Vorsorgelücken finden: Was bringt die digitale Rentenübersicht?

Vorsorgelücken finden: Was bringt die digitale Rentenübersicht?


Mit wenigen Klicks den Stand der persönlichen Altersvorsorge abfragen und zwar nicht nur der gesetzlichen Rentenversicherung – das geht mit dem digitalen Portal www.rentenübersicht.de. Trotzdem reicht das nicht für eine wirklich solide Finanzplanung eines angenehmen Ruhestands.

Inhalt:

  1. Renteninformation verstehen und Versorgungslücken erkennen
  2. Interview mit Finanzplaner Markus Richert: „Die digitale Rentenübersicht ist ein hilfreiches Werkzeug, aber reicht nicht alleine aus!“
  3. Servicekasten: Digitale Rentenübersicht – so klappt es
  4. Grafik: Gar nicht mal so viel – Die durchschnittliche Rente

„Ihre Renteninformation“, so beginnt der Brief der Deutschen Rentenversicherung, der bei den meisten regelmäßig im Briefkasten landet. Zumindest wenn man den 27. Geburtstag gefeiert und fünf Jahre Beitragszeit erworben hat. Aber nur die wenigsten werden richtig schlau aus dieser Information und den prognostizierten Zahlen für Erwerbminderung, Regelaltersrente und möglicher Rentenanpassung. „Die jährlichen Renteninformationen bieten zwar eine grobe Orientierung, berücksichtigen jedoch nur im Ansatz das Thema Inflation und nicht ansatzweise die individuellen Versorgungslücken“, erklärt Timo Veeneman, Finanzanlagen- und Versicherungsfachmann vom Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG aus Osnabrück.

Hoffentlich ist die gesetzliche Rentenversicherung bei den meisten nicht die einzige Form der finanziellen Planung für einen angenehmen Lebensabend. Dass Handlungsbedarf besteht, ergab auch der im Januar erschienene Altersbericht der Bundesregierung: Danach waren im Jahr 2022 unglaubliche 18 Prozent der über 65-jährigen in Deutschland armutsgefährdet. Die Preissteigerungen der letzten Jahre dürfte die Lage noch verschlimmert haben. Wer seinen Lebensstandard ohne Abstriche nach dem Berufsleben aufrechterhalten will, sollte dringend etwas machen – zum Beispiel sich einen digitalen Überblick verschaffen.

Onlinerentenübersicht nutzen

„Idealerweise beruht eine solide Absicherung für den Ruhestand auf drei Säulen“, sagt Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln: „Neben der gesetzlichen Rentenversicherung gehört bei vielen eine betriebliche und nicht zuletzt die private Vorsorge zu den Pfeilern einer soliden Finanzplanung.“ Um hier den Überblick zu behalten, lohnt es sich auf www.rentenuebersicht.de zu klicken – quasi die digitale 2.0 Version der Renteninformation. Die Anmeldung (s. Servicekasten) funktioniert über die Steuer-ID und die Online-Ausweisfunktion des Deutschen Personalausweises, was auch für Dokumente der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union (EU) sowie Angehörige des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) klappen soll. Ist das geschafft, kann hier nicht nur der aktuelle Stand der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern auch vieler betrieblicher und privater Anbieter abgefragt werden. „Das digitale Portal schafft Transparenz, indem es Informationen aus unterschiedlichen Vorsorgesystemen an einem Ort bündelt“, lobt Spiekermann-Finanzexperte Timo Veeneman. „Es erleichtert die Übersicht über die gesamte Vorsorgesituation und hilft gegebenenfalls dabei, Versorgungslücken frühzeitig einfacher zu verdeutlichen.“

Hilfreich, aber nicht ausreichend!

Natürlich kann auch das digitale Portal der Deutschen Rentenversicherung nicht die Zukunft vorhersagen. Wie sich zum Beispiel das individuelle Einkommen und damit die Beitragszahlungen, Inflation oder Rentenpolitik entwickeln. „Zudem werden im privaten Vorsorgebereich hauptsächlich Versicherungen und nicht der ebenfalls wichtige Aufbau von anderen Vermögenswerten erfasst, das reicht vom klassischen selbstbewohnten Eigenheim bis zu gut angelegten Ersparnissen als finanzielle Reserve“, gibt auch Markus Richert von Portfolio Concept zu bedenken (s. Interview). Er empfiehlt, die digitale Rentenübersicht als Ausgangspunkt für eine umfassende Finanzplanung zu nutzen, die regelmäßig angepasst wird. Das bieten viele Versicherungen und Banken auf den ersten Blick sogar kostenlos an. Aber da sollten sich Kunden immer über die Interessenlage bewusst sein. Letztlich wird hier über Gebühren und Provisionen oder den Kauf konzerneigener Produkte indirekt bezahlt. Langfristig erfolgsversprechender kann eine unabhängige Beratung sein, allerdings gibt es die nicht umsonst. Eine solide Finanzplanung gegen ein transparentes Honorar wird im ersten Moment mehr kosten. Dafür sollten aber am Ende nicht die für den Berater oder Anbieter lukrativsten, sondern die für den Kunden unter dem Strich besten Finanzlösungen gefunden werden. Auf Dauer ist das für den im Idealfall über Jahrzehnte laufenden Prozess eines Altersvorsorgeaufbaus oft die deutlich rentablere Lösung, um Lücken zu schließen, die ein Blick in die digitale Rentenübersicht offenbaren kann. 

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Interview: „Die digitale Rentenübersicht ist ein hilfreiches Werkzeug, aber reicht allein nicht aus!“

Markus Richert

Für einen angenehmen Ruhestand ist es wichtig, sich realistisch und regelmäßig mit dem Stand der persönlichen Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Das Onlineportal www.rentenuebersicht.de der Deutschen Rentenversicherung kann hierfür ein guter Ausgangspunkt sein. Aber es braucht noch mehr.

Markus Richert: Tatsächlich kann hier die digitale Rentenübersicht ein hilfreiches Werkzeug sein. Sie ist in diesem Sinne ein Quantensprung für die Planung einer guten Basis der persönliche Altersvorsorge. Denn hier lassen sich vergleichsweise einfach und unkompliziert neben Informationen der gesetzlichen Rentenversicherung auch Verträge etwa einer privaten Rentenversicherung und der Stand der betrieblichen Vorsorge von einer wachsenden Zahl von Anbietern gesammelt darstellen. Damit kann abgeschätzt werden, welches Budget für einen angenehmen Ruhestand in Zukunft zur Verfügung stehen dürfte, wenn alles wie geplant weiterläuft.

Richert: Natürlich hat nicht jeder eine betriebliche Altersvorsorge und noch sind auch nicht alle Anbieter angebunden. Außerdem konzentriert sich der digitale Rentenüberblick im privaten Bereich auf die Versicherungsangebote. Der vielschichte Aufbau von Vermögenswerten, etwa durch Aktien, Fonds oder Immobilien, und wichtige Liquiditätsreserven bleiben dabei außen vor. Aber genau das kann sehr wichtig sein, um zum Beispiel die Kosten einer Pflegesituation bei nahen Angehörigen oder einem selbst im Alter stemmen zu können.

Richert: Im Prinzip gilt, das Thema finanzielle Ruhestandsplanung sollte möglichst früh angegangen werden, umso leichter ist es. Spätestens um den 45. Geburtstag herum, wenn der Ruhestand in eine absehbare Entfernung kommt, sollte sich jeder mit dem realistischen Stand auseinandersetzen. Es gilt einen umfassenden Finanzplan zu entwickeln, der systematisch die Einkommensquellen mit den Ausgaben abgleicht. Wer das hier gewonnene Bild über die Jahre immer wieder aktualisiert, weiß genau wie er finanziell aufgestellt ist – das schützt nicht zuletzt auch vor bösen Überraschungen etwa durch Inflation. Daraus lässt sich dann eine Strategie entwickeln, wie die persönlichen Vorstellungen eines angenehmen Ruhestands mit den eigenen Möglichkeiten am besten in Einklang gebracht werden können.

Richert: Das ist ein bisschen wie beim Zahnarzt: Je konsequenter man die Vorsorge wahrnimmt, desto weniger schmerzhaft werden in den meisten Fällen die Eingriffe. Oder anders gesagt, je kürzer die Zeit bis zum geplanten Ruhestand, desto mehr Aufwand ist es, hier noch grundsätzliche Änderungen umzusetzen. Aber das wirklich Wichtige bleibt, sich irgendwann überhaupt mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Auch kurz vor dem Renteneintritt kann ein Kassensturz noch wichtige Erkenntnisse liefern und die Lage zumindest verbessern. Selbst im Ruhestand ist es durchaus sinnvoll, das Thema weiter zu verfolgen. Denn im Idealfall bleiben noch zwei, drei oder gar mehr Jahrzehnte Zeit und da kann ein guter Finanzplan einen erheblichen Unterschied machen.

Richert: Frühere Faustformeln wie ‚Aktienquote ergibt sich aus 100 Minus Lebensalter‘ halte ich für überholt. Natürlich ist die optimale Zusammenstellung eines Anlagedepots für einen 80-jährigen eine andere als für einen 20-jährigen. Aber dass die Aktienquote quasi irgendwann gegen Null geht, nur weil jemand älter wird, ist angesichts der in den letzten Jahren erlebten Inflationswelle und den gleichzeitigen Problemen am Rentenmarkt nicht auf jeden Fall die effektivste Option, wenn es um reale Rendite geht.   

Richert: Ziele. Welchen Lebensstandard und welche finanziellen Freiheiten will ich einmal haben, auf diese Fragen sollte jeder eine Antwort haben. Um das zu erreichen, ist es dann wichtig, einen klaren Blick auf die aktuelle Ist-Finanz-Situation zu gewinnen und mit den beruflichen und familiären Plänen abzugleichen. Eine wirklich gute Altersvorsorgeplanung ist dann ein laufender Prozess, der von Jahr zu Jahr an die tatsächliche Entwicklung angepasst wird.

Servicekasten: Digitale Rentenübersicht – so klappt es

1. Personalausweis mit PIN

Um sich bei www.rentenuebersicht.de anzumelden, brauchen Sie einen Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion. Die sollte bei allen seit Mitte 2017 ausgegebenen Dokumenten grundsätzlich aktiviert sein. Sie haben dafür irgendwann auch mal einen Brief mit PIN bekommen. Sollte der verloren gegangen sein, hilft das zuständige Einwohnermeldeamt weiter. Informationen zur sogenannten „eID“ und der Freischaltung finden Sie hier: Personalausweisportal – Online-Ausweisen mit Ausweiskarte

2. Steuer-ID und Handy bereithalten

Für das Ausweisen mit dem digitalen Personalausweis gibt es spezielle Lesegeräte für den PC, aber es funktioniert genauso per NFC-Funktion, die zum Beispiel auch beim Bezahlen mit dem Smartphone genutzt wird. Zum Anmelden auf dem digitalen Rentenportal dann einfach die AusweisApp (AusweisApp: Software zur Nutzung der Online-Ausweisfunktion) auf dem Smartphone installieren, Personalausweis mit freigeschalteter sechsstelliger PIN und die Steueridentifikationsnummer bereithalten.

3. Anbieter einbinden

Ist die Anmeldung geschafft, können Sie nicht nur den aktuellen Stand der gesetzlichen Altersvorsorgeansprüche abfragen, sondern auch den einer ganzen Reihe privater Anbieter miteinbinden. Eine Anfrage soll innerhalb von 5 Tagen bereits beantwortet sein und liefert dann einen Überblick von den garantiert erreichten bis zu den prognostiziert erreichbaren Ansprüchen.

Übersicht der angebundenen Anbieter

Grafik: Gar nicht mal so viel – Die durchschnittliche Rente

Wer heute Rentner wird, sollte sich nicht allein auf die gesetzlichen Leistungen verlassen, besonders als Frau. Denn im Schnitt gibt es monatlich für Neuruheständlerinnen unter 1000 Euro im Monat, aber auch die Männer liegen mit knapp unter 1300 Euro nicht weit darüber. Angesichts steigender Kosten für Lebensmittel, Energieversorgung, usw. dürfte das allein wohl kaum für einen angenehmen Lebensabend reichen.

Quelle: WSI/DRV, https://www.wsi.de/de/einkommen-14619-durchschnittlicher-rentenzahlbetrag-von-frauen-und-maennern-14916.htm

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