
Wie sinnvoll und hilfreich sind eigentlich Künstler- und Kunstmarktrankings?
1. Kunstkompass
Seit 1970 veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin Capital einmal jährlich das Künstler-Ranking Kunstkompass. Der Kunstkompass hat das Ziel, die 100 wichtigsten Künstler der Gegenwart aus einem Gesamtfundus von mehr als 38.000 Künstlernamen zu ermitteln und reklamiert für sich einen sehr hohen Objektivitätsanspruch. Er wurde als quantifizierbares Bewertungssystem entwickelt, das eine gute Vergleichbarkeit ermöglichen sollte – künstlerischer Erfolg sollte erstmals messbar gemacht werden.
Die Bedeutung eines Künstlers wird im Kunstkompass allerdings nur erfasst aufgrund der Resonanz, die er im Kulturbetrieb generiert. Ökonomische Daten – wie z.B. Auktionserlöse oder die Preisentwicklung eines Künstlers werden nicht gewertet und bleiben konsequent unberücksichtigt.
Die von Willi Bongard und dessen Ehefrau Linde Rohr-Bongard entwickelte Ranking-Methode arbeitet mit einer fein austarierten Systematik, nach dieser werden Ruhmespunkte vergeben für Ausstellungen in weit über 200 Museen, für Rezensionen in renommierten Fachmagazinen, aber auch für Ankäufe führender Museen und Sammlungen oder für die Verleihung künstlerischer Auszeichnungen. Aber auch die internationale Bedeutung einer Ausstellungsinstitution fließt in die Punktebewertung ein. So wird das MoMa in New York im Kunstkompass mit einer erheblich höheren Punktezahl erfasst als z.B. die Hamburger Deichtorhallen. Entsprechendes gilt für die punktmäßige Einstufung von Kunstpreisen: Der Turner Prize, der eine sehr hohe und weltweite Bedeutung besitzt, trägt einem Künstler im Kunstkompass erheblich mehr Punkte ein als eine lokale Würdigung (z.B. Berliner Kunstpreis). Je mehr Punkte ein Künstler im Laufe seiner Künstlerkarriere nach dieser Systematik sammeln konnte, desto höher sein Listenplatz im Kunstkompass.
Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass seit nunmehr 20 Jahren ungebrochen die hochbetagten Künstlerlegenden Gerhard Richter, Georg Baselitz und Bruce Naumann an der Spitze stehen. Das akkumulierend arbeitende Punktesystem des Kunstkompass hat einen erheblichen Nachteil: Es hat die starke Neigung, ältere Künstler gegenüber jüngeren Vertretern zu bevorzugen. Die „Liste der Stars von morgen“ soll diesen Umstand ausgleichen. In dem sog. Novizen-Ranking werden ausschließlich jüngere Talente gelistet, um eine Konkurrenzsituation mit etablierten Alt-Stars auszuschließen.
Für die bereits verstorbenen Künstler der Gegenwart führt der Kunstkompass ein sog. Olymp-Barometer, es wird seit Jahren unverändert von Andy Warhol angeführt – erst im Jahr 2024 setzte sich erstmals Joseph Beuys an die Spitze.
2. ArtReview Power 100
Das Ranking Power 100 wird einmal im Jahr von dem in London ansässigen Kunstmagazin ArtReview publiziert. Dieses Ranking hat das Ziel, die 100 einflussreichsten Personen des internationalen Kunstbetriebs zu erfassen. Wer sich im Zuge des Jahres im Kunst- und Kulturbetrieb besonders hervorgetan hat, wird in dieser Rangliste gewürdigt.
Gelistet werden dabei sowohl Künstler, Kuratoren, Galeristen, Sammlungsleiter, aber auch Messedirektoren, Kunstkritiker oder namhafte Sammler. Diese Rangliste hat den Anspruch, den Machtfaktor einer jeweiligen Person im Kulturbetrieb zu ermitteln, sie versteht sich selbst als eine Art Who-is-Who der Kunstszene.
Die ArtReview Power 100 wird stark von der angloamerikanischen Kunstwelt dominiert, nur wenige Deutsche schaffen es überhaupt auf diese Liste. Etwas unklar ist, nach welchen Kriterien das Ranking erstellt wird. Sicher ist nur, dass diese Rangliste von einer geheim gehaltenen Jury angefertigt wird. Die ArtReview Power 100 muss daher als höchst subjektives Meinungsbild gelesen werden, das von einem kleinen, nur aus Kunstmarkt-Insidern bestehenden Kreis erstellt wird. Dieses Ranking ist nicht daran interessiert, künstlerischen Erfolg – ob nun ökonomisch oder in Bezug auf die Resonanz im Kulturbetrieb – zu quantifizieren oder substanziiert messbar zu machen. Viel eher gibt dieses Ranking eine Bewertung darüber ab, wer in der Kunst-Szene gerade für besonders einflussreich gehalten wird.
3. Monopol Top 100
Analog dazu steht das einmal im Jahr veröffentlichte Top 100 Ranking des deutschen Kunstmagazins Monopol. Dieses Ranking wird seit 2004 immer im Dezemberheft publiziert und versteht sich als europäisch dominierte Antwort auf die Power 100 Liste von ArtReview. Ansatz und Systematik sind dem britischen Vorbild identisch nachempfunden, denn auch das Monopol Ranking Top 100 kann als Who-is Who des Kunstmarktes begriffen werden. Etwas transparenter ist jedoch die Zusammenstellung der Jury, die für die Erstellung dieser Rangliste verantwortlich ist. Neben den Mitgliedern der Monopol-Redaktion geben bekannte Kunstkritiker sowie internationale Kuratoren ihr Votum ab, um diese Siegerliste zu erstellen. Die Top 100 listet die wichtigsten Künstler, Kuratoren, Galeristen, Sammler und Museumsdirektoren des Jahres auf.
Wie die Power100 von ArtReview stellt auch das Monopol Ranking Top 100 lediglich eine Meinungsstudie über die Lage der Kunstszene dar. Ergänzend dazu veröffentlicht das Kunstmagazin Monopol in Zusammenarbeit mit der Suchmaschine Google einmal im Jahr die Top 10 der meistgesuchten Künstler im Internet. Diese Ranking-Liste verfolgt allerdings einen quantitativen Ansatz. Ihr liegt eine von Monopol zusammengestellte Auswahlliste zugrunde, auf ihr sind alle relevanten Künstlerinnen und Künstler aufgenommen, die aus der Sicht des Kunstmagazins für die Suchmaschinenanfragen relevant sind. In die Erstellung dieser Basisliste flossen die häufigsten Suchanfragen nach Künstlern ein, die über das ganze Jahr auf der Webseite von Monopol-Magazin.de erfolgten. Auf der Grundlage dieses Datensatzes wird gemeinsam mit den Daten von Google die Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet erhoben und einmal jährlich von Monopol veröffentlicht. Diese Ranking-Liste ist also lediglich ein Gradmesser dafür, welcher Künstlername in einem Jahr online ein besonders hohes Interesse auf sich vereinen konnte.
Allerdings präsentiert auch diese Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet in der Regel immer die gleichen, im Voraus zu erwartenden Namen, denn Gerhard Richter, Banksy und Picasso stehen stets vorne.
4. Artnet Top 300
Nach dem gleichen Prinzip wie die Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet von Google und Monopol funktioniert auch das Ranking Top 300 des digitalen Unternehmens artnet. Einmal monatlich stellt artnet die Liste der Top 300 zusammen, um darüber zu informieren, welche Künstler die meisten Suchanfragen erhalten haben. Gemessen werden die Nutzeranfragen auf der artnet-Preisdatenbank und auf der artnet-Verkaufsplattform. Die Top 300 von artnet trifft damit lediglich eine Aussage darüber, welche Künstler innerhalb eines Monats bei den artnet-Nutzern die höchste Popularität besaßen. Die Relevanz dieses Rankings ist damit daher eher gering. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Künstler Ranking einmal im Monat veröffentlicht wird, ist diese Rangliste allerdings dazu in der Lage auch sehr kurzfristige Verschiebung im öffentlichen Interesse zu indizieren. Derzeit führen die Künstler Fernando Amorsolo und Annie Leibovitz das artnet Ranking Top 300 an.
5. Artprice Top 500
Auch die Kunstdatenbank Artprice veröffentlich alljährlich mit den Artprice Top 500 ein eigenes Künstler Ranking: Es wird im Artprice Art Market Report publiziert. Der Maßstab für dieses Ranking ist der akkumulierte jährliche Auktionsumsatz eines Künstlers. Die Verkaufserlöse, die im Kunsthandel oder über Private Sales erreicht werden, fließen nicht mit ein, allein das Volumen der Auktionserlöse entschiedet darüber, welchen Platz ein Künstler auf dieser Rangliste erhält. Auktionen können prinzipiell als wichtiger Gradmesser für die Nachfragesituation auf dem Kunstmarkt angesehen werden, eben darüber informiert das Ranking Artprice Top 500 sehr genau.
6. Online Top 100
Die Online-Kunstplattform Artland veröffentlicht über seine Webpräsenz seit einiger Zeit jeden Monat ein eigenes Ranking, welches den Titel Online Top 100 trägt. Diese Rankingliste hat den Anspruch, die wichtigsten Kunstgalerien und Kunstmessen zu erfassen. Diese beiden eigenständigen Ranglisten werden nach einem Scoring-Verfahren erstellt, das Artland selbst konzipiert hat. Im Wesentlichen geht es bei dem Ranking von Artland darum, anhand des digitalen Fußabdrucks die digitale Relevanz einer Galerie oder Kunstmesse zu ermitteln. In das Scoring fließen zum Beispiel die Social Media-Aktivitäten ein, die von den Galerien und Kunstmessen betrieben werden. Einen weiteren Faktor bildet der Web-Traffic sowie die Anzahl und die Qualität aller Back-Links. Es sind also ausschließlich die von den Galerien und Messen ergriffenen Online-Marketing-Maßnahmen, die im Ranking von Artland erfasst und bewertet werden. Mittelbar zeigt sich dabei ,dass die Galerien, die wirtschaftlich am erfolgreichsten sind, natürlich auch mehr Möglichkeiten haben, die SEO-Aktivitäten und das Online-Marketing auf einem hohen Niveau zu betreiben. Entsprechendes gilt dabei für die Kunstmessen, auch hier verfügen die großen Kunstmessen, die eine große Bedeutung im Kunstbetrieb besitzen, natürlich über ehelich große Marketing-Budgets, die in ein professionelles Online-Marketing investiert werden können. So verwundert es nicht, dass ganz oben auf dem Scoreboard der Online Top 100 die Mega Galerien Gagosian, Hauser & Wirth und David Zwirner stehen. Bei dem Ranking für die Kunstmessen nehmen die Art Basel und die Frieze erwartungsgemäß immer die Top-Listenplätze ein.
Zur Aussagekraft von Künstler- und Kunstmarktrankings
Es existieren tatsächlich diverse Rankings, die dank des Listenformates einen sehr schnellen Überblick über die Lage auf dem Kunstmarkt vermitteln. Die Aussagekraft dieser publizierten Siegerlisten bleibt allerdings fragmentarisch. Tatsächlich ist der Unterhaltungswert in der Regel höher als ihr Informationsgehalt. Es sollten daher immer mehrere Rankings nebeneinander gelesen und studiert werden – seriöser sind dabei immer jene Listen, die nicht nach subjektiven, sondern nach quantitativen Erhebungsmethoden erstellt werden.
Es ist allerdings dringend davon abzuraten, sich bei Kaufentscheidungen auf die verfügbaren Kunstmarkt- und Künstlerrankings zu verlassen. Ebensowenig sollten Investmentüberlegungen nie allein auf ihrer Grundlage getroffen werden. Lassen Sie sich bei Ihren Kunstmarktinvestitionen lieber von erfahrenen Beratern begleiten, die aufgrund des vorhandenen Fachwissens, qualifizierte Einschätzungen vornehmen können. Ebenso gilt zu betonen, dass sämtliche verfügbare Kunstmarkt- und Künstlerrankings einen sehr
statutarischen Charakter aufweisen. Denn alle regelmäßig veröffentlichten Ranglisten weisen – und zwar unabhängig davon, nach welcher Methodik sie arbeiten – stets die selben Sieger aus. Das gilt sowohl für die präsentierten Künstlernamen wie auch für die gelisteten Galerien, Kuratoren und Sammler. Dieses Phänomen ist mit der extremen Winner-takes-all-Tendenz zu erklären, die den Kunstbetrieb erheblich bestimmt.
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Beschreibungstext
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Was alle verfügbaren Rankings gemeinsam haben, ist die Eigenschaft, dass sie wie eine Hit-Liste funktionieren: Es gibt immer einen Sieger, der die Charts anführt. Dies ist allerdings auch die einzige Gemeinsamkeit, denn die Herausgeber der verfügbaren Künstler- und Kunstmarktrankings wenden unterschiedliche Kriterien und Methoden an, um ihre Ranglisten zu erstellen. Welche wichtigen Rankings gibt es, wo werden sie veröffentlicht und nach welchen Prinzipien und Erhebungsmethoden werden die Siegerlisten erstellt?
1. Kunstkompass
Seit 1970 veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin Capital einmal jährlich das Künstler-Ranking Kunstkompass. Der Kunstkompass hat das Ziel, die 100 wichtigsten Künstler der Gegenwart aus einem Gesamtfundus von mehr als 38.000 Künstlernamen zu ermitteln und reklamiert für sich einen sehr hohen Objektivitätsanspruch. Er wurde als quantifizierbares Bewertungssystem entwickelt, das eine gute Vergleichbarkeit ermöglichen sollte – künstlerischer Erfolg sollte erstmals messbar gemacht werden.
Die Bedeutung eines Künstlers wird im Kunstkompass allerdings nur erfasst aufgrund der Resonanz, die er im Kulturbetrieb generiert. Ökonomische Daten – wie z.B. Auktionserlöse oder die Preisentwicklung eines Künstlers werden nicht gewertet und bleiben konsequent unberücksichtigt.
Die von Willi Bongard und dessen Ehefrau Linde Rohr-Bongard entwickelte Ranking-Methode arbeitet mit einer fein austarierten Systematik, nach dieser werden Ruhmespunkte vergeben für Ausstellungen in weit über 200 Museen, für Rezensionen in renommierten Fachmagazinen, aber auch für Ankäufe führender Museen und Sammlungen oder für die Verleihung künstlerischer Auszeichnungen. Aber auch die internationale Bedeutung einer Ausstellungsinstitution fließt in die Punktebewertung ein. So wird das MoMa in New York im Kunstkompass mit einer erheblich höheren Punktezahl erfasst als z.B. die Hamburger Deichtorhallen. Entsprechendes gilt für die punktmäßige Einstufung von Kunstpreisen: Der Turner Prize, der eine sehr hohe und weltweite Bedeutung besitzt, trägt einem Künstler im Kunstkompass erheblich mehr Punkte ein als eine lokale Würdigung (z.B. Berliner Kunstpreis). Je mehr Punkte ein Künstler im Laufe seiner Künstlerkarriere nach dieser Systematik sammeln konnte, desto höher sein Listenplatz im Kunstkompass.
Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass seit nunmehr 20 Jahren ungebrochen die hochbetagten Künstlerlegenden Gerhard Richter, Georg Baselitz und Bruce Naumann an der Spitze stehen. Das akkumulierend arbeitende Punktesystem des Kunstkompass hat einen erheblichen Nachteil: Es hat die starke Neigung, ältere Künstler gegenüber jüngeren Vertretern zu bevorzugen. Die „Liste der Stars von morgen“ soll diesen Umstand ausgleichen. In dem sog. Novizen-Ranking werden ausschließlich jüngere Talente gelistet, um eine Konkurrenzsituation mit etablierten Alt-Stars auszuschließen.
Für die bereits verstorbenen Künstler der Gegenwart führt der Kunstkompass ein sog. Olymp-Barometer, es wird seit Jahren unverändert von Andy Warhol angeführt – erst im Jahr 2024 setzte sich erstmals Joseph Beuys an die Spitze.
2. ArtReview Power 100
Das Ranking Power 100 wird einmal im Jahr von dem in London ansässigen Kunstmagazin ArtReview publiziert. Dieses Ranking hat das Ziel, die 100 einflussreichsten Personen des internationalen Kunstbetriebs zu erfassen. Wer sich im Zuge des Jahres im Kunst- und Kulturbetrieb besonders hervorgetan hat, wird in dieser Rangliste gewürdigt.
Gelistet werden dabei sowohl Künstler, Kuratoren, Galeristen, Sammlungsleiter, aber auch Messedirektoren, Kunstkritiker oder namhafte Sammler. Diese Rangliste hat den Anspruch, den Machtfaktor einer jeweiligen Person im Kulturbetrieb zu ermitteln, sie versteht sich selbst als eine Art Who-is-Who der Kunstszene.
Die ArtReview Power 100 wird stark von der angloamerikanischen Kunstwelt dominiert, nur wenige Deutsche schaffen es überhaupt auf diese Liste. Etwas unklar ist, nach welchen Kriterien das Ranking erstellt wird. Sicher ist nur, dass diese Rangliste von einer geheim gehaltenen Jury angefertigt wird. Die ArtReview Power 100 muss daher als höchst subjektives Meinungsbild gelesen werden, das von einem kleinen, nur aus Kunstmarkt-Insidern bestehenden Kreis erstellt wird. Dieses Ranking ist nicht daran interessiert, künstlerischen Erfolg – ob nun ökonomisch oder in Bezug auf die Resonanz im Kulturbetrieb – zu quantifizieren oder substanziiert messbar zu machen. Viel eher gibt dieses Ranking eine Bewertung darüber ab, wer in der Kunst-Szene gerade für besonders einflussreich gehalten wird.
3. Monopol Top 100
Analog dazu steht das einmal im Jahr veröffentlichte Top 100 Ranking des deutschen Kunstmagazins Monopol. Dieses Ranking wird seit 2004 immer im Dezemberheft publiziert und versteht sich als europäisch dominierte Antwort auf die Power 100 Liste von ArtReview. Ansatz und Systematik sind dem britischen Vorbild identisch nachempfunden, denn auch das Monopol Ranking Top 100 kann als Who-is Who des Kunstmarktes begriffen werden. Etwas transparenter ist jedoch die Zusammenstellung der Jury, die für die Erstellung dieser Rangliste verantwortlich ist. Neben den Mitgliedern der Monopol-Redaktion geben bekannte Kunstkritiker sowie internationale Kuratoren ihr Votum ab, um diese Siegerliste zu erstellen. Die Top 100 listet die wichtigsten Künstler, Kuratoren, Galeristen, Sammler und Museumsdirektoren des Jahres auf.
Wie die Power100 von ArtReview stellt auch das Monopol Ranking Top 100 lediglich eine Meinungsstudie über die Lage der Kunstszene dar. Ergänzend dazu veröffentlicht das Kunstmagazin Monopol in Zusammenarbeit mit der Suchmaschine Google einmal im Jahr die Top 10 der meistgesuchten Künstler im Internet. Diese Ranking-Liste verfolgt allerdings einen quantitativen Ansatz. Ihr liegt eine von Monopol zusammengestellte Auswahlliste zugrunde, auf ihr sind alle relevanten Künstlerinnen und Künstler aufgenommen, die aus der Sicht des Kunstmagazins für die Suchmaschinenanfragen relevant sind. In die Erstellung dieser Basisliste flossen die häufigsten Suchanfragen nach Künstlern ein, die über das ganze Jahr auf der Webseite von Monopol-Magazin.de erfolgten. Auf der Grundlage dieses Datensatzes wird gemeinsam mit den Daten von Google die Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet erhoben und einmal jährlich von Monopol veröffentlicht. Diese Ranking-Liste ist also lediglich ein Gradmesser dafür, welcher Künstlername in einem Jahr online ein besonders hohes Interesse auf sich vereinen konnte.
Allerdings präsentiert auch diese Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet in der Regel immer die gleichen, im Voraus zu erwartenden Namen, denn Gerhard Richter, Banksy und Picasso stehen stets vorne.
4. Artnet Top 300
Nach dem gleichen Prinzip wie die Top 10 der meistgesuchte Künstler im Internet von Google und Monopol funktioniert auch das Ranking Top 300 des digitalen Unternehmens artnet. Einmal monatlich stellt artnet die Liste der Top 300 zusammen, um darüber zu informieren, welche Künstler die meisten Suchanfragen erhalten haben. Gemessen werden die Nutzeranfragen auf der artnet-Preisdatenbank und auf der artnet-Verkaufsplattform. Die Top 300 von artnet trifft damit lediglich eine Aussage darüber, welche Künstler innerhalb eines Monats bei den artnet-Nutzern die höchste Popularität besaßen. Die Relevanz dieses Rankings ist damit daher eher gering. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Künstler Ranking einmal im Monat veröffentlicht wird, ist diese Rangliste allerdings dazu in der Lage auch sehr kurzfristige Verschiebung im öffentlichen Interesse zu indizieren. Derzeit führen die Künstler Fernando Amorsolo und Annie Leibovitz das artnet Ranking Top 300 an.
5. Artprice Top 500
Auch die Kunstdatenbank Artprice veröffentlich alljährlich mit den Artprice Top 500 ein eigenes Künstler Ranking: Es wird im Artprice Art Market Report publiziert. Der Maßstab für dieses Ranking ist der akkumulierte jährliche Auktionsumsatz eines Künstlers. Die Verkaufserlöse, die im Kunsthandel oder über Private Sales erreicht werden, fließen nicht mit ein, allein das Volumen der Auktionserlöse entschiedet darüber, welchen Platz ein Künstler auf dieser Rangliste erhält. Auktionen können prinzipiell als wichtiger Gradmesser für die Nachfragesituation auf dem Kunstmarkt angesehen werden, eben darüber informiert das Ranking Artprice Top 500 sehr genau.
6. Online Top 100
Die Online-Kunstplattform Artland veröffentlicht über seine Webpräsenz seit einiger Zeit jeden Monat ein eigenes Ranking, welches den Titel Online Top 100 trägt. Diese Rankingliste hat den Anspruch, die wichtigsten Kunstgalerien und Kunstmessen zu erfassen. Diese beiden eigenständigen Ranglisten werden nach einem Scoring-Verfahren erstellt, das Artland selbst konzipiert hat. Im Wesentlichen geht es bei dem Ranking von Artland darum, anhand des digitalen Fußabdrucks die digitale Relevanz einer Galerie oder Kunstmesse zu ermitteln. In das Scoring fließen zum Beispiel die Social Media-Aktivitäten ein, die von den Galerien und Kunstmessen betrieben werden. Einen weiteren Faktor bildet der Web-Traffic sowie die Anzahl und die Qualität aller Back-Links. Es sind also ausschließlich die von den Galerien und Messen ergriffenen Online-Marketing-Maßnahmen, die im Ranking von Artland erfasst und bewertet werden. Mittelbar zeigt sich dabei ,dass die Galerien, die wirtschaftlich am erfolgreichsten sind, natürlich auch mehr Möglichkeiten haben, die SEO-Aktivitäten und das Online-Marketing auf einem hohen Niveau zu betreiben. Entsprechendes gilt dabei für die Kunstmessen, auch hier verfügen die großen Kunstmessen, die eine große Bedeutung im Kunstbetrieb besitzen, natürlich über ehelich große Marketing-Budgets, die in ein professionelles Online-Marketing investiert werden können. So verwundert es nicht, dass ganz oben auf dem Scoreboard der Online Top 100 die Mega Galerien Gagosian, Hauser & Wirth und David Zwirner stehen. Bei dem Ranking für die Kunstmessen nehmen die Art Basel und die Frieze erwartungsgemäß immer die Top-Listenplätze ein.
Zur Aussagekraft von Künstler- und Kunstmarktrankings
Es existieren tatsächlich diverse Rankings, die dank des Listenformates einen sehr schnellen Überblick über die Lage auf dem Kunstmarkt vermitteln. Die Aussagekraft dieser publizierten Siegerlisten bleibt allerdings fragmentarisch. Tatsächlich ist der Unterhaltungswert in der Regel höher als ihr Informationsgehalt. Es sollten daher immer mehrere Rankings nebeneinander gelesen und studiert werden – seriöser sind dabei immer jene Listen, die nicht nach subjektiven, sondern nach quantitativen Erhebungsmethoden erstellt werden.
Es ist allerdings dringend davon abzuraten, sich bei Kaufentscheidungen auf die verfügbaren Kunstmarkt- und Künstlerrankings zu verlassen. Ebensowenig sollten Investmentüberlegungen nie allein auf ihrer Grundlage getroffen werden. Lassen Sie sich bei Ihren Kunstmarktinvestitionen lieber von erfahrenen Beratern begleiten, die aufgrund des vorhandenen Fachwissens, qualifizierte Einschätzungen vornehmen können. Ebenso gilt zu betonen, dass sämtliche verfügbare Kunstmarkt- und Künstlerrankings einen sehr
statutarischen Charakter aufweisen. Denn alle regelmäßig veröffentlichten Ranglisten weisen – und zwar unabhängig davon, nach welcher Methodik sie arbeiten – stets die selben Sieger aus. Das gilt sowohl für die präsentierten Künstlernamen wie auch für die gelisteten Galerien, Kuratoren und Sammler. Dieses Phänomen ist mit der extremen Winner-takes-all-Tendenz zu erklären, die den Kunstbetrieb erheblich bestimmt.
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