Der Zinseszinseffekt – die stärkste Kraft im Universum?

Der Zinseszinseffekt – die stärkste Kraft im Universum?


Wer Kapital ansparen will, sollte dies langfristig tun und auf die Wiederanlage seiner Erträge achten. Denn dann wächst das Vermögen exponentiell.

Inhalt:

Als achtes Weltwunder und stärkste Kraft im Universum soll Albert Einstein den Zinseszinseffekt einst bezeichnet haben. Ob das wirklich stimmt, ist bei Zitaten immer offen. „Klar ist aber, dass der Zinseszinseffekt für Sparer eine unglaubliche Kraft entwickelt, die das angesparte Vermögen ab irgendeinem Punkt exponentiell steigen lässt“, sagt Bernd Linke, Geschäftsführer der Hoppe Vermögensbetreuung in Menden.

Konkret erläutert er die Magie des Zinseszinseffekts so: „Werden die bereits verdienten Erträge jedes Mal sofort wieder angelegt, dann helfen diese im Laufe der Zeit kräftig beim Vermögensaufbau mit – und das ohne weiteres Zutun des Vermögensinhabers.“ Das verdeutlicht ein Beispiel: Angenommen, jemand hat 10.000 Euro und bekommt darauf fünf Prozent Zinsen pro Jahr, also 500 Euro nach dem ersten Jahr. Legt man diese 500 Euro erneut an, dann bekommt man im zweiten Jahr die fünf Prozent auf die Summe von 10.500 Euro. Das sind dann bereits 525 Euro. Im dritten Jahr werden nun 11.025 Euro verzinst und so weiter.

„Und das funktioniert nicht nur bei einem einmal angelegten Betrag, sondern auch, wenn man über lange Zeiträume regelmäßig Geld anspart“, erläutert Stefanie Dyballa von der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg. Die Expertin hat das beispielhaft durchgerechnet. „Um auf einen Betrag von 500.000 Euro zu kommen, müsste ein Sparer bei einer jährlichen Rendite von sechs Prozent und der konsequenten Wiederanlage der Erträge 40 Jahre lang 261 Euro jeden Monat einzahlen“, sagt sie. Wer 50 Jahre lang spart, braucht sogar nur 139 Euro pro Monat.

Junge Sparer profitieren immens

Das verdeutlicht auch, wie wichtig der Zeithorizont der Anlage ist. „Man sollte in der Tat so früh wie möglich mit dem Sparen beginnen“, rät Linke. Wie sehr sich das auswirkt, zeigt ebenfalls ein Rechenbeispiel. Wer monatlich 100 Euro für 30 Jahre und bei einer Verzinsung von acht Prozent pro anlegt, kommt auf rund 141.000 Euro.

„Wer aber zehn Jahre später anfängt und damit nur 20 Jahre Zeit hat, der muss bei gleicher Rendite monatlich 250 Euro zurücklegen, um auf einen ähnlichen Betrag zu kommen“, so Linke. In diesem Beispiel ergibt sich durch den späteren Beginn ein finanzieller Mehraufwand von 24.000 Euro, der dann womöglich zu Lasten der Lebensqualität geht.

Vergleich Zinseszinseffekt

Um aber möglichst stark vom Zinseszinseffekt zu profitieren, ist neben dem Anlagehorizont der jährliche Ertrag die zweite wichtige Stellschraube. Zwar bieten Zinsanlagen derzeit wieder drei bis vier Prozent. „Nach Steuern aber bleibt bestenfalls eine laufende Rendite, die etwas über der derzeitigen Inflation liegt, und damit können Sie den Wert Ihres Kapitals nur real erhalten, haben aber keinen Wertzuwachs“, erklärt Dyballa.

Ohne Aktien geht’s nicht

Dagegen seien Aktien für den erfolgreichen Vermögensaufbau unerlässlich. „Denn sie bieten langfristig mit durchschnittlich sechs bis acht Prozent im Jahr die höchste Rendite“, sagt Linke. Wie die Magie des Zinseszinseffekts bei Aktien wirkt, lässt sich am Dax zeigen, wo der Kurs-Dax die reine Kursentwicklung abbildet, und die Performance-Variante alle ausgeschütteten Dividenden und deren Wiederanlage enthält.

V-CHECK Podcast: Wie finde ich die richtige Aktie?

Das Deutsche Aktieninstitut ermittelte, dass 2022 fast 13 Millionen Menschen in Aktien, Aktienfonds oder börsennotierten Indexfonds, sogenannte ETFs investiert waren. Das sind 830.000 mehr als im Vorjahr. Diese Anlegerinnen und Anleger sind natürlich auch der Suche der der „richtigen“ Aktie. Doch wie findet man die? Wolfgang Juds, geschäftsführender Gesellschafter der Credo Vermögensmanagement GmbH in Nürnberg rät im V-CHECK Podcast, auf Qualität zu setzen. Jetzt reinhören!

„Seit 1987 hat der Performance-Dax im Schnitt eine jährliche Rendite von 8,6 Prozent gebracht, beim Kurs-Dax waren es 5,27 Prozent“, informiert Dyballa. „Insgesamt macht die Wiederanlage der Dividenden und der daraus resultierende Zinseszinseffekt beim DAX seit 1987 bis heute gut die Hälfte der Gesamtrendite von rund 1.600 Prozent aus.“

Um bei Aktien vom Zinseszinseffekt zu profitieren, sollte man deshalb bei der Produktwahl genau hinsehen. „Am einfachsten geht das mit einem thesaurierenden Fonds“, sagt Linke. „Dort werden alle Erträge automatisch wieder angelegt, ohne das zusätzliche Kosten für den Anleger entstehen.“ Wer dann noch auf eine breite Streuung seiner Anlage achtet, kann langfristig von der stärksten Kraft des Universums profitieren und sich erfolgreich ein Vermögen aufbauen.

Wann sind Sie finanziell unabhängig?

Finden Sie mit wenigen Klicks absolut anonym und kostenfrei heraus, ab wann Sie finanziell unabhängig sind und Ihr Leben nur noch genießen können. Nutzen Sie dazu den Online-Rechner mit Sofortergebnis.

Jetzt finanzielle Freiheit berechnen!

Interview: „Beim Vermögensaufbau sind Aktien alternativlos“

Stefanie Dyballa
Wer langfristig ein Vermögen ansparen möchte, muss auch auf Aktien setzen. Warum das so ist und wie viel man dort investieren sollte, erläutert Stefanie Dyballa von der KSW Vermögensverwaltung.

Frau Dyballa, warum empfehlen Sie Aktien für den Vermögensaufbau?

Stefanie Dyballa: Damit beteiligen sich Anleger am Produktivkapital, das Werte schafft, man hat einen Sachwert im Portfolio und eine der renditestärksten Anlageklassen. Letzteres ergibt sich daraus, dass Aktien einen eingebauten Inflationsschutz haben. Inflation beschert Unternehmen über höhere Preise steigende Einnahmen und letztlich Wachstum.

Und daraus ergibt sich der Wertzuwachs für den Anleger?

Dyballa: Anders als bei reinen Zinsanlagen gibt es hier zwei Komponenten: Zum einen die Kursgewinne, die allerdings variabel sind. Zum anderen die Dividenden, die der Anleger, um vom Zinseszinseffekt zu profitieren, am besten reinvestieren sollte. Allerdings darf man Dividenden nicht mit Zinsen gleichsetzen, weil Ausschüttungen auch sinken oder ausfallen können – je nachdem, wie sich das Unternehmen entwickelt. Insgesamt aber ergibt sich bei Aktien langfristig ein Wertzuwachs von sechs bis acht Prozent im Schnitt pro Jahr.

Aber bestehen bei Aktien nicht auch deutlich höhere Risiken?

Dyballa: Kurzfristig auf jeden Fall. Hier kann es zu erheblichen Risiken in Form von mitunter sehr heftigen Kursschwankungen. Da kann das eingesetzt Kapital auch 50 Prozent und mehr an Wert verlieren. Das Gute aber ist: Langfristig, wenn man länger als 15 Jahre sein Geld breit gestreut investiert, geht die Verlustwahrscheinlichkeit gegen Null.

Wie hoch kann folglich der Aktienanteil sein?

Dyballa: Das hängt von der Risikoneigung des einzelnen ab. Das heißt, wer nachts nicht schlafen kann, wenn sein angelegtes Geld an Wert verliert, sollte eine geringere Aktienquote haben. Grundsätzlich aber kann man bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren und mehr, den jüngere Menschen und Berufseinsteiger haben, vollständig in Aktien gehen.

Aber das ändert sich dann im Zeitablauf?

Dyballa: Früher gab es die Formel Aktienquote entspricht 100 minus Lebensalter. Die gilt so nicht mehr, weil die Lebenserwartung stark gestiegen ist. Wer mit 65 Geld anlegt, hat einen Anlagehorizont von über 15 Jahre im Schnitt. Damit kann die Aktienquote auch höher sein als 35 Prozent. Wir empfehlen bei Eintritt ins Rentenalter eher zwischen 40 und 70 Prozent – abhängig von der Risikoneigung.

“Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Das bekannte Sprichwort trifft den Nagel auf den Kopf: Mit dem Sparen und Geldanlegen sollte man am besten so früh wie möglich beginnen. Denn dann greift der Zinses-Zins-Effekt und die Chance, Millionär zu werden, steigt erheblich. Wie das am besten klappen kann, weiß Vermögensverwalterin Stefanie Dyballa von der KSW Vermögensverwaltung AG. Im Interview mit Börsenmoderator Andreas Franik verrät sie die besten Tipps – aufgezeichnet auf dem Vermögenstag der V-Bank in München.

Infokasten: So funktioniert der Zinseszinseffekt

Beim Zinseszinseffekt profitieren Anleger von der Wiederanlage der bereits erzielten Erträge. Wie er funktioniert, lässt sich am besten an einem Beispiel zeigen: Angenommen jemand legt 10.000 Euro mit einem Zins von fünf Prozent pro Jahr an. Nach den ersten zwölf Monaten bekommt der Anleger 500 Euro. Wird dieser Ertrag reinvestiert, dann erhält der Anleger im zweiten Jahr die fünf Prozent auf die Summe von 10.500 Euro, also 525 Euro. Im dritten Jahr werden dann 11.025 Euro verzinst und so weiter. Dieser Effekt hat zur Folge, dass das angesparte Geld im Laufe der Zeit überproportional wächst.

Im Folgenden sollen einige Beispielrechnungen zeigen, wie sich der Zinseszinseffekt über lange Zeiträume beim Sparen auswirkt. In Tabelle 1 unten wird gezeigt, welche Beträge über verschiedene Zeiträumen bei unterschiedlichen Rendite angelegt werden müssen, um auf die Endsumme von 500.000 Euro zu kommen.

Bekommt man zum Beispiel eine Rendite von sechs Prozent pro Jahr, was am Aktienmarkt langfristig realistisch ist, und legt diese konsequent wieder an, dann muss man bei einem Ansparzeitraum von 30 Jahren 511 Euro pro Monat zurücklegen, um auf die Zielsumme von 500.000 Euro zu kommen. Wer zehn Jahre früher mit dem Sparen anfängt, muss nur 261 Euro monatlich auf die Seite legen, um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Und wer einen Zeitraum von 50 Jahren zur Verfügung hat, braucht lediglich 139 Euro jeden Monat. Das zeigt, dass sich der Zinseszinseffekt um so stärker bemerkbar macht, je länger der Zeitraum ist, über den man spart. Er wirkt im Laufe der Zeit also überproportional.

Jahre Performance 8% p.a. Performance 6% p.a. Performance 4% p.a.
10 Jahre 2.759 EUR 3.063 EUR 3.398 EUR
20 Jahre 874 EUR 1.098 EUR 1.370 EUR
30 Jahre 353 EUR 511 EUR 728 EUR
40 Jahre 155 EUR 261 EUR 430 EUR
50 Jahre 70 EUR 139 EUR 268 EUR

Quelle: KSW Vermögensverwaltung AG; nicht berücksichtigt sind anfallende Kosten und Steuern.

Die Wirkung des Zinseszinseffekts bei der Wiederanlage der Erträge im Unterschied zur Entnahme der jährlichen Rendite verdeutlicht noch einmal Tabelle 2. Nimmt man einen einmaligen Anlagebetrag von 100.000 Euro bei einem jährlichen Ertrag von acht Prozent, dann hat man nach zehn Jahren bei der Wiederanlage der Erträge, also der thesaurierenden Variante, fast 36.000 Euro mehr zur Verfügung. Nach 50 Jahren ist das Ergebnis bei der Wiederanlage (4,69 Millionen Euro) etwa neun Mal so hoch, wie bei der Entnahme des laufenden Ertrags (0,5 Millionen Euro).

Jahre Thesaurierend Ausschüttend*
10 Jahre 215.892 EUR 180.000 EUR
20 Jahre 466.095 EUR 260.000 EUR
30 Jahre 1.006.265 EUR 340.000 EUR
40 Jahre 2.172.452 EUR 420.000 EUR
50 Jahre 4.690.161 EUR 500.000 EUR

Quelle: KSW Vermögensverwaltung AG; nicht berücksichtigt sind anfallende Kosten und Steuern; *Endwert + ausgeschütteter Gewinn

Sparer aufgepasst: So machen Sie leider einen sicheren Verlust, obwohl die Zinsen zurück sind!

Die Zinsen sind zwar wieder zurück, doch allzu sehr sollten sich die Sparer darüber nicht freuen. Denn bei einer Anlage von drei Prozent auf dem Tagesgeldkonto machen sie zurzeit einen sicheren Verlust. Vermögensverwalter Andreas Glogger, Geschäftsführer bei GLOGGER & PARTNER, erläutert im “Video der Woche” die Gründe für das garantierte Minus und erklärt, warum eine Geldanlage mit Aktien auf lange Sicht mehr Sinn macht.


Sie sind auf der Suche nach hilfreichem Expertenwissen rund um die erfolgreiche Geldanlage?

V-CHECK bietet Ihnen regelmäßig unabhängige Tipps direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden

Mit unseren Social Media Kanälen bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Sie finden uns auf: Facebook | LinkedIn | YouTube | Instagram | Pinterest