
Börsenbeben 2024 - Marktpanik oder gesunde Korrektur?
Die unabhängigen Experten erklären die Auswirkungen der jüngsten Entscheidungen der japanischen Notenbank, der US-Fed und prominenter Investoren wie Warren Buffett. Sie erläutern auch, warum Tech-Aktien besonders stark betroffen sind und welche Chancen sich jetzt für Anleger bieten. Erfahren Sie, ob wir uns nach deren Einschätzung in einer gesunden Korrektur oder einem langfristigen Abwärtstrend befinden und welche Strategien die Wertpapierspezialisten für die kommenden Tage empfehlen.
Inhalt:
- Ursachen und Auswirkungen des Börsenbebens 5. August 2024
- Tech-Aktien unter Druck: Gründe für die aktuellen Verluste
- Marktausblick „Schwarzer Montag 2.0“?
- Nachkaufchancen im aktuellen Marktumfeld
- Gelegenheiten im aktuellen Markt oder nur fallende Messer?
Ursachen und Auswirkungen des Börsenbebens 5. August 2024
Die Ursachen des aktuellen Börsenbebens am 5. August 2024 sind laut Gökhan Kula von Alps Family Office auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Er nennt die Aufwertung des japanischen Yens durch die japanische Notenbank, schlechte Wirtschaftsdaten aus den USA und die Entscheidung der US-Notenbank, die Leitzinsen hoch zu belassen. Der Markt wird zusätzlich durch den Verkauf großer Aktienpakete durch Warren Buffetts Berkshire Hathaway beeinflusst. Insbesondere überbewertete Technologietitel hätten eine Korrektur erwartet.
Manfred Rath von KSW Vermögen ergänzt, dass schwache Konjunkturdaten und Zweifel am Fortbestand des „Tech-Booms“ das Börsenbeben verstärkt haben.
Japan verzeichnete den größten Absturz seit 37 Jahren. Laut Kula löste die überraschende Zinserhöhung der japanischen Notenbank den Absturz des Nikkei aus. Der stärkere Yen belastet die exportorientierte japanische Wirtschaft, was in Verbindung mit schwächeren US-Daten zu einem panikartigen Verkauf japanischer Aktien führte. “Vermutlich nutzten auch viele internationale Investoren die aktuelle Panikphase dazu, ihre Japan Investments zu veräußern und in den USA zu reinvestieren”, so Kula. Rath ist ebenfalls der Meinung, dass der erstarkte Yen die Exportwerte belastet habe.
Rezessions- und geopolitische Ängste erscheinen plötzlich so wichtig. Kula ist der Ansicht, dass die hohe Bewertung von US-Technologietiteln und Sorgen um eine Rezession schon länger bestehen. Die jüngsten US-Konjunkturdaten und hohen Leitzinsen hätten diese Ängste verstärkt. Er betont, dass die Börse kurzfristig psychologisch getrieben wird, langfristig jedoch fundamentale Daten entscheidend sind: “Bei nüchterner Betrachtung lässt sich aus unserer Sicht feststellen, dass sich in den letzten paar Tagen ökonomisch nicht wirklich viel verändert hat und es sich um eine gesunde Korrektur handelt.”. Rath meint, dass die Märkte die Rezessions- und geopolitischen Ängste bisher ignoriert hätten.
V-CHECK Podcast: Börsensturz – Was können Anleger jetzt tun? – mit Kapitalmarktstratege Stefan Riße
Tech-Aktien unter Druck: Gründe für die aktuellen Verluste
In Bezug auf die stark fallenden Tech-Aktien wie Apple und NVIDIA erklärt Kula, dass die hohen Bewertungen und spekulatives Interesse diese Aktien besonders anfällig für Korrekturen machen. Zudem belastet der Teilverkauf von Warren Buffett bei Apple den Kurs.
Rath betont, dass die extreme Rallye der Tech-Aktien und ihre hohen Bewertungen nun erste Risse zeigten.
Marktausblick – “Schwarzer Montag 2.0”?
Für die kommenden Tage an den Börsen erwartet Kula weiterhin volatile Märkte. Die Neubewertung der Situation sei noch nicht abgeschlossen. Die geringere Liquidität im Sommer könne zu stärkeren Ausschlägen führen. Rath ergänzt, dass die Märkte erst einmal analysieren, was passiert ist, und auf weitere Signale achten werden. “Der August kann schon noch ein paar weitere holprige Tage hervorbringen.”, so Rath.
Die Frage, ob es sich um einen “Schwarzen Montag 2.0” handelt, verneint Kula für die US- und europäischen Märkte. Er sieht eine gesunde Korrektur, die spekulative Marktteilnehmer zum Ausstieg zwingt. Rath stimmt ihm zu, dass die Rückgänge nicht dramatisch genug waren.
Nachkaufchancen im aktuellen Marktumfeld
Udo Rieder von KSW Vermögen erklärt, dass Privatanleger oft Nachkaufchancen in stark gefallenen Werten sehen, diese jedoch häufig fundamentale Probleme aufweisen. Er rät zu soliden Werten mit guten Fundamentalkennzahlen.
David Bienbeck von Albrech & Cie. betont, dass es insbesondere unter den günstigen Titeln, die operativ gesund sind und wachsen, ausreichend Aktien mit guten mittel- und langfristigen Aussichten gibt.
Ergänzend empfiehlt Rolf Ehlhardt von der I.C.M. Vermögensberatung Mannheim, die Liquidität auf 20 Prozent auszubauen und vereinzelt Qualitätsaktien wie z.B. Allianz, Nestle oder Roche zu kaufen.
Gelegenheiten im aktuellen Markt oder nur fallende Messer?
Welche Werte jetzt wieder „billig“ sind, müsse immer relativ im Vergleich zur Branche oder dem Gesamtmarkt betrachtet werden, erklärt Rieder.
Bienbeck weist darauf hin, dass es viele Aktien gibt, die vom jüngsten Aufschwung kaum profitiert haben und aufgrund ihrer Wachstumsperspektiven Aufholpotenzial besitzen. Als Beispiel nennt er Einhell, die trotz guten Wachstums und einer intakten Expansionsstrategie günstig bewertet sind. Er erwähnt auch die Shareholder Value Beteiligungen AG, die ein fondsähnliches Portfolio mit einem hohen Rabatt zum inneren Nettowert der Beteiligungen bietet. Dieses Portfolio umfasst hochrentable Rohstoff- und Energiewerte, Laborausrüster, einen marktführenden Anbieter von IT-Sicherheit und das marktführende Marktforschungsinstitut. “Trotz der teils guten Perspektiven ist hier keine Fantasie eingepreist.”, so Bienbeck.
Nur fallende Kurse an den Märkten gibt es laut Rieder nicht. Allerdings wies er darauf hin, dass sich die Wirtschaft in vielen Regionen abkühle, die Stimmung sich eintrübe und die Märkte charttechnisch angeschlagen seien. Daher sei es ratsam, nicht zu optimistisch in Bezug auf eine kurzfristige Erholung der Märkte zu sein. Er glaubt, dass es zukünftig bessere Einstiegsmöglichkeiten geben werde, auch weil die aktuelle Saisonalität keine Unterstützung biete. Bienbeck sprach sich insbesondere bei Tech-Werten für Vorsicht aus. Trotz der jüngsten Kurskorrekturen hätten viele dieser Werte immer noch hohe Bewertungen. “Hier könnten aus unserer Sicht noch einige Unternehmen für negative Überraschungen sorgen, wenn das Wachstum ausbleibt, das für die optimistische Bewertung erforderlich ist.”, so Bienbeck.
Das sieht der Mannheimer Finanzexperte Rolf Ehlhardt ähnlich: “Wenn jetzt die Börse beginnt, eine Rezession einzupreisen, könnte nach einer kleinen Erholung eine 2. Verkaufswelle kommen, die dann unter das Tief vom Montag läuft.”
Börsencrash oder nur Korrektur? Was sollten Anleger jetzt tun, Andreas Glogger?
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