlägt sich in niedrigeren Rentenzahlungen und einem erhöhten Armutsrisiko für die Frau nieder.

„Zwar gibt es einen Hinterbliebenenausgleich, das heißt, die Frau hat beim Tod des Partners Anspruch auf eine Witwenrente“, sagt Craatz. Dennoch bekommen Frauen laut Destatis rund 27 Prozent weniger Alterseinkünfte als Männer, weshalb sie häufiger von Altersarmut betroffen sind als ihre männlichen Geschlechtsgenossen. „Frauen sollten deshalb für die Care-Arbeit von ihrem Partner zusätzlich einen finanziellen Ausgleich erhalten“, sagt Ahrens. Den wiederum sollten Frauen nutzen, um privat für das Alter vorzusorgen.

Grundsätzlich rät Ahrens dazu, dass sich beide Partner in der Ehe so aufstellen, dass sie in jeder Lebensphase finanziell unabhängig sind. „Ganz trennen lassen sich die Finanzen zwar nie, aber mein Tipp ist, dass Paare ein gemeinsames Leben führen, aber finanziell unabhängig bleiben sollten“, so ihr Fazit.  

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Frauen & Finanzen: “Der Ehemann ist keine Altersvorsorge”, sagt Vermögensverwalterin Petra Ahrens

Wenn es um das Thema Geld geht, geben meist (noch) die Männer den Ton an – sowohl auf Berater- als auch auf Kundenseite. Vermögensverwalterin Petra Ahrens, Vorständin der MAIESTAS AG, will genau dies ändern. Im Interview mit Börsenmoderator Andreas Franik erklärt sie das “wie & warum” und konstatiert: “Der Ehemann ist keine Altersvorsorge!”

Interview: „Frauen sollten in jeder Lebensphase eigenständig bleiben“

Petra Ahrens

Für Frauen ist das Armutsrisiko im Alter besonders hoch. Warum das so ist und was jede Frau dagegen tun kann, erklärt Petra Ahrens von der Maiestas Vermögensmanagement AG.

Petra Ahrens: Frauen bekommen für die gleiche Arbeit nachweislich weniger Geld als Männer, auch bekannt als Gender Pay Gap. Zudem übernehmen Frauen zum überwiegenden Teil die sogenannte Care-Arbeit, also sie kümmern sich um die Kinder, aber auch um die Pflege naher Angehöriger. Deshalb haben sie Ausfallzeiten in der Arbeit oder arbeiten längere Zeit nur Teilzeit. Dazu kommen das Risiko der Scheidung, und dass sie eine längere Lebenswartung haben als Männer. All das trägt zu diesem erhöhten Armutsrisiko bei.

Ahrens: Die meisten nicht. Meine Erfahrung ist, dass Frauen, gerade wenn sie frisch vermählt sind, erst einmal in sehr romantischen Vorstellungen vom künftigen gemeinsamen Leben schwelgen. Über Geld sprechen sie nicht, es ist eher eine Belastung, macht Angst oder gilt als langweilig. Ich ermutige Frauen immer dazu, dieses Thema anzusprechen und klar mit ihrem Partner zu kommunizieren, wie sie sich ihre finanzielle Absicherung vorstellen.

Ahrens: Ein Ehevertrag kann helfen, mit dem sich Frauen für den schlimmsten Fall absichern können. Dazu sollte der Mann eine Ausgleichszahlung für geleistete Care-Arbeit leisten. Das heißt, er ersetzt das, was die Partnerin durch ihre Care-Arbeit weniger in die Rente einzahlt. Idealerweise richtet der Ehemann einen Dauerauftrag ein, mit dem er den entsprechenden Betrag jeden Monat seiner Frau überweist.

Ahrens: Grundsätzlich geht es darum, dass Frauen aufgrund der genannten Gründe nicht genug in die gesetzliche Rente einzahlen kann, um ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter zu führen. Frauen sollten diese Ausgleichszahlungen des Mannes deshalb dazu nutzen, um privat vorzusorgen. Hier ist aber auch die Frau gefragt, tätig zu werden. Sie wird nicht darum herum kommen, sich mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen.

Ahrens: Da in diesem Fall der Anlagezeitraum bis zum Ruhestand noch sehr lange ist, sollten Frauen auf Aktien setzen. Aktien sind langfristig die renditestärkste Anlageklasse. Und auch wenn Exchange Traded Funds kein Wundermittel sind, so eigenen sie sich doch für erste Schritte beim Vermögensaufbau, weil man damit einfach, transparent und kostengünstig in den globalen Aktienmarkt investieren kann. Und das geht auch mit kleinen Beträgen. Es ist, neben dem eigenen Konto, eine wichtige Grundlage, damit Frauen in jeder Phase des Lebens eigenständig bleiben.  

Der Ehevertrag: Unromantisch oder doch sinnvoll?

Einen guten Ruf hat der Ehevertrag nicht. Dabei kann er durchaus Sinn machen, zum Beispiel wenn beide Partner sehr unterschiedlich große Vermögen haben, aber auch wenn zum Beispiel ein Unternehmen im Spiel ist. Gerade Frauen raten Experten immer wieder dazu, sich darüber Gedanken zu machen. Denn Frauen, die stärker von Altersarmut betroffen sind, können sich dadurch für den schlimmsten Fall, zum Beispiel für eine Scheidung, besser absichern.

Konkret ist ein Ehevertrag eine notariell beglaubigte und schriftliche Vereinbarung zwischen den Eheleuten, die von den gesetzlichen Regelungen zum Güterstand, zum Unterhalt und zum Versorgungsausgleich abweichen kann. So kann darin zum Beispiel festgelegt werden, dass bestimmte Vermögensgegenstände von der Zugewinngemeinschaft ausgeklammert sind, der Vertrag kann individuelle Regelungen zum Unterhalt nach der Ehe enthalten oder die Versorgungsansprüche den Wünschen des Ehepaares entsprechend regeln.

Gerade im Fall einer Scheidung kann dies wichtig sein. Schließlich bedeutet eine Trennung in der Regel finanzielle Einbußen für beide Partner. So braucht es nach der Scheidung zwei Haushalte, wodurch sich die Kosten für Miete, Haushaltsführung und Versicherungen verdoppeln. Außerdem wird oftmals mehr Geld für die Kinderbetreuung benötigt, da Frauen nach einer Trennung unter Umständen wieder arbeiten müssen. Kommt es dann noch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, kann eine Scheidung endgültig im finanziellen Desaster enden. Genau diesem Risiko lässt sich mit einem Ehevertrag vorbauen. Hilfreich kann es dabei sein, sich mit einem Familienanwalt zu besprechen.

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