
China – Ein günstiger Zeitpunkt zum Einstieg in den Aktienmarkt
Infolge des Kursrückgangs sind chinesische Aktien mittlerweile auf ein vergleichsweise attraktives Bewertungsniveau gefallen. Dies macht einen Einstieg in den Markt – auch unter dem Gesichtspunkt internationaler Diversifikation – wieder interessanter. Tatsächlich hat der Markt im laufenden Jahr bereits einen deutlichen Aufschwung verzeichnet (z. B. CSI 300 plus neun Prozent, Stand Juli 2025). Auffällig ist, dass dieser Anstieg nicht in erster Linie durch eine Verbesserung der Wirtschaftsdaten getragen wird. Was also sind die Gründe?
Chinesische Anleger entdecken den Aktienmarkt für sich
Ein zentraler Punkt für das Verständnis des chinesischen Aktienmarkts ist die hohe Sparneigung der Bevölkerung. China weist im internationalen Vergleich eine extrem hohe nationale Sparquote auf – derzeit rund 45 Prozent des BIP. Die Sparquote der privaten Haushalte liegt hingegen bei etwa 30 bis 35 Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Bis zum Einbruch des Immobilienmarkts floss ein erheblicher Teil dieser Ersparnisse in Wohnimmobilien – es war nicht unüblich, dass Privatpersonen mehrere Wohnungen zur Kapitalanlage erwarben.
Mit dem Vertrauensverlust in den Immobiliensektor hat sich dieses Verhalten verändert: Einlagen bei Banken wurden bevorzugt, da sie als sicher galten. Auch der Aktienmarkt wurde zeitweise gemieden – unter anderem wegen geopolitischer Unsicherheiten und mangelnden Vertrauens in die Unternehmensführung. Gleichzeitig kam es zu einer starken Nachfrage nach Gold-ETFs, was mit zum globalen Anstieg des Goldpreises beitrug. Seit 2023 ist jedoch ein Wandel erkennbar: Die Investitionen in Publikumsfonds und insbesondere in Aktien-ETFs haben deutlich zugenommen. Schätzungen zufolge sind die investierten Mittel in Aktienfonds und ETFs in den letzten zwei Jahren um rund 60 Prozent gestiegen (Quelle: z. B. AMAC oder CSRC).
Einstieg in den Aktienmarkt über ETFs
Besonders die jüngere Generation nutzt zunehmend ETFs als Einstieg in den Aktienmarkt – unterstützt durch einfacheren Zugang über Online-Plattformen und eine wachsende Finanzbildung.
Auch institutionelle Anleger zeigen wieder stärkeres Interesse: Sie sehen die günstige Bewertung und erwarten eine höhere zukünftige Rendite – nicht zuletzt im Zuge einer schrittweisen Öffnung des Markts für Pensionsfonds. Die chinesische Regierung verfolgt das Ziel, langfristige Kapitalquellen wie Pensionsfonds gezielt in den Aktienmarkt zu lenken, um sowohl die Kapitalmärkte zu stabilisieren als auch die Altersvorsorge zu stärken. Trotz des jüngsten Anstiegs halten chinesische Haushalte weiterhin nur kleinen Teil ihres Vermögens in Aktien – ein strukturelles Aufholpotenzial, das bei einem wachsenden Engagement weiteres Kurspotenzial eröffnen könnte.
Allerdings ist zu bedenken, dass vor allem die risikofreudigere Jugend über vergleichsweise wenig Kapital verfügt. Für einen nachhaltigen Aufschwung bedarf es besonders Strukturreformen. Zu beachten ist außerdem, dass ausländische Anleger chinesische Aktien in der Regel über die Börse in Hongkong, über ausländische Handelsplätze oder spezielle Programme wie „Stock Connect“ erwerben können. Die Kursentwicklungen dieser Aktien können jedoch deutlich von denen an den chinesischen Festlandbörsen abweichen, da unterschiedliche Handelsplätze und Anlegerstrukturen Einfluss auf die Preisbildung haben.
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